Den Begriff Reha kennt fast jeder – die Preha hingegen ist deutlich weniger bekannt.
Was ist Preha?
Die Prehabilitation, kurz Preha, soll mit speziellen Trainingsprogrammen für Muskulatur und Kreislauf helfen, gestärkt in eine Operation hineinzugehen, um sich hinterher schneller wieder zu erholen.
Drei bis sechs Wochen vor der Operation gehen die Patienten zwei Mal die Woche zum Fitnesstraining. Dabei geht es nicht um Muskelzuwachs, sondern um das einfache Ansteuern der Muskeln. Arthrose-Patienten zum Beispiel bewegen sich wegen ihrer starken Schmerzen in den Gelenken oft nicht mehr genug, es fehlt ihnen an Muskelkraft und -koordination. Dort setzt die Preha an.
Welchen Effekt hat Prehabilitation?
Wie effektiv Preha sein kann, zeigen die Ergebnisse kleinerer Pilotstudien: Mit Prehabilitation ließen sich die Schmerzen halbieren und die Beweglichkeit nach der OP verdoppeln. So stabilisiere das regelmäßige Training – etwa vor einem Hüftgelenkersatz – Muskeln, Sehnen und Bänder rund um die Hüfte so effektiv, dass die Schmerzmittel bereits vor der OP stark reduziert werden können. Und auch das anschließende Laufenlernen mit dem Kunstgelenk und die postoperative Genesung gehe schneller. Außerdem aktiviere die Preha das Herzkreislaufsystem, rege den Stoffwechsel an und stärke so das Immunsystem.
Einen schmerzlindernden Effekt hat die Preha offenbar nicht nur vor der OP. Die Personen, die vor der OP trainiert hatten, haben auch anschließend 50 Prozent weniger Schmerzen als die Personen, die nicht trainiert hatten. Orthopäde Dr. Reel van der Most rät daher vor zu viel Schonung vor einer OP ab.
Weniger Komplikationen dank Preha
Nicht nur bei Knochen- und Gelenkoperationen hat die Preha Vorteile, auch bei Herz- und Bauchoperationen kann sie die Zahl der Komplikationen reduzieren. So zeigt eine Analyse mehrerer Studien im Jahr 2010, dass es mit Training vor der OP im Anschluss weniger Lungenerkrankungen gibt und Patienten früher wieder entlassen werden können. Sportmediziner Dr. Helge Riepenhof erklärt: Die Senkung der Komplikationen sei auch durch eine solche frühere Entlassungen bedingt. Denn verbringe ein Patient weniger Zeit im Bett, so sinke auch das Risiko für Thrombosen und die daraus resultierenden Lungenembolien.
„Ich finde es sehr wichtig, dass Patienten nicht das Opfer sind in der Operation“, betont Dr. Reel van der Most. Ärzte würden zwar beispielsweise ein neues Gelenk einsetzen, doch die Patienten leisteten einen ebenso großen – wenn nicht sogar größeren – Beitrag. Die Preha könne dabei helfen, den Patienten schon vor der OP, Vertrauen zu schenken und ihren Ehrgeiz zu wecken, eine Verbesserung herbeizuführen.