Regionales Traditionsgetränk

Viez: Apfelwein von der Saar-Obermosel

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Die Äpfel auf den Streuobstwiesen werden geerntet und gekeltert. Daraus wird Viez - das regionale Kultgetränk. In der Region Saar-Obermosel ist er ein typisches Getränk, doch wie kam er dorthin?

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Was ist Viez?

Viez nennt man den Apfelwein in der Region zwischen Mosel und Saar, in einem Radius von 50-70 Kilometern rund um Trier. In anderen deutschsprachigen Regionen wird der Viez als Most oder Eppler, Äbbelwoi oder Cider bezeichnet. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 6 und 11% (Äbbelwoi: ca. 5,5%, Cidre brut: ca. 5%, Cidre doux: 2,5%)

Um den Viez auch touristisch zu würdigen, wurde die "Viezstraße" als Ferienstraße aus der Taufe gehoben. Sie verläuft von Konz über den Saargau bis nach Saarlouis-Wallerfangen durch die besondere Kulturlandschaft mit vielen Streuobstwiesen. Obstbauern, Edelobstbrenner, Landwirte, Hoteliers und Gastronomen bieten rund um das Thema Viez nicht nur ihre Produkte, sondern auch Informationen, regionale Rezepte und Erlebnisse an.

Seit wann gibt es Viez?

Historisch belegt wurde der Viez zum ersten Mal etwa 400 v.Chr. von Herodot in Side (heute ein Urlaubsort in der Türkei) erwähnt. Damals aber nicht unter dem Namen Viez oder Apfelwein, sondern als Sidra bezeichnet. Daraus leiten sich Namen wie Cidre, Cider, Sidra, Siider ab.

Im ersten Jahrhundert n.Chr. bezeugte ein römischer Militärarzt dem Viez eine heilende Wirkung. Karl der Große brachte im 6. Jahrhundert diesen Apfelwein (Sidra) mit nach Westeuropa in die Regionen Baskenland, Biskaya und West- Frankreich. Von dort verbreitete er sich über die Jahrhunderte hinweg fast auf dem gesamten Kontinent.

Heutzutage ist der Apfelwein über den Globus verteilt. Erzeugt wird er nicht nur in den meisten Regionen Europas, sondern auch in den USA, Mexiko, Kanada, Südafrika oder Japan und das unter ganz verschiedenen Namen.

Dieser "Arme-Leute-Wein" wurde früher aus Birnen und Äpfeln hergestellt. Heutzutage gibt es neben dem Viez aus verschiedenen alten Apfelsorten auch gute sortenreine Vieze.

Woraus wird Viez gemacht?

Jeder Viez war zuerst mal Apfelsaft. Um diesen herzustellen, muss man einiges beachten. Das beginnt schon bei den Apfelbäumen in den Streuobstwiesen, diese müssen gepflegt und ordentlich geschnitten sein.

Apfelbaum
Mit guter Pflege liefern auch alte Bäume gesundes Obst, welches die Grundlage für einen guten Viez ist.

Man kann alte Apfelsorten mischen oder auch sortenreinen Viez herstellen. Doch meistens ist es eine Mischung aus sauren und weniger sauren Äpfeln.

Was isst man zum Viez?

Gut zu diesem regionalen Getränk passen auch deftige regionalen Gerichte. Besonders beliebt sind Apfelpfannkuchen dazu oder andere Apfelgerichte.

Um die "Viezstraße" noch bekannter zu machen, wurden Rezepte für ein neues Kochbuch gesucht. Von den Einheimischen kamen etwa 200 Vorschläge von Rezepten mit oder zum Viez. Die besten Rezepte wurden in einer Broschüre veröffentlicht. Diese Broschüre gibt es nur bei den Tourist-Informationen entlang der Viezstraße.

Wie wird Viez gemacht?

Zur Herstellung sind nur saubere und reife Äpfel geeignet, die zuerst gewaschen werden. Vorm Weiterverarbeiten wird auch das faule Obst aussortiert. Die übrigen Äpfel werden dann vor dem Auspressen mit einer modernen Rätzmühle zerkleinert. Anschließend kommt der nun entstandene Apfelbrei zum Auspressen in die Kelter.

Keltern von Viez  Apfelwein
Beim Keltern ist darauf zu achten, dass der Saft Zeit genug hat, sich vom Fruchtfleisch der Äpfel zu lösen und dass er kontinuierlich abfließen kann.

Der ausgepresste Saft kommt anschließend in ein sauberes Fass oder in einen Tank, diese Behälter sollten kurz vor dem Befüllen geschwefelt werden. Dadurch wird das Behältnis keimfrei. Nun kann man den vollgefüllten Behälter mit einem Gärtrichter verschließen. Alle Geräte und Materialien, die zur Viez-Herstellung verwendet werden, müssen lebensmittelecht sein, ideal ist Edelstahl oder Kunststoff.

Je nachdem wie die Gärung verlaufen soll, kann man dem Apfelsaft Hefe zusetzen, so wird die Gärung beschleunigt, oder man lässt ihn mit den natürlichen Hefen, die normalerweise in den Kellerräumen oder Lagerräumen vorhanden sind, spontan vergären.

Wenn man all diese Schritte bei der Viez-Herstellung beachtet, sollte nach der Gärung ein gut genießbarer Viez entstanden sein. Abschließend muss man etwas Schwefel zu geben, um ihn haltbar zu machen. Den ausgegorenen Viez kann man je nach Bedarf in Flaschen, Tanks, Bag-in-Box oder ähnliches abfüllen.

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Autor/in
SWR Fernsehen