Eine Mutter stillt auf einer Bank ihr Baby. Nicht nur das Kind profitiert vom Stillen mit Muttermilch an der Brust, auch Mütter: Das Risiko für Brustkrebs und Fettstoffwechselstörungen etwa reduziert sich deutlich.

Natürlich gesund: Muttermilch

Stillen – auch die Gesundheit der Mutter profitiert

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Autor/in
Nadine Gode
Onlinefassung
Heidi Keller

Nicht nur das Kind profitiert vom ausreichenden Stillen, auch Mütter: Das Risiko für Brustkrebs und Fettstoffwechselstörungen etwa reduziert sich deutlich.

Muttermilch gilt als die ideale Nahrung für Neugeborene. Hinter dem Stillen stecken zahlreiche gesundheitliche Vorteile - sowohl für das Kind als auch für die Mutter.

Stillen senkt Risiko für Brustkrebs und Eierstockkrebs

Sechs Monate ausschließliches Stillen, das empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Denn der Muttermilch werden einige gesundheitsbringende Vorteile zugeschrieben – auch für die Mutter. Daran forscht Professorin Regina Ensenauer, Vorsitzende der nationalen Stillkommission. Sie leitet das Institut für Kinderernährung am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe.

„Für die Mutter ist es so, dass wir ein vermindertes Risiko für Brustkrebserkrankungen und für Eierstockkrebs sehen“.

Auch im Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung wird Stillen daher explizit erwähnt: Pro Jahr, in dem eine Mutter stillt, verringere sich ihr Brustkrebsrisiko um etwa vier Prozent.

Wie Stillen das Krebsrisiko senken kann

Erste Ergebnisse lassen darauf schließen, dass diese positiven Auswirkungen auf Veränderungen der Bruststruktur zurückzuführen sind. Die Milchdrüsen und das Brustgewebe werden in der Schwangerschaft größer. In den Milchbläßchen, den sogenannten Alveolen, im Drüsengewebe wird die Muttermilch gebildet und gespeichert.

Saugt das Baby an der Brust, werden die Bläschen durch winzige Muskeln zusammengedrückt, sodass die Muttermilch durch die Milchgänge abfließen kann. Forschende vermuten, dass krebsauslösende Stoffe, sogenannte Karzinogene, während der Stillzeit über die Brustdrüsen aus dem Gewebe entfernt werden. Da sich die Milchdrüsen durch eine längere Stillzeit langsamer zurückbilden, profitiere die Frau dementsprechend auch länger von der schützenden Wirkung.

In einer klinischen Studie haben Forschende zusätzlich einen Komplex in der Muttermilch nachgewiesen, der einige Krebszellen sogar abtöten kann.

Stillen für die Gesundheit der Mutter: Stoffwechselerkrankungen

Neben dem verringerten Krebsrisiko birgt das Stillen laut aktuellen Forschungen noch eine Reihe anderer gesundheitlicher Vorteile für die Mutter, weiß Regina Ensenauer.

„Stillen hat auch einen schützenden Effekt auf die Entstehung des Typ II Diabetes, mit anderen Worten: Stoffwechselstörungen. Gerade Frauen mit einem höheren BMI haben meist ein höheres Risiko, im Leben Typ II Diabetes zu entwickeln. Stillen, so haben wir gesehen, schützt davor. Und insofern hat es eine große Bedeutung, auch für die Frau selbst, ihr eigenes Krankheitsrisiko zu reduzieren“.

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Stillen ist mehr als Nahrungsaufnahme: Vorteile für das Baby

Babys erhalten beim Stillen jederzeit alles, was sie brauchen. Das Besondere dabei: In ihrer Zusammensetzung passt sich die Milch den Bedürfnissen des Kindes an. Auch deswegen beeinflusst sie die Entwicklung der Kinder laut Studien positiv.

„Wir wissen zum Beispiel, dass durch das Stillen beim Kind gerade kurzfristige Risiken für Infektionen gesenkt werden, die Mittelohrentzündung zum Beispiel. Die tritt häufig schon sehr früh, in den ersten Lebensjahren, auf. Das Risiko wird eindeutig gesenkt“, erklärt die Professorin.

Auch das Risiko, an Asthma oder an Diabetes Typ II zu erkranken, werde durch das Stillen reduziert.

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Stillen für die Gesundheit: Die Dosis ist entscheidend

Wie groß die gesundheitlichen Vorteile für das Neugeborene sind, hängt auch mit der Dauer des Stillens zusammen. Ebenso begünstige ausschließliches Stillen - ohne die Zugabe von Wasser oder Tee - in den ersten Monaten den Effekt. Expertinnen und Experten bezeichnen diesen daher als Dosiseffekt.

„Es gibt deutliche Unterschiede. Deswegen ist es auch sehr wichtig, dass wir Frauen direkt nach der Geburt unterstützen, in das volle und ausschließliche Stillen hineinzukommen“, sagt die Vorsitzende der nationalen Stillkommission. Denn der Dosiseffekt habe sowohl für die Gesundheit des Kindes als auch für die der Mutter eine große Bedeutung.

Industrielle Säuglingsnahrung - eine Alternative zur Muttermilch?

Die Alternative für Muttermilch ist industriell hergestellte Säuglingsnahrung. Das Angebot ist groß. Anfangs- und Pre-Milch sollen Babys in den ersten Monaten alle notwendigen Nährstoffe bieten können. Einige wichtige Inhaltsstoffe sind daher gesetzlich in Europa vorgeschrieben. Dazu zählen zum Beispiel verschiedene Omega-3-Fettsäuren.

Jon Genuneit ist Professor für Pädiatrische Epidemiologie an der Universität Leipzig. In mehreren Studien hat er sich bereits mit der sogenannten Formula-Milch auseinandergesetzt. Als gleichwertig sieht er die Produkte zur Muttermilch nicht: „Ersatzprodukte sind in weiten Teilen Kuhmilch basiert, und Kuhmilch ist einfach in ihrer Zusammensetzung anders als menschliche Muttermilch. Man kann also vielleicht allein schon logisch schließen, dass da ein gewisser Vorteil sein könnte.“

Das heiße nicht, dass die Ersatzprodukte grundsätzlich schlecht sind, betont der Experte. Aber es sollte nur dann darauf zurückgegriffen werden, wenn es notwendig ist.

Das Beste fürs Kind

Stetig wird daran geforscht, die Ersatzprodukte zu verbessern und damit näher an das Original heranzukommen. Dennoch sind sich Expertinnen und Experten einig, dass Muttermilch die beste Ernährung für Neugeborene ist.

Darüber hinaus bietet das Stillen Mutter und Kind große Vorteile für die Gesundheit, die emotionale Bindung und die langfristige Entwicklung.

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