Die Turteltaube - ihren Namen kennt fast jeder und er wird gerne symbolisch verwendet. Aber kaum einer weiß Genaueres über diese Tierart, die der "Vogel des Jahres 2020" ist.
Früher war die Turteltaube ein häufiger Vogel, gerade im Südwesten Deutschlands. Schon Hildegard von Bingen hat sie im 12. Jahrhundert erwähnt. Was für die meisten von uns eher wie ein Synonym für frisch Verliebte klingt, bezeichnet in Wirklichkeit eine hübsche Vogelart, die mittlerweile selten geworden ist.
Wer auf die Suche nach ihr geht, wird sie vermutlich eher hören als sehen. Ihr etwas monotones Gurren "turrrturrrturrr“ klingt zwar leise und unaufdringlich, ist aber relativ weit zu vernehmen.
Das bedeutet der Titel "Vogel des Jahres"
Seit 1971 wählt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) jedes Jahr einen Vogel zum "Vogel des Jahres". Die Aktion soll vor allem eine bedrohte Vogelart oder deren ebenfalls bedrohten Lebensraum in den Fokus rücken.
Der erste "Vogel des Jahres" war 1971 der Wanderfalke, der in Deutschland vom Aussterben bedroht war, weil der flächendeckende Einsatz des Insekten-Giftes DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) die Eierschalen vieler Wildvögel zerbrechlich machte . Den schnellsten Vogel der Welt kennen heute viele.
Mit der Turteltaube ist das anders, den meisten dürfte kaum klar sein, dass es sich bei ihr um eine von fünf heimischen Taubenarten handelt.
Was die Turteltaube von anderen Taubenarten unterscheidet
Unsere kleinste Taube ist "bunt" gefärbt, in verschiedenen Braun- und Grautönen. Am Hals hat sie einen auffallenden schwarz-weiß gefärbten Fleck. Neben ihr leben bei uns vier weitere Taubenarten:
- die Ringeltaube: größte und häufigste einheimische Taube mit weißem Halsfleck. Sie ruft fünfsilbig ("DUH duh, doo doo … du“).
- die Stadt- oder Straßentaube: die bekannteste mit monotonem Gurren. Eigentlich verwilderte Haustiere, ausgesetzte und entflogene Brief- oder Hochzeitstauben, die sich nur in der Nähe des Menschen vermehren können. Stammform ist die Felsentaube, die im Mittelmeerraum lebt.
- Ähnlich sieht ihr die seltene und eher recht scheue Hohltaube, die in Baumhöhlen in Wäldern brütet. Ihre dumpfen Rufe können an eine Eule denken lassen.
- die Türkentaube: Ähnlichkeit mit der Turteltaube. Ist im Laufe des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa eingewandert, ebenfalls relativ klein und zierlich mit schwarzem Halsfleck. Sie ruft dreisilbig, etwa ("du DUU do").
So leben Turteltauben
Die Turteltaube ist ein echter Zugvogel, der einzige Langstreckenzieher unter den heimischen Tauben. Sie überwintert in Afrika südlich der Sahara. Kommen die Vögel im April zurück, suchen sie bei uns vor allem halboffene Lebensräume auf. Also Gebiete, in denen es Büsche und Bäume gibt, dazwischen aber auch möglichst natürliche Wiesen und Feldränder, auf denen sie ihre Nahrung finden.
Turteltauben ernähren sich vor allem von Pflanzensamen, lieben die Samen von Wildkräutern und Gräsern. Außerdem brauchen sie Wasserstellen, weil sie regelmäßig trinken müssen.
Am Rand von Kies- und Sandgruben finden sich viele Brachen, auf denen Wildkräuter wachsen und genügend Gebüsche zum Verstecken sowie für die Brut sind auch vorhanden.
Während das Männchen fleißig gurrt und damit sein Gebiet absteckt, baut das Weibchen ein Nest, verborgen im Gebüsch und legt zwei Eier.
In den Gruben teilen sie ihren Lebensraum oft mit anderen wärmeliebenden Arten wie dem Wiedehopf, den bunten Bienenfressern und dem Orpheusspötter.
Darum sind Turteltauben bedroht
Ihr ursprünglicher Lebensraum, nämlich abwechslungsreiche Waldränder, Auwaldbereiche und extensiv bewirtschaftete Felder und Weinberge, schwindet. Der Lebensraumverlust macht den Vögeln bei uns schwer zu schaffen. Dazu kommt noch eine besondere Bedrohung, die auf dem Zugweg der Langstreckenzieher besteht.