Er schmeckt würzig und süß zugleich – und erinnert an Lakritze: Anis wird vor allem in der Winter- und Weihnachtsbäckerei gerne verwendet, kommt aber auch in Bratensaucen, Eintöpfen oder in Gewürzschnaps und Teemischungen zum Einsatz.
Die Pflanze aus der Familie der Doldenblütler ist aber nicht nur eine beliebte Gewürzpflanze, sondern wird auch als Heilpflanze verwendet. So soll Anis etwa die Verdauung fördern, entkrampfend wirken, Schleim lösen und sogar die Milchproduktion von stillenden Frauen fördern. Aber wie genau und wodurch wirkt Anis heilend – und ist das alles wissenschaftlich belegt?
Wo Anis herkommt: Die Geschichte
Anis wurde schon vor Jahrtausenden als Heilpflanze angewendet. Das Gewürz stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum, wurde bereits im alten Griechenland wegen seiner medizinischen Eigenschaften geschätzt und wegen seiner schleimlösenden Wirkung bei Bronchitis eingesetzt.
Im Mittelalter verbreitete es sich durch den Handel in ganz Europa, wo es sowohl in der Küche als auch als Heilmittel gegen Verdauungsprobleme genutzt wurde. Im 16. Jahrhundert begann man, aus Anissamen Liköre herzustellen. Heute wird Anis weltweit angebaut, besonders in Südeuropa, dem Nahen Osten und Mexiko.
Wobei kann Anis helfen? Die Anwendungsgebiete
In der Küche von Melanie Wenzel kommt Anis nicht nur als Gewürz zum Einsatz – sondern eben auch als Heilpflanze. Wenzel ist Kräuterexpertin und Heilpraktikerin und hat über Kräuter und Heilmittel aus der Natur schon mehrere Bücher geschrieben.
„Nicht umsonst sind Weihnachtsgewürze allesamt Gewürze, die uns dabei helfen, schwer Verdauliches leichter zu verdauen“, sagt die Kräuterexpertin. Sogar bei Tieren wirke Anis verdauungsfördernd. Die Heilpflanze habe aber nicht nur diese Wirkung, sondern helfe auch, Schleim zu lösen.
In Drogerien und Apotheken finden sich zahlreiche Anisprodukte gegen Erkältung und Magen-Darm-Beschwerden. Als Arzneipflanze werde Anis vielen Rezepturen hinzugefügt und könne so in Kombination mit anderen Stoffen wie zum Beispiel Fenchel wirken, sagt Dr. Wolfgang Etspüler, der im rheinland-pfälzischen Eppenbrunn eine Praxis für naturgemäße Medizin führt. „Bäuchleintee ist etwas ganz Häufiges, da sind meistens Kümmel, Fenchel und Anis drin“, sagt Etspüler.
Anistee gegen Magenverstimmungen oder Erkältungen
In seinem Praxisalltag erlebt der Hausarzt oft Patienten, die naturheilkundlich interessiert sind und nach pflanzlichen Mitteln etwa gegen Bronchitis oder bei Magen-Darm-Beschwerden fragen.
„Natürlich hat man dann ein gewisses Repertoire - und eine der Standardpflanzen ist eben Anis“, sagt Dr. Etspüler – denn das sei ganz breitflächig einsetzbar: Als Tee bei Bagatellerkrankungen, Magenverstimmungen, Darmproblemen oder Erkältungen.
Während Anistee sanft wirke, verordne er bei stärkeren Beschwerden extrahierten Anis in Tropfenform.
Die Inhaltsstoffe: Warum und wie wirkt Anis überhaupt?
In Anis steckt das ätherische Öl Anethol. Es wirkt schleimlösend, antibakteriell und entkrampfend. Außerdem finden sich Mineralien, Antioxidantien und Vitamin C im Samen der Arzneimittelpflanze.
Sind die medizinischen Effekte belegt? Der Forschungsstand
Die europäische Gesellschaft für Phytotherapie empfiehlt den Einsatz von Anis bei Erkältungen und Magenbeschwerden - trotz begrenzter Studienlage - aufgrund von Erfahrungswerten.
Aktuelle Studien könnten aber auch Hinweise auf neue Anwendungsgebiete von Anis geben, sagt Professor Dr. Roman Huber. Er ist Internist und Gastroenterologe - und leitet seit 1998 das Uni-Zentrum Naturheilkunde an der Uniklinik Freiburg im Breisgau.
So soll Anistee etwa einen positiven Einfluss auf die Milchbildung von stillenden Müttern haben. Tatsächlich hätten sich in Untersuchungen dazu statistisch signifikante Unterschiede gezeigt, so Dr. Roman Huber: Jene Frauen, die Anistee tranken, produzierten auch mehr Milch.
Und: Bei Reizdarm könnte Anis sogar besser wirken als eine gängige Arzneimitteltherapie. Zumindest wertet der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie erste Untersuchungen dazu als vielversprechend.
Welche Risiken gibt es bei der Anwendung?
Anis kann zu Allergien in den Atemwegen und im Magen-Darmtrakt führen. Eine Überdosis kann außerdem Magenreizungen auslösen, Benommenheit oder rauschartige Zustände zur Folge haben. „Es kommt immer auf die Menge an“, sagt Dr. Roman Huber.
Übertreiben solle man es mit der Einnahme von Anis nicht: Drei bis fünf Gramm Anis pro Tag gelten als Tagesdosis. „Wenn man sich an diese Regeln hält, kann eigentlich nichts passieren.“
Anis im Hausmittel-Check – das Fazit
Traditionell wird Anis bei Erkältung und Magenbeschwerden eingesetzt. Dort ist seine Wirkung durch Erfahrungswerte belegt.
Ersten Studien zufolge soll Anis sogar die Milchproduktion von stillenden Müttern unterstützen und bei Reizdarm helfen.
Allerdings: Bei mehr als fünf Gramm am Tag kann Anis unangenehme Nebenwirkung haben.