Vor rund 80 Jahren wurde die Kunstfaser entwickelt und verdrängt seitdem zunehmend Naturfasern wie die Wolle vom Markt. Und weil chemische Kleidung als Massenprodukt schnell hergestellt werden konnte, wurde sie mehr und mehr zum Wegwerfprodukt. Eine Entwicklung, die zulasten unserer Umwelt geht.
Boom der Kunstfaserkleidung
Inzwischen enthalten fast 70 Prozent aller Kleidungsstücke Kunstfasern. So auch Fleece. Das ist jetzt im Winter besonders gefragt und besteht vorwiegend aus Polyester und Polyacryl, also aus Kunststoff.
Vorteile der Kunstfasertextilien:
- pflegeleicht
- schnell trocknend
- preisgünstig
Nachteile:
- schlechte Ökobilanz bei Herstellung, Pflege und Entsorgung
- 35 Prozent des Mikroplastiks in Meeren stammen aus synthetischen Fasern
- bis zu 3.000 Fasern pro Kleidungsstück und Waschgang können ins Abwasser gelangen
- bis zu 20 Prozent Kunstfaser kann ein Kleidungsstück aus Fleece verlieren, bis es schließlich entsorgt wird
Kunstfasern in unseren Gewässern
Das Ergebnis eines Tests, bei dem Experten Fleecekleidung unterschiedlicher Qualität gewaschen haben, ist besorgniserregend: Zehn Fleecejacken wurden getestet, teure und günstige Varianten, von der dünnen Outdoor-Fleecejacke bis hin zur gestrickten Variante. Alle Teile haben beim Waschen Kunstfasern verloren, vor allem die gestrickten Kunstfaserkleidungsstücke. Geht man von einem Fleecepullover oder einer Fleecejacke pro Haushalt in Deutschland aus, so kommen Milliarden bis Billionen Kunstfasern bei jedem Waschgang zusammen.
Auf diese Kunstfasern hin wurden zwölf Kläranlagen in Deutschland untersucht. Bei allen wurden allen Abwasserproben fand man Kunststoff. Und der gelangt ins Meer.
Untersuchungen zeigen dabei, dass vor allem die Küstengewässer durch Kunstfasern belastet sind. Doch ob an der Küste oder im offenen Meer: Plastik im Wasser nehmen Fische, Seevögel und andere Meeresbewohner über ihre Nahrung auf. Das führt zu Vergiftungen. Denn: Mikroplastik zieht Umweltgifte an und bindet sie. Auch können sich die umherschwimmenden Fasern verknoten. Es kommt zu inneren Verletzungen bei den Tieren.
Welche Kunstfasern bei Fleece verwendet werden
Bei Kleidungsstücken aus Fleece werden hauptsächlich Polyacryl und Polyester verwendet. Polyacryl wird wegen seiner bauschigen Beschaffenheit bevorzugt. Es hat eine wollähnliche Konsistenz, ist warm, weich, knitterarm und leicht. Außerdem ist es sehr wetterbeständig und wird deshalb häufig für Sportkleidung verwendet. Hitzebeständig sind diese Fasern allerdings nicht. Daher sollten Kleidungsstücke aus Polyacryl nicht über 40 Grad gewaschen werden. Polyester wird oft bei Mischgeweben verwendet.
Alternativen zum Fleece auf Naturbasis
Wer Kunstfasern in Kleidung aufgrund der Umweltbelastung meiden will, der findet gute Alternativen auf dem Markt: Schurwolle, Merino, Mohair, Alpaka oder auch Cashmere sind gute Alternativen zum Fleece und im Handel zu finden.
Rückschlüsse auf die artgerechte Haltung der Tiere geben dabei spezielle Siegel für Naturfasern. Hier eine Auswahl:
- IVN und Naturland: nachhaltige Produktion und artgerechte Haltung der Tieren
- "GOTS-Label: Nachhaltigkeit und Fairtrade
- "Sheep friendly" garantiert das Tierwohl
- Bio-Wollsiegel, wie "Bio-Merino": Nachhaltigkeit und artgerechte Haltung der Tiere
- Die Label "Schafpatenschaft" und "regionaler Wolle" unterstützen die heimische Wanderschäferei
- "Ohne Museling": keine Wolle von Merinoschafen aus Neuseeland. Die werden oft qualvoll ohne Betäubung am After beschnitten und so gezüchtet, dass sie besonders viel Wolle tragen. Seit 2018 ist das "Museling" vor Ort zwar gesetzlich verboten, wird aber laut vieler Tierschutzorganisationen auf über 90 Prozent der Farmen noch immer illegal praktiziert
Vorteile von Wolle:
- biologisch abbaubar, atmungsaktiv, schmutzabweisend
- muss nicht oft gewaschen werden
- sehr langlebig
Nachteile:
- hoher Wasserverbrauch bei der Gewinnung
- um die Nachfrage nach Wollkleidung decken zu können, wären mehr Flächen für die Tierhaltung und den Futteranbau nötig
Das können Sie tun, um Mikroplastik beim Waschen zu reduzieren
Um den Abrieb von Kunstfasern beim Waschen zu reduzieren, sollte man Fleecekleidung nicht zusammen mit Jeans waschen. Achten Sie außerdem auf eine niedrige Schleuderzahl und waschen Sie die Wäsche nicht über 40 Grad.
Relativ neu auf dem Markt ist der "Guppyfriend". Ein Kunstfaserwäschesack, der Mikroplastik beim Waschen sammelt und verhindert, dass dieses in unser Abwasser gelangt.