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Aronia-Saft – wie gesund sind die Beeren wirklich?

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Aronia soll gut für Immunsystem, Cholesterinwerte und den Blutdruck sein und sogar Krebszellen hemmen. Was ist dran? Kann man die Beeren roh essen?

Vitamine und Mineralstoffe

Aroniabeeren sind reich an Vitaminen. Sie enthalten beispielsweise Vitamin C, K und verschiedene B-Vitamine. Zudem finden sich in den Beeren Mineralstoffe wie Zink, Eisen und Kalium.

Sekundäre Pflanzenstoffe der Aroniabeere

Der Pharmazeut Prof. Martin Hug vom Universitätsklinikum Freiburg beschäftigt sich schon lange mit Beeren und ihren Inhaltsstoffen. Bei der Aroniabeere seien besonders die enthaltenen sogenannten Polyphenole – Flavonoide und Anthocyane – hervorzuheben, so Hug.

Die Pflanzenfarbstoffe schützen die Beeren auf der einen Seite vor einer zu frühen Zerstörung durch UV-Licht, das sie von der Sonne abbekommen, erklärt Hug. Zum anderen wirken Polyphenole auch antimikrobiell und schützen die Pflanze vor Pilzbefall und Bakterien. „Man nimmt an, dass diese Wirkstoffe nicht nur die Aroniabeere selber schützen, sondern auch den Menschen, der sie einnimmt“, sagt Professor Hug.

Aronia: Was bedeutet antioxidativ?

Je nach Verarbeitungsart, zum Beispiel durch Erhitzen, können Vitamine verloren gehen. Die gesunden sekundären Pflanzenstoffe bleiben jedoch vollständig erhalten. Besonders wichtig ist ihre antioxidative Wirkung - aber was heißt das genau?

Durch schädliche Umwelteinflüsse wie Zigarettenrauch oder starke UV-Strahlung aber auch körpereigene Stoffwechselprozesse entstehen freie Radikale. Sie können gesunden Zellen schaden.

Was sind freie Radikale?

Freie Radikale sind Moleküle, denen ein Elektron fehlt. Dieses fehlende Elektron holen sie sich bei gesunden Körperzellen und greifen sie damit an. Dieser Prozess nennt sich Oxidation.

Antioxidantien wie die Polyphenole der Aroniabeere geben den freien Radikalen eines ihrer Elektronen ab und machen die freien Radikale dadurch für die gesunden Zellen unschädlich.

Bemerkenswert sei bei der Aroniabeere der Gehalt an Proanthocyanidinen – einer Untergruppe der Polyphenole, die für die dunkle Farbe der Beeren verantwortlich sind, sagt Professor Hug. „Der Gehalt ist deutlich höher als bei vielen anderen Beeren, die wir kennen – etwa doppelt so hoch wie bei der Heidelbeere.“

Glas mit dunkelrotem Saft, umgeben von Aronia-Beeren. Aronia soll gut für Immunsystem, Cholesterinwerte und den Blutdruck sein und sogar Krebszellen hemmen. Was ist dran? Kann man die Beeren roh essen?
Aroniasaft beinhaltet viele gesunde sekundäre Pflanzenstoffe.

Aronia gegen Corona- und Grippe-Viren?

Im Internet finden sich jedoch noch ganz andere Gesundheitsversprechen. Zum Beispiel soll Aroniasaft Corona- und Grippe-Viren hemmen können. Professor Hug verweist auf eine Laborstudie, bei der unter anderem Aronia-Saft hinsichtlich seiner Wirksamkeit gegen verschiedene Viren untersucht wurde. Im Labor konnte nachgewiesen werden, dass die Vermehrung der Viren verlangsamt oder sogar gestoppt werden konnte.

Die Ergebnisse würden aber nicht ausreichen, um die Wirkung beim Menschen zu belegen – ein generelles Problem bei Laborstudien.

„Leider ist es sehr häufig so, dass sich, wenn man versucht, diese Ergebnisse in einen Menschen zu übertragen, plötzlich herausstellt, dass dieser Wirkstoff gar nicht in ausreichender Menge vom Körper aufgenommen wird oder im Körper durch beispielsweise die Magensäure frühzeitig abgebaut wird und deswegen überhaupt nicht der Effekt auftritt, den man im Labor sich versprochen hat“, erklärt Professor Hug.

Aronia-Beeren vereinen viele gesundheitsförderliche Inhaltsstoffe.
Helfen Aronia-Beeren vielleicht sogar gegen Krebs?

Aronia-Beeren gegen Krebs?

In einer weiteren Laborstudie kam zudem heraus, dass Aronia das Wachstum von Krebszellen hemmen kann. Neben der Übertragbarkeit auf den Menschen sieht Prof. Dr. Hug hier jedoch ein weiteres Problem: „Die Konzentrationen, die in diesen Laborversuchen angewendet werden, sind häufig so hoch, dass sie bei einem Menschen, der versuchen würde, entsprechende Konzentration in seinem Blutkreislauf zu erreichen, zu extremen Nebenwirkungen führen würden.“

Er glaube aus diesem Grund nicht daran, dass die gewonnen Daten ausreichten, ein nebenwirkungsarmes Krebsmittel herzustellen.

Studien: Aronia, Cholesterin und Bluthochdruck

 Zum Thema Aronia gibt es mehr als 190 Studien - doch eine Übersichtsarbeit einer internationale Studiengruppe zeigte: Lediglich sieben davon wurden am Menschen durchgeführt und enthielten auch eine Kontrollgruppe. Bei einzelnen Probanden konnten dabei Veränderungen der Cholesterinwerte oder im kardiologischen Bereich festgestellt werden.

Professor Dr. Hug schränkt allerdings ein: „Die ganzen Daten zu Blutdrucksenkung, Cholesterolsenkung et cetera sind für mich nicht ausreichend, um hier eine Empfehlung aussprechen zu können.“

Aronia: Gesunde Inhaltsstoffe variieren je nach Standort

Bei der Aronia variiert zudem der Gehalt an den sekundären Pflanzenstoffen abhängig davon, wo die Pflanzen wachsen, wie viel Sonneneinstrahlung sie bekommen und wann sie geerntet werden.

Die Aroniabeere hat vielversprechende Ansatzpunkte für eine positive Gesundheitswirkung - doch große Studien fehlen: „Da es sich um ein nicht patentierbares Produkt handelt, sondern um eine Pflanze, die quasi jedem gehört, findet sich natürlich auch niemand, der großes Interesse hat, so eine Studie zu finanzieren.“

Blausäure: Kann man Aronia-Beeren roh essen?

In den Kernen der rohen Aroniabeere ist Blausäure enthalten – genauso wie in vielen anderen pflanzlichen Lebensmitteln. Die Menge, die verzehrt wird, ist hier ausschlaggebend: Geringe Mengen sind für den Menschen unbedenklich.

Bei rohen Aroniabeeren ist grundsätzlich davon auszugehen, dass nicht viele auf einmal gegessen werden: Aufgrund des hohen Gehalts an Gerbstoffen zieht sich einem bei ihrem Genuss im Mund alles zusammen – ähnlich wie bei Schlehen.

Wird die Aroniabeere erhitzt, sinkt der Gehalt an Blausäure noch einmal. Verarbeitete Produkte wie Aroniasaft, Marmelade, Gelee oder getrocknete Früchte sind deshalb in Bezug auf ihren Blausäuregehalt unproblematisch, wie beim Max Rubner-Institut nachzulesen ist.

Experte aus dem Film:
Prof. Dr. Martin J. Hug, Direktor der Klinikumsapotheke am Universitätsklinikum Freiburg

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