Was oben rein kommt, landet irgendwann im Darm. Bis zu sieben Meter ist der Muskelschlauch lang. Seine Hauptaufgabe ist die Verdauung der Nahrung. Diese landet zunächst im Dünndarm. Dort werden die meisten Nährstoffe aufgenommen.
Doch der Darm ist mehr als nur ein Verdauungsorgan. Er ist auch ein wichtiger Hormonproduzent. In ihm entstehen 20 verschiedene Hormontypen - unter anderem ein Großteil der Glückshormone, darunter Serotonin und Dopamin.
- Informationen aus dem Darm
- Was ist das Mikrobiom?
- Mikrobiom und Gesundheit
- Woher weiß man, ob das Mikrobiom in Ordnung ist?
- Mittel für die Darmgesundheit
- Kann Fasten das Mikrobiom verändern?
- So hilft Ernährung dem Mikrobiom
- Wann spricht man von einem gereizten Darm?
Informationen aus dem Darm
Die im Darm produzierten Hormone werden über die sogenannte Darm-Hirn-Achse an das Gehirn gemeldet. Über den Vagusnerv sind Darm und Gehirn direkt miteinander verbunden. Fast 90 Prozent der Informationen fließen vom Darm zum Gehirn - und nicht umgekehrt.
In vielen Fällen teilt der Darm als sogenanntes Bauchhirn mit, wie es ihm gerade geht und ob irgendetwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Darüber hinaus lohnt es sich, die eigenen Ausscheidungen genau anzuschauen. Je länger sie durch den Darm unterwegs sind, desto fester werden sie. Ein fester Stuhl kann demzufolge ein Anzeichen für Ballaststoffmangel und einen trägen Darm sein. Dies kann man jedoch recht einfach und günstig regulieren: mit Flohsamen. Diese nehmen viel Feuchtigkeit auf. Dabei bilden sie einen Schleim, der die Magenschleimhaut schützt und gleichzeitig den Darm in Bewegung setzt.
Was ist das Mikrobiom?
Insbesondere über die Zusammensetzung der Darmflora, des sogenannten Mikrobioms, ist das Gehirn bestens informiert. Das Mikrobiom im Darm umfasst bis zu zwei Kilo Bakterien, Viren, Hefen und Pilze - rund 100 Billionen Mikroorganismen. Bei jedem Menschen ist die Zusammensetzung anders, je nach Faktoren wie Alter, Geschlecht, Genetik, Ernährung, Adipositas, Rauchen oder "Medikamenteneinnahme".
Mikrobiom und Gesundheit
Das Mikrobiom spielt bei Darmbeschwerden eine wichtige Rolle. Eine Fehlbesiedlung kann die Darmschleimhaut schädigen und zu Entzündungen führen. Forschende vermuten sogar, dass ein schlecht zusammengesetztes Mikrobiom für einige Erkrankungen ursächlich ist - zum Beispiel für Übergewicht, Diabetes, Multiple Sklerose, Parkinson und Depressionen. Ein solcher Zusammenhang von Mikrobiom und Gesundheit kann laut Marktcheck-Gesundheitsexperte Lothar Zimmermann unter anderem vorliegen, weil bestimmte Stoffe, die das Gehirn braucht, vom Darm zur Verfügung gestellt werden. Funktioniert die Bereitstellung nicht, kann dies Auswirkungen auf die Gesundheit außerhalb des Darms haben. Umgekehrt könnten Krankheiten auch das Mikrobiom beeinflussen.
So kann zwar mit Sicherheit gesagt werden, dass es einen Zusammenhang von Gesundheit und Darm gibt, allerdings wurde noch nicht vollständig erforscht, ob ein gestörtes Mikrobiom Krankheiten auslöst oder ob Krankheiten das Mikrobiom schwächen. Auch könnte die Wechselwirkung von Gesundheit und Mikrobiom von Krankheit zu Krankheit unterschiedlich sein. Die Erforschung des Darms ist also noch längst nicht abgeschlossen. Möglicherweise findet man hier in Zukunft sowohl die Ursachen als auch die Lösungen für verschiedene Gesundheitsprobleme.
"Wir wissen aus Studien der letzten 10 bis 15 Jahre, dass es sehr viele Zusammenhänge gibt, zwischen unserem Darm-Mikrobiom, Änderungen im Darm-Mikrobiom, dem Auftreten von Erkrankungen - körperlichen Erkrankungen oder seelischen Erkrankungen", erläutert Prof. Christoph Stein-Thöringer vom Universitätsklinikum Tübingen. Er und sein Team beschäftigen sich schon lange mit dem Mikrobiom. Man wisse jedoch noch nicht genau, wie das Mirkobiom von außen über Medikamente oder andere Strategien beeinflusst werden könne. Zudem sei derzeit noch nicht im Detail bekannt, wie Krankheiten gezielt geheilt oder ihre Entstehungen verhindert werden könnten.
Mehr über das Mikrobiom auch hier:
Woher weiß man, ob das Mikrobiom in Ordnung ist?
In welchem Zustand das Mikrobiom ist, kann man analysieren lassen, erklärt Zimmermann. Wichtig dabei ist, dass die Untersuchung bei einem seriösen Arzt durchgeführt wird und nicht über fragwürdige Online-Anbieter. Allerdings ist eine solche Untersuchung in der Regel teuer und nicht ganz einfach, da beispielsweise manche der Bakterien beim Kontakt mit Sauerstoff absterben. Zudem kann das Mikrobiom durch bestimmte Medikamente wie Antibiotika beeinflusst und aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Zudem spielt die Ernährung eine wichtige Rolle.
Mittel für die Darmgesundheit
Auch die Industrie hat das Mikrobiom bereits für sich entdeckt. In den Schaufenstern der Apotheken, im Fernsehen und im Internet sieht man sie immer häufiger - Werbung für Darmkuren, Darmbakterien, Darmsymbionten oder Nahrungsergänzungsmittel. Die Industrie hat zahlreiche Produkte auf den Markt gebracht, die angeblich für einen gesunden Darm und eine gute Verdauung sorgen sollen.
Der Markt ist groß, denn Darmbeschwerden sind ein Tabuthema. Gastroenterologen Heiner Krammer, Leiter des Magen-Darm-Zentrums in Mannheim, kennt das Leid und die Scham der Patienten gut. Viele scheuen den Gang zum Arzt, setzen stattdessen lieber auf Eigenmedikation. Doch Krammer steht den Produkten weitestgehend skeptisch gegenüber: "Entscheidend ist etwas zu empfehlen, was hilft, aber den Geldbeutel des Patienten schützt. Dass ist ganz wichtig, weil er muss es ja nicht nur mal probieren, er muss es ja möglichst lange einnehmen."
Kann Fasten das Mikrobiom verändern?
Ist die Darmflora aus dem Gleichgewicht, soll Heilfasten dazu beitragen, den Darm einen Neustart zu geben.
- In einer ersten sogenannten Umstellungsphase wird der Darm entlastet: Weniger Kalorien werden zugeführt. Genussmittel wie Nikotin und Alkohol sind tabu.
- Die Hauptfastenzeit startet oft mit einer Darmentleerung. Dann dürfen nur noch Flüssigkeiten wie Tee, Saft oder Brühe getrunken werden. Wie lange diese Phase dauern soll, ist nicht festgelegt.
- In der Aufbauphase muss der Körper langsam wieder an normale Ernährung gewöhnt werden - mit Schonkost wie Apfel- oder Gemüsebrei.
"Wir wissen aus zahlreichen Studien, dass Fasten oder unterschiedliche Fasten-Ansätze das Mikrobiom verändern können. Es ist aber so, dass wir wissen, dass das Mikrobiom ganz allgemein sehr zäh ist und sehr träge verändert werden kann", erklärt Prof. Stein-Thöringer vom Universitätsklinikum Tübingen. Das bedeute, dass Fasten-Vorgänge in der Regel sehr lange andauern müssten und auch eine dauerhafte Ernährungsumstellung stattfinden müsste, um das Mikrobiom wirklich langfristig zu verändern.
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So hilft Ernährung dem Mikrobiom
Mit der richtigen Ernährung können die meisten Menschen ihr Mikrobiom fit halten und auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten. Doch eine gesunde Ernährung ist nicht immer die alleinige Lösung. Manche Beschwerden können auch durch Erkrankungen wie Krebs oder Nahrungsunverträglichkeiten ausgelöst werden. Im Zweifelsfall hilft das Gespräch mit dem Arzt.
Zu einer gesunden Ernährung gehören Lebensmittel mit Ballaststoffen. Diese stecken beispielsweise in Getreide insbesondere Vollkorn, aber auch Hülsenfrüchten oder Leinsamen und Flohsamen. Diese Lebensmittel verbessern die Konsistenz des Stuhles und wirken sich positiv auf die Darmflora aus. Auch Chicorée kann einen positiven Effekt haben. Denn in ihm steckt Inulin - das regt die Darmbewegung an.
Außerdem haben neben Probiotika in Lebensmitteln auch sogenannte Präbiotika eine gesundheitsförderne Wirkung auf den Darm. Das sind Ballaststoffe, die etwa in Artischocken, Knoblauch, Blaubeeren, Zwiebeln, Hafer, Chicorèe oder Bananen vorkommen. Das Gute: Sie ernähren nur die gesunden Bakterien im Darm.
Die richtige Ernährung umfasst zudem den Verzehr von Lebensmittel in ihrer natürlichen Form - also zum Beispiel den Apfel mit Schale zu essen. Auf verarbeitete Produkte, Fastfood und ähnliches sollte verzichtet werden. Zudem spielt die Ausgewogenheit der Ernährung eine wichtige Rolle. So haben Forschende bereits festgestellt, dass Naturvölker eine bessere und vielfältigere Darmflora haben, weil sie sich naturbelassen ernähren.
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Wann spricht man von einem gereizten Darm?
Was unter einem Reizdarmsyndrom zu verstehen ist, erklärt Gastroenterologe Krammer: "Immer Beschwerden auch mit dem Stuhlgang, Verstopfung oder Durchfall, kombiniert mit abdominalen also Bauchbeschwerden, Blähbauch als Meteorismus, oder auch vermehrter Luftabgang, also Winde, Flatulenz - das sind die typischen Symptome." Wenn dann auch durch diese Symptome die Lebensqualität des Patienten entscheidend beeinträchtigt werde, dann handle es sich um ein Reizdarmsyndrom.
Bevor ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert werden kann, sollten andere organisch Ursachen und Unverträglichkeiten sowie Erkrankungen wie Krebs ausgeschlossen werden. Einen solchen Ausschluss erreicht man über eine Darmspiegelung. Mit ihr kann man Entzündungen oder auch Krebs bereits im Frühstadium erkennen. Entzündungen von Darmschlingen können zudem auf ein gestörtes Mikrobiom hinweisen. Ab einem Alter von 50 Jahren - bei einer Vorbelastung auch schon früher - sollte man daher alle 10 Jahre eine Darmspiegelung durchführen lassen.