Mit Schmackes knallt ein Roboterarm den Staubsauger an den Türrahmen und zerrt ihn über die Türschwelle - ein Belastungstest. 10.000 Mal muss der Staubsauger über die Schwelle fahren, 500 Mal wird er jeweils an den rechten und linken Türrahmen gedonnert. Das nächste Gerät zieht das Stromkabel aus einem anderen Staubsauger - 6.000 Mal. Zwei Türen weiter laufen 15 Staubsauger im Dauertest.
60 Jahre Testergebnisse für Verbraucher
Um die Qualität zu beurteilen, lässt die Stiftung Warentest sämtliche Produkte in unabhängigen Labors prüfen, nachdem sie gemeinsam mit Experten und Verbraucherschützern die Kriterien dafür festgelegt hat. Ein Konzept, das seit Jahrzehnten funktioniert.
Seit der Gründung der Stiftung Warentest am 4. Dezember 1964 wurden 9.200 Tests durchgeführt. Heute kennen fast alle Menschen in Deutschland die Stiftung Warentest. Ein Drittel von ihnen orientiert sich vor einer Neuanschaffung an den Testergebnissen.
Bewertungen für Produkte, Dienstleistungen, Digitales
Dabei gab es durchaus Startschwierigkeiten, denn das erste Heft mit nur zwei Tests floppte. Es fehlten konkrete Ergebnisse, und die beiden lasziv schauenden Frauen auf dem Titelblatt waren vielen zu sexy. Die Nähmaschine dagegen, um die es im Test eigentlich ging, war schlecht zu erkennen. Das änderte sich schnell, schon bald standen die Produkte im Fokus.
Die Produkttests seien bis heute sehr wichtig, erklärt Vorständin Julia Böhne. Daneben würden aber auch immaterielle Angebote getestet, wie Apps oder Dienstleistungen.
Testurteil "Sehr gut" – Warum Produkte getestet werden
Traumberuf Kartoffelchips-Tester, den ganzen Tag nur Chips futtern… Das wär‘s doch! Aber läuft das wirklich so ab? Robert will rausfinden, was bei einem Warentest wichtig ist.
Streit um Schokolade und Riester-Rente
Dabei lief in der 60-jährigen Geschichte nicht immer alles glatt. Im Jahr 2002 räumte die Stiftung Warentest erhebliche Mängel in ihren Untersuchungen zu den Versicherungsangeboten für die Riester-Rente ein. Die September-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest wurde vom Markt genommen.
Gut 20 Jahre später folgte der nächste Verkaufsstopp: Der Schokoladenhersteller Ritter Sport aus Waldenbuch hatte ihn durchgesetzt. In einem Schokoladentest hatte die Stiftung Warentest Ritter Sport vorgeworfen, künstliches Vanillearoma verwendet zu haben und die Schokolade deshalb mit "mangelhaft" bewertet. Ritter Sport beharrte darauf, dass nur natürliche Aromen verwendet worden waren und bekam vor Gericht schließlich Recht.
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Produkte und Dienstleistungen haben sich verbessert
Doch die Liste der Erfolge ist länger als die der Niederlagen. 2005 wiesen die Warentester Weichmacher in Olivenöl nach, 2012 Mineralöl in der Schokolade von Adventskalendern. Diese Belastungen sind inzwischen beseitigt oder zumindest niedriger.
Mithilfe der Stiftung Warentest wurden außerdem Versicherungsbedingungen verständlicher formuliert. Kindersitze sind sicherer geworden, Komposthäcksler ebenso.
In einem Test im Jahr 1985 fielen fast alle Geräte durch. Ein Hersteller klagte, weil die Häcksler den gültigen Anforderungen und Normen entsprachen. Doch der Bundesgerichtshof entschied, dass die Stiftung im Sinne des Verbraucherschutzes strengere Maßstäbe anlegen durfte. Dieses Urteil war für die Warentester entscheidend und hat anschließend zur Verschärfung verschiedener Vorgaben geführt.
So sind über die Jahre etliche Produkte sicherer und besser geworden. Übrigens auch Staubsauger.