Epidemiologen schauen bei der Corona-Pandemie vor allem auf zwei Werte: Das ist zum Einen die Zahl der Neuinfektionen und zum Anderen die Reproduktionszahl R, die mit den Infektionszahlen einhergeht.
Die Zahl der Neuinfektionen schwankt von Tag zu Tag. Deswegen gibt der Siebentages-Mittelwert einen besseren Überblick. So entsteht eine Kurve, an der man erkennen kann, dass die Infektionszahlen ab Mitte Oktober auch in Rheinland-Pfalz sprunghaft angestiegen sind.
Mit den Lockdown-Maßnahmen konnte erreicht werden, dass sich die Kurve seit ein paar Tagen auf einem Plateau bewegt (Stand: November 2020). Das heißt, der Anstieg ist erstmal gebremst, allerdings sind die Zahlen nach wie vor hoch. Wenn das so weitergeht, sagen Experten, werden noch mehr Menschen schwerer erkranken. Eine richtige Trendwende ist noch nicht erkennbar, das müssen die nächsten Tage zeigen.
Das zeigt uns die Reproduktionszahl R
Aus der Entwicklung der Zahl der aktiven Fälle lässt sich eine der wichtigsten Kennwerte ablesen: die Reproduktionszahl R. Sie beschreibt, wie viele Menschen im Mittel eine mit Corona infizierte Person ansteckt. Je höher sie ist, desto mehr Menschen steckt ein Erkrankter an und umso schneller verbeitet sich der Erreger. Liegt sie genau bei 1, steckt jeder Infizierte einen anderen Menschen an – also bleibt die Zahl der Fälle konstant. Sinkt er unter 1, nimmt die Zahl der Erkrankten langsam ab. Das zu erreichen, ist das Ziel, und genau deshalb ist der R-Wert von zentraler Bedeutung, um das Infektionsgeschehen zu bewerten.
Derzeit liegt sie um die 1 und soll durch die Maßnahmen weiter fallen (Stand: November 2020). Denn dann gehen die Infektionszahlen wieder nach unten. Um eine Pandemie zu steuern, kann auch die Reproduktionszahl ein Anhaltspunkt sein, jedoch spielt vor allem für die Politik auch noch eine andere Zahl eine Rolle. Und zwar:
Besserer Überblick mit der 7-Tages-Inzidenz
Die Fälle der letzten 7 Tage auf 100.000 Einwohnern bildet die 7-Tages-Inzidenz ab. Es ist also ein Wert, der die Pandemie regional betrachtet. Der Grenzwert, an dem sich die Politik orientiert, liegt bei 50. Bis zu diesem Wert können Gesundheitsämter die Infektion noch gut nachverfolgen. Liegt der Wert höher, wird es für die Gesundheitsämter zunehmend schwierig. In Rheinland-Pfalz wurde dieser Wert so gut wie überall überschritten. In Städten wie Speyer, Mainz oder Ludwigshafen hat der Wert sogar die Marke von 200 überschritten.
Aktuelle Zahlen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz
Die Positiv-Rate gibt an, wie hoch der Anteil der Proben von Hals-Nasen-Rachen-Abstrichen ist, die bei der Analyse im Labor positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Auch diese Entwicklung ist ein Indikator für die Verbreitung. Wenn die Positivrate steigt, ist das Virus vermehrt nachweisbar und damit vermutlich stärker aktiv.
Eine Dunkelziffer von Corona-Infizierten bleibt
Die Dunkelziffer ist die Zahl der Corona-Infizierten, die nicht erkannt werden. Sie haben beispielsweise keine oder nur leichte Symptome und werden nicht getestet. Experten schätzen, dass dieser Wert am Anfang der Pandemie bei 5 lag. Also dass auf eine Person, deren Infektion erkannt wurde, nochmal 4 Personen kamen, deren Infektion nicht erkannt wurde. Dieser Wert kann sich im Laufe einer Pandemie ändern. Denn je mehr getestet wird, desto mehr Fälle werden erkannt.
Bislang gab es zur Dunkelziffer nur Schätzungen. Eine neue Studie aus Mainz will nun genaue Aussagen zur Dunkelziffer treffen. An der Gutenberg-Covid-19-Studie nehmen 10.000 Menschen teil, alle aus Rheinhessen. Sie werden im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie bereits seit mehr als zehn Jahren begleitet. Die Studie untersucht die allgemeine Gesundheit und der Verlauf von Erkrankungen der Teilnehmer. Regelmäßig möchten die Forscher um den Leiter Prof. Philipp Wild die Teilnehmer auf Antikörper testen. So können sie genaue Aussagen darüber treffen, wen eine Infektion trifft. Sind es eher die Jüngeren oder die Älteren, welche Berufsgruppen sind besonders stark betroffen, was sind die Risikofaktoren, eine Infektion überhaupt zu bekommen. Das ist möglich, weil den Forschern Informationen zu den Teilnehmern wie Vorerkrankungen, Berufsleben oder Lebensstile bereits vorliegen. Erste Zwischenergebnisse sollen Anfang 2021 veröffentlicht werden. Insgesamt läuft die Studie, die im Oktober gestartet ist, acht Monate.