Eine Bootsfahrt auf der Spree und dem Landwehrkanal: Denis Scheck spricht mit Lucy Fricke über ihren Roman „Die Diplomatin“ und trifft sich im Café Einstein mit Lied- und Opernsänger Christian Gerhaher. Der erfolgreiche Bariton stellt sein „Lyrisches Tagebuch“ vor.
Die Schriftstellerin Lucy Fricke interessiert sich nicht für Befindlichkeiten, sondern für gesellschafts-relevante Themen. Ihr zentrales Thema in „Die Diplomatin“ ist, die Grenzen von Diplomatie und Apeasement-Politik gegenüber autokratischen Regimen aufzuzeigen. Ein hochaktuelles Buch und ein Politkrimi, in dessen Fokus die Türkei steht.
In „Die Diplomatin“ hat sich ihre neue Romanheldin Fred, Botschafterin in Uruguay, dem Auswärtigen Amt seit vielen Jahren mit ausgeprägtem Idealismus und großem Ehrgeiz verschrieben. Doch jetzt, mit Ende Vierzig, wird sie von der Einsamkeit und einem ernüchternden Lebensgefühl eingeholt. Kurz darauf scheitert Fred zum ersten Mal in ihrer Karriere, wird abberufen und als Konsulin nach Istanbul versetzt, wo die Atmosphäre spürbar bedrohlicher wird. Resignation, staatliche Willkür, das ewige Warten auf Verhandlungen und undurchsichtige Verbindungen führen dazu, dass die Diplomatin ausgerechnet an eines den Glauben verliert: Die Diplomatie.
Niemand geringerer als der Ex-Außenminister Heiko Maas bescheinigte ihrem neuen Roman „Die Diplomatin“ ein realistisches Bild derer, die nicht im Rampenlicht der Politik stehen. (Besprechung in der ZEIT vom 17. März 2022).
Zur Autorin:
Lucy Fricke, 1974 in Hamburg geboren, hat für ihr literarisches Schaffen zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien erhalten. Durch ein Stipendium an der Kulturakademie Tarabya 2019 verbrachte sie einige Monate in der Sommerresidenz der Deutschen Botschaft in der Türkei. Dort begann sie auch mit den Recherchen für ihren aktuellen Roman.
In ihrem ersten Roman „Durst ist schlimmer als Heimweh“ schildert Lucy Fricke die Nöte einer Sechzehnjährigen, in „Takeshis Haut“ bildet die Reaktorkatastrophe von Fukushima den Hintergrund für das Beben einer Liebesgeschichte, „Töchter“ führte 2018 zum Durchbruch und wurde prominent verfilmt.
Lucy Fricke kuratierte zehn Jahre lang erfolgreich das „Lesefestival für Leute, die Lesungen nicht mögen“ und ist seit 2010 als Organisatorin der „HAM.LIT – Lange Nacht junger Literatur und Musik“, sowie in verschiedenen Jurys von Literaturpreisen tätig.
Ein Gespräch mit Christian Gerhaher im Café Einstein
Christian Gerhaher ist einer der erfolgreichsten Lied-, Konzert- und Opernsänger der Gegenwart. Doch er interpretiert die Lieder nicht nur musikalisch, sondern auch literarisch: In seinem Buch „Lyrisches Tagebuch“ finden sich herausragende Werke der Liedgeschichte, die ihn selbst immer wieder erstaunen und berühren, sowie Berichte außergewöhnlicher Erfahrungen seines Lebens als Sänger.
Die drei bedeutendsten Liedkomponisten sind für Christian Gerhaher: Schubert, Schumann und Mahler. Vor dem Gespräch mit Denis Scheck probte er mit den Berliner Philharmonikern die fünf Rückert-Lieder von Gustav Mahler.
In seinem Buch gewährt Gerhaher tiefe Einblicke in seine künstlerische Arbeitsweise: Musik und Text bilden für ihn eine spannungsreiche Einheit, die sich immer wieder neu formt. Ein Buch über Gelingen und Misslingen, die technische Seite des Singens und das besondere Verhältnis zwischen Sänger*innen und Publikum
Zum Autor:
1969 in Straubing, Niederbayern geboren, besuchte Christian Gerhaher schon während seiner Studienzeit - er hat einen Abschluss in Medizin - die Opernschule der Musikhochschule München. Dort lernte er auch seinen Klavierpartner Gerold Huber kennen, mit dem er sich seit nunmehr 30 Jahren den Liedinterpretationen in Konzerten und Aufnahmen widmet. Dafür wurden beide mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet.
Christian Gerhaher gastiert regelmäßig in internationalen Konzerthäusern und renommierten Festivals, und wirkt darüber hinaus in zahlreichen Opernproduktionen mit. Er unterrichtet regelmäßig in Meisterklassen, u.a. an der Royal Academy of Music, der Juilliard School in New York und der Yale University.
Christian Gerhaher singt in Druckfrisch "Welke Rose" von Othmar Schoeck
Gespräch Lucy Fricke – Die Diplomatin
Eine erfahrene Botschafterin verliert den Glauben an die Diplomatie – und ihre Geduld. Selbstironisch erzählt Lucy Frickes Heldin von Alltag und Ernüchterung im diplomatischen Geschäft. Und von einem brisanten Fall in der aufgeheizten Türkei, der diesen gut recherchierten Roman zu einem spannenden Politkrimi macht.
Claassen Verlag, 256 Seiten, 22 Euro
ISBN 9783546100052
Anja Brockert im Gespräch mit der Buchautorin Lucy Fricke
SWR2 Buch der Woche vom 05.03.2018 Lucy Fricke: Töchter
"Töchter", die Geschichte zweier Freundinnen um die Vierzig, ist ein wilder Roadtrip durch Europa. Die beiden reisen aber nicht nur nach Süden, sondern kommen auch den Gründen und Abgründen ihrer Familiengeschichten näher.
Musikmarkt: Buch-Tipp Christian Gerhaher: Lyrisches Tagebuch
Er gilt als einer der besten Interpreten des Kunstliedes, als legitimer Nachfahre des großen Dietrich Fischer-Dieskau: Christian Gerhaher. Gefeiert für seinen wunderschönen, warmen Bariton, seine präzise Artikulation, aber auch für sein kluges, komplexes Verständnis vom Genre „Kunstlied“. Wie analytisch sich der 52-jährige Sänger den Werken von Schumann, Schubert oder Mahler nähert, wie genau er Texte und Musik studiert, bevor er sich damit auf die Bühne wagt, davon erzählt er jetzt in seinem neuen Buch: „Lyrisches Tagebuch“. Nicole Strecker hat dieses sehr spezielle Diarium gelesen.