EU-Richtlinie Ökodesign

Ersatzteile für Elektrogeräte - das sollten Sie wissen

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Autor/in
Sabine Stöhr
Porträtfoto der SWR4 Moderatorin Sabine Stöhr, lächelnd
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Andreas Reinhardt
Bild von Wirtschaftsredakteur Andreas Reinhardt

Die Waschmaschine geht gerne unerwartet kaputt. Wer selbst reparieren möchte und nach Ersatzteilen sucht, muss viel Geduld mitbringen. Das muss sich ändern, so Verbraucherschützer.

Vor zwei Jahren wurde die Ökodesign-Richtlinie der EU geschaffen. Sie verpflichtet Hersteller dazu, Ersatzteile für Kundinnen und Kunden bereitzuhalten. Aber an die Teile ranzukommen, und das zu einem fairen Preis, ist nicht so einfach. Das beklagt auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Der Dachverband hat im Rahmen einer Marktstudie zehn Modelle der zehn meistverkauften Marken in puncto Ersatzteile geprüft.

Ersatzteile finden und Reparaturanleitung: problematisch

Danach waren bei acht Herstellern die Ersatzteile zwar grundsätzlich verfügbar, oftmals aber nur schwer auf der Webseite zu finden und erst nach vielen Klicks. "Das ist schon ganz schön häufig", sagt Sabine Stöhr, Redakteurin in der SWR-Redaktion Umwelt und Ernährung. Manche Hersteller würden zum Nachfragen für die Verbraucher wenigstens auch eine Service-Telefonnummer anbieten.

Wer erfolgreich bestellt hat, möchte auch wissen, wie das Teil dann am besten zuhause in die Maschine eingebaut wird. Dazu stellen aber nur vier der getesteten zehn Hersteller eine Anleitung zur Reparatur zur Verfügung.

Altersfreigabe: ab 0 (verfügbar von 0 Uhr bis 24 Uhr)

Preisspanne bei Ersatzteilen gewaltig

Ein weiterer Kritikpunkt der Verbraucherschützer ist die riesige Preisspanne bei den Ersatzteilen. So kann zum Beispiel ein Waschmittelbehälter bei einer Marke nur etwa sechs Euro kosten, ein vergleichbares Teil bei einer anderen Marke aber schon mehr als 70 Euro.

Bei einer Dichtung soll es Unterschiede beim Preis von etwa 40 bis 120 Euro geben. Erfreulich: Fast alle getesteten Anbieter hielten sich an die gesetzliche Vorgabe von 15 Arbeitstagen für die Lieferung von Ersatzteilen, wobei die meisten sogar deutlich schneller lieferten.

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Verbraucherschützer fordern einen Reparatur-Index

Der Verbraucherzentrale Bundesverband setzt sich für einen Reparatur-Index ein. Der könnte ähnlich sein wie ein EU-Energielabel, der Aufkleber mit den Buchstaben und Farben zur Energieeffizienz eines Geräts. Darauf könnte vermerkt sein, wie gut und wie teuer sich etwa die Waschmaschine reparieren lässt. Der Gesetzgeber müsse verständliche Reparaturanleitungen zur Pflicht machen, fordern die Verbraucherschützer. Falls keine Anleitung vorhanden sei, müsse dies angemessen sanktioniert werden.

"Es reicht offenbar nicht, die Hersteller per Richtlinie zu mehr Nachhaltigkeit aufzufordern, also dass Produkte reparierbar sein müssen. Wir als Verbraucherinnen und Verbraucher können zudem mit den Füßen abstimmen, wenn uns das wichtig ist", sagt SWR-Redakteurin Sabine Stöhr.

Die Ökodesign-Richtlinie der EU-Kommission

Hersteller verschiedener energieverbrauchender Produkte - wie Fernseher, Kühlschränke, Spül- und Waschmaschinen - dürfen seit März 2021 nur noch Geräte auf den Markt bringen, wenn sie Ersatzteile und Reparaturanleitungen vorhalten. Und das bis sieben oder zehn Jahre nachdem das Produkt zum letzten Mal in der EU auf den Markt kam. Die Ersatzteile müssen Fachbetrieben für Reparatur zugänglich sein, in manchen Fällen auch Verbraucherinnen und Verbrauchern selbst.

Zudem müssen Ersatzteile mit „allgemein verfügbaren Werkzeugen und ohne dauerhafte Beschädigung am Gerät ausgewechselt werden können“, so regeln es Ökodesign-Produktverordnungen der EU. Die Lieferfrist für die Ersatzteile darf dabei höchstens 15 Werktage betragen.

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