Infiziert trotz Corona-Impfung

Warum es immer wieder zu Impfdurchbrüchen kommt

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Gegen Corona geimpft und trotzdem infiziert. Das ist möglich. In letzter Zeit häufen sich die Berichte über sogenannte Impfdurchbrüche. Da stellt sich so mancher die Frage: Warum sollte ich mich impfen lassen, wenn ich dann vielleicht doch krank werde? Aktuelle Fakten zu Impfdurchbrüchen und warum sich die Impfung gegen Covid-19 trotzdem lohnt.

Impfdurchbruchquote liegt bei 0,17 Prozent

Von einem Impfdurchbruch spricht man, wenn eine vollständig geimpfte Person trotzdem an Covid-19 erkrankt. Laut Robert Koch-Institut ist das ein erwartbarer statistischer Effekt: Je mehr Menschen geimpft sind, umso höher ist bei den registrierten Infektionszahlen auch der Anteil an Impfdurchbrüchen. Im Zeitraum Februar bis Oktober 2021 waren es laut Robert Koch-Institut 95.487 Impfdurchbrüche.

Die Impfquote in Deutschland liegt derzeit bei etwas über 65 Prozent. Das heißt, dass derzeit etwa 55 Millionen Menschen vollständig geimpft sind. Das entspricht einer Impfdurchbruchsrate von 0,17 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für einen Impfdurchbruch ist demnach sehr gering. Das ist unter anderem auf die Effektivität der Impfstoffe zurückzuführen. Sie liegt bei den unter 60-Jährigen bei 83 Prozent, bei über 60-Jährigen bei 81 Prozent.

Ein Aufkleber, der auf eine Impfung mit dem Impfstoff Moderna hinweist, klebt im Impfzentrum des Klinikums Stuttgart im Impfpass eines Impflings.

Corona-Infektion trotz Impfung möglich

Auch wenn Infektion und Ausbruch der Krankheit trotz Impfung selten sind, zeigen sie: Eine Impfung schützt nicht hundertprozentig. Der Corona-Impfstoff wirkt - grob vereinfacht - zu 80 bis 95 Prozent. Da bleibt ein Restrisiko von 10 bis 20 Prozent. Dennoch wirkt die Impfung gegen Covid-19 besser als andere Impfungen. Die Grippeimpfung beispielweise ist weniger wirksam.

"Impfdurchbrüche können sich anhand eines einfachen Schnupfens äußern. Impfdurchbrüche können aber auch Patienten treffen, die deshalb auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Das sind üblicherweise Patienten, die unter schweren Krankheiten oder auch Grundkrankheiten leiden."

Viele Impfdurchbrüche bleiben unbemerkt

Im Marienhaus Klinikum Hetzelstift in Neustadt an der Weinstraße werden die meisten Impfdurchbrüche zufällig festgestellt: Die erkrankten Patienten sind meist symptomfrei und wurden aufgrund anderer Beschwerden ins Krankenhaus eingewiesen. Covid-Patienten, die wegen eines Impfdurchbruchs tatsächlich im Krankenhaus behandelt werden müssten, machten nur einen Bruchteil der Fälle aus, berichten Ärzte des Klinikums. Die Mehrheit der an Covid-19 Erkrankten, die im Hetzelstift behandelt werden, sei nicht geimpft.

Impfdurchbrüche vor allem bei geschwächtem Immunsystem

Die meisten Patienten, die einen Impfdurchbruch erleben, sind entweder hochbetagt oder über 60 und leiden zusätzlich an einer Grunderkrankung, die ihr Immunsystem schwächt. Beispielsweise Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem ist laut Virologen zu beobachten, dass bei insbesondere älteren Menschen der Impfschutz nach etwa sechs bis acht Monaten nachlässt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt unter anderem dieser Personengruppe deshalb eine dritte Impfung.

Spritzen gefüllt mit dem Impfstoff von BiontechPfizer gegen Covid 19 liegen auf einem Tisch in einer Hausarztpraxis. In Augsburg steht ab heute ein Arzt aus Wemding vor Gericht. Er soll Coronaimpfungen nur vorgetäuscht haben.
Spritzen mit einem Impfstoff gegen Corona: Der angeklagte einstigen Hausarztes aus Wemding soll den Impfstoff nur zum Schein verabreicht haben. Jetzt beginnt der Prozess gegen den 73-Jährigen. (Symbolbild)

Wahrscheinlichkeit von Impfdurchbrüchen variiert je nach Impfstoff

Die Wahrscheinlichkeit, einen Impfdurchbruch zu erleiden, variiert je nach Impfstoff stark.

"Die häufigsten Impfdurchbrüche sieht man offensichtlich bei dem Impfstoff von Johnson & Johnson. Daher auch die Impfempfehlung von der Stiko hier entsprechend noch eine weitere Impfung zu holen."

Ärzte rufen zur Impfung auf

Das Risiko, sich als Geimpfter zu infizieren, ist viel geringer als das Risiko, sich als Nicht-Geimpfter zu infizieren. Hinzu kommt, dass die Krankheitsverläufe bei Menschen, die sich ungeimpft infizieren, in der Regel schwerer sind.

Im Oktober 2021 hatten sich Klinikärzte aus der Pfalz mit einem dramatischen Appell an die Bevölkerung gerichtet. Sie baten die Menschen eindringlich, sich gegen Corona impfen zu lassen. In den Krankhäusern lägen immer mehr jüngere Patienten. Und auch die Krankheitsverläufe würden schwerer, so die Ärzte.  

"Eine Impfung schützt vor schweren Verläufen und das ist im Grunde das wichtige. 90 Prozent Schutz vor schweren Verläufen bedeutet Schutz vor der Intensivstation, Schutz vor dem Tod. In der Praxis beobachten wir auch junge Menschen, die daran sterben. Das ist gruselig."

Pflegerinnen auf einer Covid-19-Intensivstation
Intensivpflegerinnen sind in Schutzkleidungen auf der Covid-19-Intensivstation einer Klinik mit der Versorgung von Corona-Patienten beschäftigt.

Die Impfnebenwirkungen, die seit Beginn der Impfkampagne beobachtet worden seien, wären außerdem gering angesichts des Risikos einer schweren Infektion, so die Ärzte in Neustadt:  

"Mittlerweile sind sieben Milliarden Impfdosen auf der ganzen Welt verimpft worden. Wenn da jetzt eine Nebenwirkung so gravierend gewesen wäre, die wäre aufgefallen."

Pflegepersonal kommt an Grenzen

Die intensive Therapie von Covid-Patienten belaste das Krankenhauspersonal emotional und körperlich, so Vertreter des Klinikums. Außerdem würden nicht nur hier Ressourcen blockiert, die dringend für Patienten mit anderen gravierenden Leiden gebraucht würden.

"Es frisst alle Kapazitäten auf, die wir normal für Tumorpatienten oder anderen Patienten bräuchten, die dringend einen operativen Eingriff benötigen würden mit nachfolgender intensivmedizinischer Versorgung. Die können, müssen wir im Moment oftmals verschieben oder absagen."

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