Reicht Jodsalz aus?

Immer müde: Wie man Jodmangel bemerkt und was hilft

Stand
Autor/in
Heike Scherbel
Onlinefassung
Margareta Holzreiter

Unsere Schilddrüse braucht Jod für die Hormonproduktion. Aber die Jodversorgung in der Bevölkerung ist nicht ausreichend. Reicht Jodsalz aus, um einen Jodmangel zu vermeiden?

Die Forschung schlägt Alarm: Nachdem die Jodversorgung in der Bevölkerung seit den 80er-Jahren immer besser wurde, verschlechtert sie sich derzeit wieder und gilt aktuell als nicht immer ausreichend.

Was Jod ist und wofür man es benötigt

Jod ist ein Spurenelement und muss über die Nahrung aufgenommen werden. Es ist essenziell für den Körper und wird vor allem in der Schilddrüse gebraucht, um die Hormone T3 und T4 herzustellen. Diese Hormone sind wahre Alleskönner und steuern zahlreiche Körpervorgänge. Sie wirken auf Herz und Kreislauf, regeln den Blutdruck und steuern Gewebewachstum und Zellteilung. Damit beeinflussen sie die Entwicklung der Knochen und helfen dabei, dass Gehirn und Nervensystem gut funktionieren. Daher ist eine ausreichende Jodaufnahme während der Schwangerschaft besonders wichtig. Über den Grundumsatz beeinflussen diese Hormone auch unser Körpergewicht.

Auch im Darm werden Hormone produziert, wie man die eigene Darmflora gesund halten kann, erklären wir in diesem Artikel:

Wie man einen Jodmangel bemerkt

Früher konnte man vor allem in Süddeutschland immer wieder Menschen mit einem Kropf, also einer schlecht mit Jod versorgten und deshalb vergrößerten Schilddrüse, sehen. Doch nicht immer ist ein Jodmangel so offensichtlich.

Wer sich dauerhaft müde und abgeschlagen fühlt, obwohl man eigentlich genug Schlaf hat, sollte achtsam sein. Denn auch diese Dauermüdigkeit könnte auf einen Jodmangel zurückzuführen sein. Weil der Mangel sich auf unseren Stoffwechsel auswirkt, kann er auch zu einer Gewichtszunahme führen.

Ein weiteres Anzeichen von unzureichender Jodzufuhr können auch Gewebeveränderungen in Form von Knoten an der Schilddrüse sein. Sie können bei ärztlichen Untersuchungen festgestellt und genauer bestimmt werden.

Jodmangel kann solche Veränderungen auslösen. Das, was wir heute beobachten, ist das Ergebnis der Jod-Versorgungssituation vor 30 Jahren oder vielleicht sogar noch länger. Das heißt also, wir müssen rückwärts blicken und dann muss man sagen, dass eine Reihe von Schilddrüsenerkrankungen tatsächlich durch Jodmangel in Deutschland entstanden sind.

Jodversorgung verschlechtert sich wieder

In Deutschland sind die Ackerböden aufgrund geologischer Bedingungen sehr jodarm, besonders in Süddeutschland. Deshalb fehlt natürliches Jod seit jeher in der Nahrung. Ab den 80er-Jahren wurde jodiertes Speisesalz verkauft, um die Menschen gezielt mit Jod zu versorgen. Auch in Großküchen und in der Lebensmittelherstellung darf seither Jodsalz eingesetzt werden.

Jodsalz ist kein Einzelfall, es gibt auch andere Lebensmittel, die mit Spurenelementen und Vitaminen angereichert werden. Warum das Anreichern von Lebensmitteln mit Vitamin D eher kritisch zu sehen ist, erklären wir hier:

Durch die Anreicherung hat sich die Jodversorgung der Bevölkerung über mehrere Jahre stetig verbessert. Doch Wissenschaftler wie Prof. Thomas Remer vom Forschungsinstitut für Kinderernährung beobachten seit einigen Jahren einen Abwärtstrend in der Jodversorgung in Deutschland, den auch das Bundesinstitut für Risikobewertung bestätigt. Die neuesten Ergebnisse von Langzeitstudien zeigen: Bei 30 Prozent der Erwachsenen und mehr als 45 Prozent der 6- bis 12-Jährigen liegt die Jodzufuhr unter dem Bedarf. Die Forschung warnt am Beispiel von Neuseeland vor den Folgen:

„Da gibt es Untersuchungen, die stammen aus Neuseeland, dass Schulkinder, die eine schlechte Jodversorgung haben, und zwar so eine wie die, die wir jetzt bald erwarten können, tatsächlich Intelligenzeinbußen haben und in ihrer geistigen Leistungsfähigkeit ein Stückchen weit vermindert sind und damit muss man rechnen, wenn das so weiter geht.“

Wie man dem Jodmangel entgegenwirkt

Das Kochen mit jodiertem Speisesalz ist ein guter Weg, um den Körper mit Jod zu versorgen. Zu viel Salz über die Nahrung aufzunehmen ist allerdings auch nicht gesund, mehr darüber gibt es hier zum Nachlesen:

Außerdem stellen Forschungsteams fest, dass Nahrungsmittelproduzenten immer seltener Jodsalz verwenden. Denn Jodsalz ist teurer als herkömmliches Salz. Außerdem ist der Einsatz in den EU-Ländern nicht einheitlich geregelt.

Im Durchschnitt sollten Erwachsene allerdings 200 Mikrogramm Jod am Tag aufnehmen. Von mehr als 500 Mikrogramm täglich rät das baden-württembergischen Landeszentrum für Ernährung ab, eine Aufnahme dieser Menge ist aber auch durch die reguläre Nahrungsaufnahme kaum möglich. Durch welche Nahrungsmittel eine ausreichende Aufnahme von Jod im Alltag gelingt, erklärt SWR-Ernährungsexpertin Sabine Schütze:

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Heike Scherbel
Onlinefassung
Margareta Holzreiter