Am 19.10.2020 hat in Trier der Prozess gegen acht mutmaßliche Cyberkriminelle begonnen, die in Traben-Trarbach in einem ehemaligen Bunker ein Rechenzentrum für illegale Webseiten im Darknet betrieben haben sollen.
Ende September 2019 war der sogenannte Cyberbunker in einer großen Polizei-Aktion ausgehoben worden. Die Anklage wirft den vier Niederländern, drei Deutschen und einem Bulgaren Beihilfe zu mehr als 249.000 Straftaten sowie Beihilfe zur versuchten Computersabotage vor.
Zum ersten Mal überhaupt stehen in einem solchen Prozess nicht die Täter im Fokus, die im Darknet Waffen, Drogen oder Kinderpornos verkaufen, sondern diejenigen, die diese Geschäfte mit ihren Servern überhaupt möglich machen.
Das ist das Darknet
Das Internet wie wir es kennen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Im Verborgenen geht es weiter. Hier liegt der andere, der verschlüsselte Teil des Internets, auch Darknet genannt.
Das Darknet hat viele Gesichter. Einerseits ist es ein anonymer Marktplatz für Waffen, Drogen und andere kriminelle Geschäfte. Andererseits ein anonymer Ort für Menschen, die hier frei ihre Meinung äußern können.
Die Nutzer bleiben dabei anonym. Denn anders als im normalen Internet gibt es im Darknet keine zentralen Server. Stattdessen schließen sich viele einzelne Computer zu Netzwerken zusammen. Das Signal zwischen den Servern wird so oft umgeleitet, dass die Daten verschlüsselt bleiben.
So wird das Darknet genutzt
Wer ins Darknet will, benötigt einen speziellen Zugang, zum Beispiel den Tor-Browser. Entwickelt wurde er von einer US-Behörde mit dem Ziel, geheim und geschützt vor Spionage kommunizieren zu können. Inzwischen kann das jeder nutzen
Doch die düstere Seite der Anonymität überwiegt. Das Darknet ist hauptsächlich Marktplatz für kriminelle Geschäfte.
In wenigen Sekunden sind illegale Angebote erreichbar: Zum Beispiel eine Pistole für 500 US Dollar oder Drogen für 12 Euro. Im Darknet ist all das leicht zu haben.
Diese Gefahr birgt das Darknet
Die Cyberkriminalität, also die Kriminalität im Internet, steigt auch in Rheinland-Pfalz. Die Landeszentralstelle Cybercrime, gegründet im Obktober 2014, hat allein im letzten Jahr in 1.257 Fällen ermittelt.
Der spektakulärste: Die Aushebung des Cyberbunkers in Traben-Trarbach im September 2019. Auf 400 Servern, verteilt über 5 Etagen unter der Erde, wurden mutmaßlich illegale Geschäfte betrieben.
Über illegale Online-Shops wie Wallstreet Market verkauften Kriminelle aus aller Welt Drogen oder Waffen und verschickten Kinderpornos. Auch ein großer Hacker-Angriff auf Router der Telekom soll über den Darknet-Cyberbunker gelaufen sein.
Hacker-Angriffe auf Server von Unternehmen und Behörden aus dem Darknet nehmen zu, immer mehr deutsche Unternehmen werden zum Ziel von Wirtschaftskriminellen.
Darum sind Ermittlungen im Darknet komplex
Die Landeszentralstelle Cybercrime ist für die Ermittlungen in Rheinland-Pfalz zuständig. Das Problem: Es gibt natürlich kein Darknet Rheinland-Pfalz, das Darknet wird global genutzt.
Die Ermittlungen zu koordinieren ist eine Herausforderung, die Anonymität der Nutzer eine andere. Auch die Strafverfolgung funktioniert anders.
Schließlich sollen noch weitere Täter den Ermittlern in die Falle tappen. Die Datenmenge, die die Ermittler im Cyberbunker von Traben-Trabach vorgefunden haben, ist unvorstellbar groß.
Auf CD gebrannt wären es 2,6 Millionen CD's, die aufeinandergestapelt eine Höhe von 8.000 Metern ergäben.
Die Auswertung ist deshalb noch gar nicht abgeschlossen, weitere Anklagepunkte können sich noch ergeben. Für den Mammutprozess sind deshalb bis Ende 2021 jede Woche zwei ganze Tage terminiert, an denen das Gericht tagt.