Ein Film von Andreas Bernardi
Mähren liegt im oberen Westerwald zwischen Montabaur und Westerburg. Rund 200 Einwohner zählt der kleine Ort, der zur Verbandsgemeinde Wallmerod gehört. Das Dorfwappen ziert ein Ziegenbock, ein heraldisches Symbol für Eigenwilligkeit und Durchsetzungsvermögen. So zu lesen im Erklärtext zur urkundlichen Ersterwähnung im Jahre 1508.
"Uns Mährenern wird ein dickköpfiges Temperament nachgesagt", schmunzelt ein Dorfbewohner, der es wissen muss. Der Radio- und Fernsehtechniker aus der Brückenstraße widmet jede freie Minute dem tierischen Hobby. Er züchtet die Wappentiere. Neben Ziegen grasen Enten und Gänse am Lauf des kleinen Kälberbachs, bevor dieser unter der längsten Straße der Gemeinde hindurch fließt.
Für das vergleichsweise kleine Rinnsal hätte es ein schlichtes Kanalrohr getan. Im Zuge der Fahrbahnsanierung wurde stattdessen eine massive Brücke errichtet, die selbst einem Gebirgsbach zur Gletscherschmelze standhalten würde. "Gebaut für die Ewigkeit", spöttelt der Ortsbürgermeister. Weniger amüsiert ist er über die Temposünder, die die modernisierte Straße als Rennstrecke missbrauchen. Ginge es nach den Anwohnern, wäre längst ein Fahrbahnteiler zur Entschleunigung errichtet.
Die Brückenstraße ist Hauptverkehrsader und mit ihren vielen Abzweigungen und einem Rundweg auch Wohngegend. Die Menschen hier nehmen sich Zeit. Ein Anwohner hat ein klug gewähltes Wochenendhobby. Der Berufspendler kehrt zur Versorgung seiner beeindruckenden Kakteenzucht erst freitagabends ins Heimatdorf zurück. Seine exotischen Trockenpflanzen sind genügsam, kommen gut allein zurecht.
Ein paar Häuser weiter wohnt eine Familie, die eine Etage ihres Eigenheims in eine luxuriöse Ferienwohnung umgebaut hat. Ihre Gäste verbringen im Ort eine Traumzeit.