Aus welchem Material bestehen die Abflussrohre?
Gusseisen, Stahlblech, Blei und Steinzeug waren früher das Material, aus dem Abflussrohre hergestellt wurden. Heute finden fast ausschließlich Kunststoffrohre aus PP (Polypropylen) oder PVC (Polyvenylchlorid) Verwendung.
Dieses Material ist leicht, einfach zu installieren, verrottet nicht und ist preiswert. Außerdem ist es weitestgehend bruchfest, ungiftig, formstabil und beständig gegen alle im Haushalt vorkommenden Säuren, Laugen und Lösungsmittel.
Rohrsysteme und Formteile gibt es als HT-Rohre (Hochtemperatur-Rohre) in grau aus PP für innen und für hohe Temperaturen geeignet. Daneben KG-Rohre (Kanal-Grundrohr) aus PVC für Leitungen unter der Kellersohle und im Erdreich.
Richtige Verlegepraxis wichtig
Abflussrohre verlegt man in bewohnten Geschossen in der Wand oder in Rohrschächten. Bei Vorwand-Installationen liegen die Rohre unsichtbar im Hohlraum. Fast waagrechte Rohre werden auch manchmal hinter einem Verkleidungssockel dicht über dem Boden verlegt und im Keller findet die Verlegung auf der Wand statt.
Abwasserrohre werden grundsätzlich mit leichtem Gefälle verlegt, wobei das Muffenende, die verdickte Steckverbindung, immer in die Richtung zeigt, aus der das Wasser kommt.
Die Faustregel lautet: Ein Prozent, also ein Zentimeter Höhendifferenz auf ein Meter Rohrlänge! Ist das Gefälle zu stark, besteht die Gefahr, dass das Wasser über die Feststoffe im Rohr hinweg schießt. Bei einem zu geringen Gefälle reicht die Wasserkraft nicht aus, sie vor sich her zu schieben und so setzt das Rohr in beiden Fällen langsam zu.
Begünstigt wird dies zusätzlich durch vor allem langfaserige Abfälle wie Haare oder Staubflusen und Hautschuppen, die sich mit Seifenresten verbinden und mit der Zeit im Rohr absetzen.
So beugen Sie einem verstopften Abfluss vor!
- Speisereste und Kosmetikartikel gehören in den Müll, organische Abfälle auf den Kompost oder in die Bio-Tonne.
- Wenn Sie "Ölziehen" praktizieren, gehört das Mundziehöl immer in den Restmüll und nicht ins Waschbecken.
- Legen Sie auf Ihre Abflüsse immer ein Schmutzauffangsieb aus Kunststoff oder Edelstahl, damit grobe Feststoffe und vor allem Haare und langfaserige Abfälle zurück gehalten werden.
- Sparen Sie trotz zeitgemäßem Umgang mit Wasser nicht an der Toilettenspülung – die Abflussrohre müssen immer reichlich durchgespült werden.
- Achten Sie auf Toilettenpapier, das schnell verflockt und sich leicht auflöst.
- Verwenden Sie nicht mehr als zwei feuchte Toilettenpapierstücke pro Toilettengang.
- Werfen Sie keine Feuchttücher (z. B. Babyfeuchttücher etc.) in die Toilette.
- Grundsätzlich lohnen sich das regelmäßige Durchspülen mit einer Sodalösung und der Einsatz des Saugstampfers.
Richtige Reinigungsmittel einsetzen
Badreiniger - sauer eingestellte Sanitärreiniger:
Normale Verschmutzungen reinigen Sie immer mit einem sauer eingestellten Sanitärreiniger, dem sog. Badreiniger. Bevorzugen Sie Zitronensäure oder Milchsäure. Dies sind nicht flüchtige Säuren, da flüchtige Säuren, wie z. B. Essigsäure, die Qualität der Innenraumluft verschlechtern können.
Diese Produkte weisen einen ph-Wert unter 7 auf und wirken gegen Verschmutzungen wie Kalkrückstände, Kalkseife, Urinstein und Rostablagerungen. Organische Säuren brauchen eine Einwirkzeit von einer bis fünf Minuten. Nachfüllbeutel sparen Verpackungsmaterial und machen den Badreiniger preiswert. Sie werden direkt und zusammen mit kaltem Wasser angewendet und sollten mit einem Reinigungstextil aufgetragen werden.
Badreiniger können bei allen keramischen, emaillierten, Glas- und Kunststoffoberflächen eingesetzt werden, sie sind nicht geeignet für Holz, Acryl- und Aluminiumoberflächen, alte emaillierte Badewannen, Marmor- und Natursteine.
Flüssige WC-Reiniger:
Flüssige WC-Reiniger sind häufig viskos und haften dadurch länger an den senkrechten Flächen. Dadurch wird die Einwirkdauer verlängert, was die Reinigungswirkung verbessert. Da sauer reagierende Reiniger die Keramik nicht angreifen, können Sie diese bei starker Verschmutzung auch mehrere Stunden einwirken lassen. Allerdings sollte das Reinigungsmittel nicht vollständig antrocknen, damit das Material geschont wird.
Nach der Einwirkzeit reinigen Sie den Innenbereich der Toilette mit der WC-Bürste und entfernen den Schmutz durch Spülen. WC-Reiniger sind auf Grund ihrer Zusammensetzung in der Regel keimtötend. Somit brauchen Sie keine zusätzlichen Desinfektionsmittel.
Tipp: Während der WC Reiniger in der Toilette wirkt, sollten Sie den Deckel geöffnet lassen. Die sauren Ausdünstungen des Reinigers können sonst weiße Kunststoffdeckel mit der Zeit gelblich verfärben.
Was Sie nicht tun sollten:
- Benutzen Sie auf keinen Fall vorbeugend Mittel zur Abflussreinigung, denn sie enthalten stark ätzendes Natriumhydroxid (fällt unter die Gefahrenstoffverordnung), das bei Kontakt mit Haut, Augen und Schleimhäuten gefährliche Verätzungen verursachen kann und das Abwasser stark belastet.
- Pulverförmige Reiniger lösen eine komplizierte chemische Reaktion aus, die auch zu einer Erwärmung des Abflussrohres führt. Kunststoffrohre oder Kunststoffverbindungen können geschädigt werden.
- Flüssige Abflussreiniger unterscheiden sich in den Inhaltsstoffen nicht wesentlich - sie enthalten zusätzlich lediglich Tenside und Chlorbleichlauge. Außerdem führen Abflussreiniger selbst zu Rückständen und entwickeln in Verbindung mit säurehaltigen WC-Reinigern giftige Chlorgase.
- Kaffeesatz wird fälschlicherweise oft als Rohreinigungsmittel angepriesen. Er enthält Fette und bindet die Feststoffe im Rohr auf Dauer erst Recht.
- Cola ist und bleibt ein Getränk und verursacht in der Kläranlage nur Aufwand durch den Abbau des Zuckers und Backpulver gehört in den Kuchen. Beides eignet sich keinesfalls als Rohrreiniger.
- Vermeiden Sie unbedingt fetthaltige Speisereste oder gar Fette oder Öle im Abfluss und der Toilette, denn Fett belastet den Abwasserkreislauf und bindet zusätzlich andere Feststoffe.
Erste Hilfe-Maßnahmen bei Verstopfung
1. Schritt: Der richtige Einsatz des Saugstampfers:
Alle Überläufe zukleben oder mit einem nassen Lappen zustopfen, Abfluss verschließen und wenig Wasser in das Becken füllen. Dann den Abfluss öffnen, Saugstampfer schnell bündig aufsetzen und regelmäßig pumpen, ohne das Gummi der Pumpe abzulösen.
Durch diese Sog- und Saugwirkung können Ablagerungen gelöst werden. Anschließend spülen Sie kräftig mit heißer Sodalösung durch. Dazu lösen Sie vier bis fünf Esslöffel (40 – 50 Gramm) Sodapulver in fünf Liter Wasser auf und gießen die Lösung zügig in den Abfluss. Soda löst fetthaltige Rückstände und verbessert die Hygiene.
Achtung: zusammenhängende Abflüsse z.B. von Dusche und Badewanne immer beide bearbeiten und dann Wasser nachfüllen, sonst wird das Wasser aus dem Nachbarabfluss gesaugt und es fängt an übel zu riechen
2. Schritt: Abmontieren des Siphons unter Spüle/Waschbecken
Stellen Sie einen Eimer unter das Waschbecken. Versuchen Sie, die Muttern zuerst von Hand zu lösen. Wenn dies keinen Erfolg hat, legen Sie ein Tuch um die Muttern und drehen vorsichtig mit der Rohrzange auf, so verkratzen die Chromteile nicht.
Ziehen Sie den Bogen nach unten, schütten das restliche Wasser aus und reinigen Sie ihn mit einer Flaschenbürste. Der Stutzen zur Wand ist in der Regel mit einer Gummimuffe abgedichtet, die zum Reinigen problemlos heraus gezogen werden kann.
Erneuern Sie die Gummidichtungen und Gummimuffe, wenn sie sich hart und porös anfühlen oder gleich den ganzen Geruchsverschluss (alte Teile zum Einkauf mitnehmen) Vorsicht: Lösen Sie niemals die Schrauben der Ablaufsiebe an Dusche oder Badewanne, denn die Gefahr von Folgeschäden bei nicht sachgemäßem Installieren ist sehr groß.
3. Schritt: Einsatz einer Rohrreinigungsspirale:
Die meisten Baumärkte bieten Rohrreinigungsspiralen an. Für den ungeübten Einsatz sollten Sie eine ausziehbare Spirale mit Handkurbel in einer Länge von maximal 1,50 Meter nutzen. Längere Spiralen eignen sich nicht mehr für den Handbetrieb und den Einsatz einer elektrisch betriebenen Spirale sollten Sie einem Installateur überlassen.
Schieben Sie die Welle vorsichtig in das Abflussrohr in der Wand. Achten Sie aber darauf, dass die Spitze beim Aufsetzen keine Steckverbindung im Rohr verletzt und so größeren Schaden anrichtet. Sobald Sie auf Widerstand stoßen, dreht sich die Spitze wie ein Korkenzieher in die Verstopfung. Beim Herausziehen, ähnlich wie beim Korkenzieher, wird der Dreck heraus befördert.
Seien Sie dabei sehr vorsichtig, denn die Spirale lässt sich durch Rohrknicke oft nicht leicht herausziehen, sondern muss zuerst nach links gedreht werden. Halten Sie einen Eimer bereit, denn oftmals befördern Sie unappetitliche Rückstände zu Tage. Tragen Sie für diese Arbeit auch immer Gummihandschuhe.
Meist haben Sie jetzt eine kleine Durchflussmöglichkeit im Abflussrohr geschaffen und Sie können mit Sodalösung und Saugstampfer restliche Rückstände auflösen und entfernen. Achtung: Wenn gar nichts mehr geht und auch Erste Hilfe keine Besserung bringt, sollten Sie einen Fachmann zu Rate ziehen.
Im Studio: Bärbel Neher, Netzwerk Haushalt