Schlecht für Natur und Klima

Darum werden Schottergärten immer öfter verboten

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Steine statt Pflanzen - Grau statt grün: Viele Hausbesitzer, die wenig Zeit in ihren Garten investieren wollen, lassen sich als scheinbar pflegeleichte Alternative zum klassischen Garten Steine in verschiedenster Form vor die Haustür oder in den Garten kippen. Doch pflegeleicht sind Schottergärten nur auf den ersten Blick. Denn es bildet sich Unkraut zwischen den Steinen und Laub lässt sich nur mühsam entfernen.

Zwischen echten Steingärten und diesen neuen Steinwüsten besteht aber ein großer Unterschied: Steingärten haben eine lange Tradition und sollen unter Verwendung von Kies, Steinen oder Splitt ein Lebensumfeld für Pflanzen aus der Gebirgsflora bieten oder für Pflanzen, die es trocken mögen. Ein vielfältig gestalteter Steingarten kann durchaus artenreich sein - anders als die Schottergärten, denn in ihnen ist kaum Leben zu finden.

Darum verbieten rheinlandpfälzische Kommunen die Schottergärten

Mittlerweile weiß man, dass diese Schottergärten Lebensräume für Tiere versiegeln und auch dem Klima schaden. Doch gleichzeitig reißt der Trend nicht ab und immer mehr Gartenbesitzer entscheiden sich für den Schotter im Garten, weil er vermeintlich pflegeleicht ist. Deswegen verbieten mehr und mehr Städte auch in Rheinland-Pfalz diese Schottergärten. In Kaiserslautern zum Beispiel sind sie in Neubaugebieten nicht erlaubt, ebenso in Mainz, Neuwied, Bad Neuenahr-Ahrweiler und jetzt auch in Speyer. 

Diese Probleme bringen Schottergärten

Werner Ollig, Gartenexperte Neustadt an der Weinstraße.
Schottergärten schrecken Insekten und Vögel ab, sagt Werner Ollig, denn die Steine haben für sie weder Nektar oder Pollen.
  • In Schottergärten staut sich die Hitze

Gartenexperte Werner Ollig macht mit beim Projekt "Entsteint Euch RLP", eine Kooperation des Umweltministeriums Rheinland-Pfalz und der "Deutschen Gartenbaugesellschaft 1822".  Mit einer Wärmebildkamera zeigt er, dass die Temperatur in diesen Steinwüsten oft deutlich höher ist als in begrünten Gärten: Der fehlende Schatten führt oft zu fünf bis sechs Grad höherer Temperatur. Ohne Pflanzen kann auch keine Kühlung erfolgen, denn Pflanzen sind wie eine Klimaanlage: Sie verdunsten Wasser und kühlen dadurch ihre Umgebung. Das steigert auch das Wohlbefinden der Menschen. In Schottergärten geht das nicht, die Luftfeuchtigkeit ist viel zu gering. Zudem wird hier kein Sauerstoff produziert und schon gar kein Feinstaub gebunden.

  • Probleme bei der Entwässerung

Unter den Schotter werden meist wasserdichte Folien oder sogenanntes Unkrautvlies gelegt. So kann kaum noch Niederschlags-Wasser im Boden versickern, das schafft Probleme für den natürlichen Wasserhaushalt. Außerdem ist die Kanalisation bei Starkregenfällen sowieso schon ausgelastet, Staunässe aus Schottergärten kann dieses Problem verstärken.

  • Kein Lebensraum für Tiere

Vorgärten und kleine Grünflächen haben eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima in der Stadt, denn Insekten und Vögel fliegen bei der Suche nach Nahrung auch kleine Vorgärten an. Die künstlich angelegten Steinwüsten hingegen sind ökologisch wertlos: Bienen, Schmetterlinge und andere Nützlinge wie etwa Regenwürmer finden hier keinen Lebensraum und damit auch Vögel kein Futter. Hier können zudem nur wenige Pflanzenarten wachsen.

So können Kommunen neue Schottergärten verhindern

Das Land Rheinland-Pfalz hat laut Umweltministerium bereits eine Formulierung im Baugesetzbereich, die besagt, dass Schottergärten nicht angelegt werden sollen und dass Kommunen die Möglichkeit haben, das für neue Gebiete auch zu verhindern.

Der Stadtrat von Speyer hat daher beschlossen, die Begrünungssatzung der Stadt um den § 4a zu ergänzen. Damit ist es nicht mehr zulässig, an Gebäuden, die gebaut oder umgestaltet werden, Schottergärten anzulegen und den Boden mit Folien abzudichten. Für bereits vorhandene Schottergärten gilt der Bestandsschutz, weswegen sie bleiben dürfen.

Umweltdezernentin Irmgard Münch-Weinmann aus Speyer
Speyers Umweltdezernentin Irmgard Münch-Weinmann hofft, dass die neue Regelung auch Besitzer bisheriger Schottergärten anregt, umzudenken.

Auch die Kommune will sich weiter entwickeln und zukünftig bei der Gestaltung öffentlicher Plätze mit gutem Beispiel voran gehen. So könnten alle etwas für mehr Biodiversität und Klimaschutz beitragen. Wie man in Speyer zukünftig kontrollieren will, müsse man sich noch überlegen, sagt Umweltdezernentin Irmgard Münch-Weinmann. Grundsätzlich seien bei Verstößen gegen die Satzung aber Bußgelder nicht ausgeschlossen.

  Fazit

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Autor/in
SWR Fernsehen