Morgens im Bad das Duschgel. Im Supermarkt landet die Tiefkühlpizza oder der Fertigkuchen im Einkaufswagen. Am Abend die schnelle Tütensuppe. Fast überall steckt Palmöl drin. Schätzungen zufolge in jedem zweiten verarbeiteten Lebensmittel.
Manchmal ganz offenkundig, manchmal versteckt unter der weniger verfänglichen Bezeichnung "pflanzliche Öle" - was in der Regel eben Palmöl ist. Warum? Palmöl ist unschlagbar günstig verglichen mit Raps- oder Sonnenblumenöl. Und seine Konsistenz macht etwa Backprodukte oder Schokocreme streichzart, cremig, ohne den Geschmack zu verändern. Aber: Palmöl gehört nicht zu den hochwertigen Fetten, den sogenannten ungesättigten Fettsäuren. Im Gegenteil: Studienergebnisse legen nahe, dass Palmfett sogar krebserregend sein kann.
Früchte der Palmöl-Pflanze werden gepresst und erhitzt
Am Anfang steht die Palmöl-Pflanze, eine Palme mit roten Früchten. Sie wächst hauptsächlich in Indonesien und Malaysia, wo dafür Regenwälder abgeholzt werden. Ökologisch ein Desaster. Das Öl wird aus den roten Früchten gewonnen und aufwendig industriell verarbeitet. Der Mainzer Toxikologe Prof. Bernd Kaina forscht seit Jahren zum Thema Palmöl: „Es wird zerkleinert, dann gepresst, chemisch noch aufbereitet und gefiltert. Und der letzte Schritt dieser Aufbereitung ist eine Raffinierung. Diese Raffinierung erfolgt bei hoher Temperatur mit Wasserdampf bei über 200 Grad Celsius.“
Beim Raffinieren von Palmöl entstehen gefährliche Stoffe
Naturbelassenes, also kaltgepresstes Palmöl ist zunächst einmal unbedenklich. Erst durch das Raffinieren wird es zu einer Gefahr. Denn: Bei der Erhitzung entstehen chemische Verbindungen. Unter anderem Clycidyl-Fette. Dazu der Toxikologe:
Ernährungsmediziner wie Dr. Christoph Lembens aus Mainz warnen schon länger vor diesen Fettsäuren. Neben der Krebsgefahr sind sie auch für den Cholesterin-Spiegel schlecht.
Bei übermäßigem Verzehr können Herzinfarkt und Diabetes die Folge sein. Seit 2018 gibt es daher europaweit neue Grenzwerte:
Für Verbraucher ist das auf der Verpackung nur unzureichend gekennzeichnet. Die Industrie scheint wenig Interesse an Aufklärung zu haben. Vielleicht auch, weil Palmöl unschlagbar billig ist. Dazu der Mainzer Toxikologe Prof. Bernd Kaina: „Eine Ölpalme produziert etwas 6000 Früchte. Diese ergeben etwas 50 Kilogramm Fruchtfleisch. Im Vergleich zum Raps oder zum Sonnenblumenöl, da muss man schon lange sammeln und ernten, bis man auf diese Menge kommt.“
Diese Alternativen zu Palmöl gibt es
Palmöl-freie Produkte sind meist prominent gekennzeichnet, so beispielsweise manche Babynahrung. Hingegen sollte man Fertigsoßen- und Suppen lieber meiden und bei Schokolade und Keksen auf Palmfett-Zugaben achten. Da Palmöl vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln zu finden ist, gelingt ein Verzicht leicht durch den Kauf und die Zubereitung von frischen, unverarbeiteten Produkten. Auch widmen sich online diverse Webseiten der Präsentation von alternativen Produkten ohne Palmöl. Eine mühselige Suche. Aber auf lange Sicht dankt es die Umwelt und die Gesundheit