Ersatzteile wie Türen, Front- und Heckklappen, Spiegel, Scheinwerfer oder Rückleuchten könnten künftig auch von anderen Autos mit Totalschaden kommen.

Scheiben, Türen, Scheinwerfer, Spiegel

Versicherung erlaubt gebrauchte Ersatzteile bei Autoreparatur

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Sina Rosenkranz
SWR-Wirtschaftsredakteurin Sina Rosenkranz
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Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele

Deutschlands größte Versicherung, die Allianz, setzt bei Autoreparaturen künftig auf gebrauchte Ersatzteile. Allerdings kommen dafür nur bestimmte Teile und Fahrzeuge infrage.

Beim Austausch einer Windschutzscheibe 1.200 Euro sparen

Die Reparatur der Windschutzscheibe eines VW ID.3 würde mit einer gebrauchten Scheibe 1.200 Euro weniger kosten - so der Chef der Allianz-Versicherung, Frank Sommerfeld.

Nur für bestimmte Fahrzeuge und Komponenten

Der Einsatz gebrauchter Ersatzteile soll sowohl umweltfreundlicher als auch günstiger sein. Die Allianz will sich erstmal nur auf Fahrzeuge konzentrieren, die zwischen drei und acht Jahre alt sind. Jüngere Fahrzeuge sind laut dem Versicherungskonzern meistens finanziert oder geleast und bei älteren würde sich eine Reparatur oft nicht mehr lohnen, auch nicht mit gebrauchten Ersatzteilen. Die Ersatzteile sollen aus Autos mit Totalschäden stammen, die bisher häufig zum Ausschlachten ins Ausland verfrachtet werden.

Wiederverwenden will die Allianz Teile wie Türen, Front- und Heckklappen. Sicherheitsrelevante Teile wie Lenkungen, Achsen-Teile oder Räder sollen dagegen nicht wieder verwendet werden.

Autos auch schneller aus der Werkstatt zurück

Die deutschen Kfz-Versicherer kämpfen seit Jahren mit gestiegenen Kosten. Diese sind zu einem beträchtlichen Teil durch die hohen Preise neuer Ersatzteile verursacht. Schon in der Vergangenheit hatte die Allianz deshalb immer wieder für den Einsatz gebrauchter Ersatzteile bei Autoreparaturen geworben. Die Autos kämen dadurch nicht nur günstiger, sondern auch schneller aus der Werkstatt, gerade dann, wenn neue Teile nicht lieferbar seien.

Gebrauchte Ersatzteile im Ausland teilweise üblich

Dazu käme der Umwelt-Aspekt, weil Produktion und Transport neuer Teile sehr viel mehr Treibhausgase verursachen würden. Der Münchner Dax-Konzern verweist auf England, die Niederlande und Frankreich, wo es demnach schon seit einigen Jahren Vorgaben zur Förderung wiederverwendbarer Teile in Kfz-Werkstätten gibt. Die Versicherer haben ein Eigeninteresse an niedrigeren CO2-Emissionen: Die von Naturkatastrophen verursachten Schäden steigen seit Jahrzehnten, der Klimawandel spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Markt für Ersatzteile in Deutschland begrenzt

Im Moment ist es allerdings so, dass es in Deutschland keinen wirklich funktionierenden Markt für gebrauchte Autoersatzteile gibt. Stattdessen verfrachten Versicherer die Fahrzeuge mit Totalschaden ins Ausland und lassen sie da ausschlachten. Weil es hier keine Anreize oder Vorgagen gibt.
Es ist also schwierig, in Deutschland überhaupt an gebrauchte Ersatzteile zu kommen, die nicht uralt sind. Die Allianz will diesen Ersatzteile-Markt jetzt durch den Vorstoß in die Gänge bringen. Dazu will der Versicherer mit einer neuen Plattform namens ClaimParts zusammenarbeiten. Sie ist auf gebrauchte und zertifizierte Kfz-Ersatzteile spezialisiert.

Das heißt: Man darf jetzt nicht davon ausgehen, dass ab sofort bei jeder Reparatur, die über die Allianz läuft, gebrauchte Ersatzteile zum Einsatz kommen. Die Versicherung muss erst mal sehen, wie sie an die Teile überhaupt heran kommt.

Wird es für Kfz-Versicherungskunden günstiger?

Die Allianz hat heute auf die SWR-Anfrage, ob es für diese Gebraucht-Ersatzteile-Aktion auch entsprechende günstigere Tarife geben wird "Nein" geantwortet. Es werde für die Aktion keine eigenen Tarife geben. Aber: "Geringere Schadensaufwände wirken sich immer auch auf die Prämien aus."

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