Die Straßenbeleuchtung ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Digitalisierung einen wertvollen Beitrag für mehr Energieeffizienz leisten kann. Die Beleuchtung geht nur dann an, wenn sich zum Beispiel die Lichtverhältnisse entsprechend ändern. Es werden Daten in Echtzeit über den Energieverbrauch erfasst, um Einsparpotentiale zu identifizieren.
Auf der anderen Seite wird die Digitalisierung aber auch zunehmend zu einem Problem. Immer höhere Datenraten, bessere Auflösungen von Bilddaten, schnelleres Internet – das alles bringt viel Komfort mit sich, aber letzten Ende auch viele Emissionen.
So klimaschädlich ist die Digitalisierung
Im vergangenen Jahr sorgte eine viel beachtete Studie laut des Thinktanks "The Shift Project" weltweit für Furore: Demnach käme das Internet – wäre es ein Staat – auf Platz sechs in Sachen Energieverbrauch. Die gesamte Informations- und Kommunikationstechnik, also auch persönliche Geräte wie Smartphones, PCs und sogar Smart-Fernseher, Rechenzentren und Verteilertechnik wie Mobilfunknetze, sind jetzt schon weltweit für zwei Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. In der Klimabilanz liegen sie gleichauf mit Flugbenzin. Deshalb fragen Kritiker: Ist Surfen das neue Fliegen?
Soviel Strom verbraucht Googeln
Verantwortlich für den CO2-Ausstoß sind vor allem die Strommengen. Es geht dabei nicht nur um den Strom, den der Endkunde an seinem PC, Smartphone, Tablet oder Smart-TV zu Hause verbraucht. Es geht um den Strom für die gesamte Infrastruktur der großen Dienste-Anbieter im Netz wie etwa Google, Facebook oder Anbieter von Streaming-Diensten wie Netflix, Amazon oder Youtube.
Damit eine Google-Suchanfrage beantwortet werden kann, muss der US-amerikanische Konzern gigantische Rechenzentren am Laufen halten, um die Suchanfrage in Echtzeit beantworten zu können. Diese Rechenzentren laufen mit Strom und verursachen dadurch CO2-Emissionen.
Warum Streaming-User regelrechte Energiejunkies sind
Googeln ist allerdings nichts im Vergleich zum Streamen. 30 Minuten Video-Streamen setzt in etwa soviel CO2 frei wie eine sechs Kilometer lange Autofahrt. Ein Stromanbieter veröffentlichte eine Studie, wonach das Video-Streamen 2018 weltweit so viel Strom verschlungen hat wie Polen, Italien und Deutschland zusammen im selben Jahr.
Das ist auch kein Wunder, sagt der IT-Experte Christian De Schryver von der Technischen Universität Kaiserslautern. Bewegtbilder über das Internet zu transportieren sei sehr energieintensiv, denn es handele sich dabei um riesige Datenmengen. Je hochauflösender das Bild, desto mehr Daten würden transportiert und umso höhere Rechenleistungen müssten die Server aufbringen. Damit steige auch der Stromverbrauch.
Zudem werden Streaming-Angebote individuell versendet. Zum Vergleich: Beim klassischen Fernsehen wird ein Signal über Glasfaserkabel gesendet, worauf sich mehrere Haushalte einschalten können. Beim Streaming wird jeder individuell zu unterschiedlichen Zeiten bedient. Große Anbieter betreiben deshalb weltweit Millionen von Rechnern, um Serien wie "House of Cards" jederzeit abrufbar zu machen. In den USA machen Streamingdienste inzwischen mehr als 70 Prozent der Internetnutzung aus, Tendenz steigend.
Darum ist die Cloud ein Problem
Cloud-Computing wird ebenfalls zunehmend zum Problem. Dabei geht es darum, Daten nicht mehr auf dem eigenen Rechnern zu speichern, sondern auszulagern in "Clouds", zu deutsch "Wolken". Das sind ebenfalls Rechenzentren, die angemietet werden, um Speicherkapazität zu erwerben oder um jederzeit und von überall Zugriff auf Daten zu haben.
Zum Beispiel die Foto-Cloud: Immer, wenn ein Foto erneut aufgerufen wird, geht es den Weg über das Internet und wird jedes Mal neu geladen. Auch das geht auf Kosten der Emissionen. Dass die meisten Cloud-Anbieter im Ausland sitzen und man nicht wirklich weiß, was mit den Daten passiert, sei am Rande erwähnt. Doch genau wegen dieser Daten-Unsicherheit kehren zumindest viele Unternehmen zunehmend wieder dahin zurück, ihre sensiblen Daten lokal bei sich zu speichern und dafür eine eigene Infrastruktur vorzuhalten – auch wenn das mehr Geld kostet.
Wie Green-Computing das Modell der Zukunft sein kann
Dass die Digitalisierung zu einem echten Klimaproblem geworden ist, ist ebenfalls den großen US-Tech-Unternehmen bewusst, auch weil der hohe Stromverbrauch hohe Kosten verursacht. "Green-Computing" ist deshalb der Schlüsselbegriff für viele Unternehmen. Apple produziert jetzt schon eigenen, klimaneutralen Strom aus erneuerbaren Quellen und achtet bei der Produktion von Geräten wie dem I-Phone auf Nachhaltigkeit und weniger CO2. Amazon will bis 2030 komplett CO2-neutral wirtschaften. Auch Google ist ambitioniert. Außen vor sind chinesische Anbieter.
Aber auch der einzelne User sollte sich darüber bewusst sein, was so ein Mausklick anrichten kann.