"Windkraft ja, aber nicht vor meiner Haustür!"

Wie die Windkraft Fahrt aufnehmen soll

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Eine "Windrad-Prämie" für Anwohner soll den Ausbau der erneuerbaren Energie voranbringen, mit dieser politischen Forderung startet die Bundes-SPD ins Jahr 2020.

Finanzielle Anreize sollen für Bürger, aber auch Kommunen geschaffen werden, um den Widerstand gegen Windräder vor der eigenen Haustür zu überwinden. Denn komplizierte Ausschreibungsverfahren, Abstandsregelungen zu bebauten Gebieten und immer mehr Klagen haben in den letzten Jahren dem Ausbau der Windenergie den Garaus gemacht.

Das erklärte Ziel der rheinland-pfälzischen Landesregierung ist es zwar, den Stromverbrauch des Landes bis 2030 vollständig aus "Erneuerbaren Energien" zu decken. Doch der Ausbau der Windenergie stagniert, deutschlandweit und auch in Rheinland-Pfalz ist der Sektor dramatisch eingebrochen und das lässt sich in Zahlen dokumentieren:

  • Zurzeit stehen rund 1.800 Windkraftanlagen, der Ausbau wurde jahrelang voran getrieben.
  • 2014 wurden 168 Windräder aufgestellt, ein Jahr danach nur noch die Hälfte.
  • Im ersten Halbjahr 2019 sind es nur noch 15.

Darum geht es mit der Windenergie nicht voran


Ciro Capricano und Werner Vogt gehören zu den Windkraft-Pionieren im Land.
Ciro Capricano und Werner Vogt gehören zu den Windkraft-Pionieren im Land.

Die Gründe für die stagnierende Entwicklung der Windkraft liegen für die Experten auf der Hand: eine neue Abstandsregel für Windkraftanlagen und ein neues Ausschreibungsverfahren der Bundesregierung zum Bau von Windrädern, beides aus 2017:

  • Kleine regionale Projekte können bei der bundesweiten Ausschreibung mit überregionalen Geboten nicht mithalten.
  • Das neue Ausschreibungsverfahren bevorzugt finanziell potente Investoren.
  • Jahrelang galt zwischen Häusern und Windkraft ein 800 Meter-Abstand. Jetzt sind 1.000 Meter verpflichtend, wenn neue Anlagen gebaut werden. Bei besonders hohen Windrädern sogar 1.100 Meter.

Behindernd ist auch die Tatsache, dass fast jedes neue Projekt beklagt wird, nach dem Motto: "Windkraft ja, aber nicht vor meiner Haustür!"

Führende Landespolitiker, wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer, unterschreiben Vertrag zur Abstandsregel bei Windkraftanlagen
Schafft es die Politik mit neuen Regelungen die Energiewende im Land voran zu bringen?

Für die Energieagentur Rheinland-Pfalz sind diese Rahmenbedingungen ein Problem. Denn das Land hat sich zum Ziel gesetzt, zwei Prozent der Landesfläche mit Windrädern zu bebauen. Nach Meinung der Energieagentur kann dieses Ziel unter diesen Umständen nicht erreicht werden und damit auch nicht das Ziel, den Stromverbrauch des Landes bis 2030 vollständig aus erneuerbaren Energien zu decken.

Was für Probleme sich noch aus den neuen Regelungen ergeben

Das Repowering, wie der Austausch von Windrädern in der Fachsprache heißt, wird an vielen Stellen nicht funktionieren, weil manche Windräder zu nah am Wohngebiet stehen. So fallen viele Flächen weg, die bereits etabliert waren.

Neue Windräder würden aber viel mehr Leistung bringen. Ein Beispiel: Im Hunsrück wurde ein Windrad ausgetauscht, das siebenmal mehr Strom produziert als das alte.

Laut Energieagentur Rheinland-Pfalz, nimmt man an, dass etwa 45 bis 65 Prozent der Flächen für das Repowering wegfallen werden. So kann die Energiewende kaum geschafft werden.

Mittlerweile sind bundesweit fast 40.000 Arbeitsplätze verloren gegangen, weil der Ausbau stagniert. Doch anders als in der Kohleindustrie, kümmert sich die Politik hier wenig drum.

Wem die Krise der Windkraft nutzt

Experten in Sachen Windkraft sehen den Nutzen bei den Stromkonzernen, die Kohlekraft- und Atomkraftwerke weiter betreiben können. Wie es bei diesen Rahmenbedingungen mit der Windkraft vorangehen soll, lässt sich so zusammenfassen:

  • Es bedarf flexibler an den Standort angepasste Abstandsregeln, damit das Repowering funktioniert.
  • Ausschreibungs- und Genehmigungsverfahren sollten viel schneller vorangehen.

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Autor/in
SWR Fernsehen