Wer in Rheinland-Pfalz entlang von Gewässern unterwegs ist, entdeckt hier und da seine Spuren: Abgenagte Bäume, gestaute Bäche. Der Biber ist zurück im Land. Langsam aber stetig breitet er sich aus. Ein Comeback nach über hundert Jahren, in denen er bei uns als ausgerottet galt.
Der fleißige Nager ist der reinste Landschaftsarchitekt. Er schafft Feuchtwiesen, indem er Bäche aufstaut. Dort entsteht dann wertvoller Lebensraum für Amphibien und Wasservögel. Wo Biber leben, trocknen Boden und Bäche nicht aus. Wichtig in Zeiten des Klimawandels!
Doch was den geschützten Tieren gefällt, stört oft den Menschen: überflutete Felder. Und so ist der Biber manch´ einem ein Dorn im Auge.
Viele Jahre unter Beschuss
Sein dichtes Fell wurde ihm bereits im Mittelalter zum Verhängnis: Es war beliebt und die Tiere wurden dafür exzessiv bejagt. Bereits im 19. Jahrhundert galt der zweitgrößte Nager der Welt in unserer Region als ausgerottet, noch bis in die 1970er Jahre durfte er in Deutschland bejagt werden.
Doch nicht nur Biberfell, auch das Fleisch der Tiere war gefragt. Wegen seines beschuppten Schwanzes wurde er früher als zu den Fischen gehörend betrachtet. Und landete als Fastenspeise oft im Kochtopf.
Der lange Schwanz galt außerdem als potenzfördernd: "Bibergeil" war ein beliebtes Potenzmittel.
Wiederansiedelung in der 1990er Jahren
In den Nachbarländern von Rheinland-Pfalz wurde der Biber seit den 1990er Jahren wieder angesiedelt. Von dort aus kam er auch zu uns - über Flüsse und ihre Seitenbäche.
Biber sind ortstreu und monogam. Ihr Revier erstreckt sich über bis zu drei Kilometer. Sie lieben kleine Gewässer und aufgestaute Seen.
Etwa 200 Biber leben momentan wieder in Rheinland-Pfalz. Die Nager stehen unter Naturschutz.
Biber-Sichtungen sind selten
Biber bekommt man nur selten zu Gesicht, denn sie sind nachtaktiv und paaren sich angeblich sogar unter Wasser. Ein ausgewachsenes Tier kann bis zu 1,35 Meter lang und 35 Kilogramm schwer werden.
Viele Menschen verwechseln Biber mit Nutrias, die sich hierzulande auch stark ausgebreitet haben und zur Familie der Stachelratten gehören.
Auch die viel kleinere Bisamratte, die im Wasser lebt, wird oft für einen Biber gehalten. Der Biber ist aber eindeutig an der Kelle – einem breiten, geschuppten Schwanz – zu erkennen. Sein nächster Verwandter ist übrigens das Eichhörnchen.
Als Vegetarier ernährt sich der Biber von Blättern und Rinde. Bäume braucht er außerdem, um seine Dämme und sein Zuhause, die sogenannte Biberburg, zu bauen.
Der Eingang der Burg liegt stets unter Wasser. So kann er gefahrlos hineintauchen. Und auch seine Futterquellen vom Wasser aus erreichen. Um den Eingang überflutet zu halten, staut der Biber das Wasser.
Die Natur freut sich über die Rückkehr der Biber
Der fleißige Nager ist der reinste Landschaftsarchitekt. Er schafft wertvolle Feuchtwiesen, indem er Bäche aufstaut. In solchen Feuchtgebieten kann dann Lebensraum für Amphibien entstehen. Der Biber gilt daher als wichtiger Förderer der Biodiversität und Artenvielfalt.
Wie so viele Arten mit kleiner werdendem Lebensraum steht auch der Biber in Konkurrenz zum Menschen und sein natürliches Verhalten sorgt mancherorts für Unmut. Gerade, was die Überschwemmungen angeht.
Was bei Kritik am Biber aber häufig übersehen wird: Überflutungen sind nicht die Regel. Im Gegenteil: So wird ein Bach durch angenagte und umgefallene Baumstämme nicht gleich gestaut, wie viele befürchten. Der Baum vermindert lediglich die Fließgeschwindigkeit und hält damit sogar Hochwasser auf, wie Studien zeigen.
Fun Facts zum Biber
- Der Biber ist der zweitgrößte Nager der Welt. Er wiegt so viel wie ein Golden Retriever!
- Der nächste Verwandte des Bibers ist das Eichhörnchen
- "Bis das der Tod uns scheidet": Biber leben monogam.
- Nicht Fisch, nicht Fleisch - Wegen seines geschuppten Schwanzes hielt man den Biber im Mittelalter für einen Fisch!
- Die Nagezähne des Bibers wachsen ein Leben lang nach. Die Gelbfärbung der Zähne kommt dabei von Innen, durch Eisenablagerungen.