Sport an sich ist für die meisten eine gute Sache. Doch starke Stöße oder Drehungen sind Gift für unsere Knie. Der klassische "Kreuzbandriss" kann die Folge sein. Wie man dem vorbeugen kann und welche Rolle dabei die Wissenschaft spielt.
Oft passiert es ganz ohne Vorwarnung, beispielsweise beim schnellen Laufen mit Richtungswechseln oder beim Skifahren: Ein lautes "Knack" ist zu hören, heftige Schmerzen schießen durch das Knie und es lässt sich nicht mehr wie gewohnt bewegen. Der Kreuzbandriss gehört zu den häufigsten Verletzungen in Deutschland. Und aus einer schweren Knieverletzung (wie Meniskus- und Kreuzbandrisse) kann sich eine Arthrose entwickeln.
Kann man einem Kreuzbandriss vorbeugen?
An der Sporthochschule Köln widmet sich eine Forschung dieser Frage. Um die genauen Verletzungsmechanismen zu verstehen, untersuchten sie die Spielmanöver von 51 Handballspielerinnen im Labor mit einer 3D Bewegungsanalyse. Wenn das Knieabduktionsmoment sehr hoch ist, kann das begünstigen, dass das Knie nach innen fällt, und damit in eine sogenannte "X-Beinstellung" gelangt. Das wiederum erhöht das Risiko für eine Kniegelenksverletzung speziell eine Kreuzbandverletzung. Aus Sicht der Forscher lässt sich das Knieverletzungsrisiko durch die richtige Bewegungsausführung (Technik) und eine Trainingsprophylaxe vorbeugen.
Wann muss nach einer Kreuzbandverletzung operiert werden?
Ist die betroffene Person jüngeren Alters und sportlich sehr aktiv oder hat möglicherweise auch einen bewegungsintensiven Beruf, ist eine Operation ratsam. Ohne Kreuzband ist eine Sportart mit Richtungswechseln beispielsweise fast nicht durchführbar.
Wie verläuft eine Kreuzband-OP?
Bei der Operation werden körpereigene Sehnen am Knie eingesetzt, beispielsweise die Oberschenkelstrecksehne, die Kniescheibensehne oder die innere Kniebeugesehne. Diese fehlen dann zwar an der jeweiligen Stelle, der Körper kann den Mangel jedoch durch gezieltes Training gut kompensieren. Generell gilt die Kreuzband-OP als vergleichsweise komplikationsarmer Eingriff. Die große Mehrzahl aller Patienten kehrt innerhalb eines Jahres zurück in den Sport oder auf den Sportplatz.
Wann ist eine Kreuzband-Operation verzichtbar?
Betroffene, die beispielsweise einen Bürojob haben, bei dem man viel sitzt, und in der Freizeit "nur" Fahrrad fahren oder schwimmen, könnten es durchaus zunächst mal mit einer konservativen Behandlung versuchen, so Mediziner.
Dabei wird durch gezielte Physiotherapie versucht, das kaputte Kreuzband auszugleichen, indem Muskeln und die Koordination gestärkt werden. Manchmal bleibt ein Kreuzbandriss von Betroffenen unbemerkt und wird nur durch Zufall entdeckt. Der Körper hat es in diesen Fällen offenbar geschafft, die Verletzung zu kompensieren. Ist die Person in ihren gewohnten Bewegungen nicht eingeschränkt, muss hier nicht operiert werden.
Gutes Reha-Programm ist bei einem Kreuzbandriss unverzichtbar
Ob Operation oder konservative Behandlung: Ein gutes Rehabilitations-Programm ist essenziell wichtig. Es macht wenig Sinn, eine operative Versorgung durchzuführen, ohne sicherzustellen, dass der Patient eine entsprechende Nachbehandlung hat.
Mit Sport und Übungen einem Kreuzbandriss vorbeugen
Wer gezielt Muskulatur und die Koordination stärkt, kann Kreuzbandprobleme zwar nicht komplett ausschließen, aber die Wahrscheinlichkeit dafür minimieren. Generell sind Sportarten hilfreich, die einbeinige und beidbeinige Landephasen trainieren – zum Beispiel Laufsportarten oder Langlauf-Skifahren.
Wer das Jahr über eher wenig aktiv ist und dann beispielsweise in den Skiurlaub fährt, hat ein erhöhtes Risiko für Komplikationen mit dem Kreuzband. Besser: Wtwa zwei Monate vor dem Skiurlaub mit Übungen anfangen, die die Kniegelenke auf die starke Belastung vorbereiten.
Übung 1:
Hüftbreit stehen. Ein Bein anheben, auf dem anderen stehend langsam tiefer gehen. Der Oberkörper bleibt gerade, die Hüfte kippt nicht, das Knie weicht nicht nach innen aus. Einige Male wiederholen, dann Bein wechseln.
Übung 2:
Wieder hüftbreit stehen, rechtes Bein anheben. Das rechte Bein nach hinten bewegen und mit der Fußspitze auf dem Boden ein Y nachzeichnen: gerade nach hinten gehen, dann schräg nach links und schräg nach rechts. Einige Male auf beiden Seiten wiederholen.
Ein gutes Trainingsprogramm mit Videoerklärungen speziell zur Prävention von Knieverletzungen gibt es der auf Website "Stop X" der Deutschen Kniegesellschaft.