Wenn langsam die Temperaturen steigen und die Sonne scheint, zieht es uns gerade in Corona Zeiten nach draußen. Doch das schöne Wetter gefällt nicht nur den vielen Spaziergängern, sondern auch den Zecken.
Die Spinnentiere profitieren vom Klimawandel, durch die milderen Winter verlängert sich ihre aktive Zeit im Jahr. So war 2020 ein Rekordjahr: Noch nie wurden so viele Zecken in Deutschland gezählt. Die Prognosen für 2021 zeigen einen ähnlichen Trend.
Dann sind Zecken besonders aktiv
Ist es kälter als 7 Grad, zieht sich der Gemeine Holzbock in das Laub am Waldboden zurück. Liegen die Temperaturen drei Tage lang über 7 Grad, wird er aktiv, krabbelt an Gräsern hoch und wartet dort auf potentielle Wirte.
Am aktivsten sind diese Zecken im April und im Mai. Wobei die relative Luftfeuchtigkeit eine große Rolle spielt. Der Gemeine Holzbock kann nämlich sehr schnell austrocknen. Deshalb nimmt im Hochsommer seine Aktivität deutlich ab. Denn ist es zu trocken, wandert er wieder Richtung Laubstreu. Von September bis November sitzen wieder mehr Zecken an Gräsern und Büschen. Durch die warmen Winter gibt es mittlerweile immer öfter auch im Winter Zecken, die aus dem Laub heraus krabbeln.
Hotspot im Südwesten Zecken machen keine Pause mehr
Der Frühling gilt als Zeckenzeit. Doch nun sehen Experten, dass die Blutsauger ganzjährig unterwegs sind. Häufig stechen sie im Südwesten. Kinder sind besonders gefährdet.
Deshalb können Zecken für uns gefährlich sein
Der Gemeine Holzbock kann beim Blutsaugen Krankheiten übertragen: Durch den Stich einer heimischen Zecken können wir Menschen mit FSME oder Lyme-Borreliose infiziert werden.
Die Zahl der von Zecken übertragenen Hirnhautentzündung (FSME) war im Jahr 2020 besonders hoch. Das RKI hat deutschlandweit 704 FSME-Erkrankungen registriert - der höchste Wert seit Beginn der Meldepflicht vor 20 Jahren. Gegen FSME kann man sich impfen lassen. Vor allem in den ausgewiesenen Risikogebieten ist Vorsicht geboten.
Weitaus größer ist die Gefahr, sich bei einem Zeckenstich mit Borreliose anzustecken. Die Borreliose erkennt man bei der Mehrzahl der Patienten durch die sogenannte Wanderröte auf der Haut. Um den Zeckenstich herum bildet sich eine kreisrunde, scharf abgegrenzte Rötung, die sich ringförmig ausbreitet.
Die Borreliose kann sehr gut mit Antibiotika behandelt werden. Ein geringer Teil der Patienten bekommt eine Neuroborreliose, bei der Borrelien in das zentrale Nervensystem übertreten. Dabei können Hirnnerven mit befallen werden und es kann zu Lähmungen im Gesicht kommen. Die Neuroborreliose kann mit Antibiotika intravenös behandelt werden.
Die Auwaldzecke sticht auch im Winter
Bei uns in Rheinland-Pfalz breitet sich zunehmend die Auwaldzecke aus. Sie wird auch Winterzecke genannt, weil sie auch in kalten Monaten aktiv sein kann. Gefährlich ist sie für Hunde, denn sie kann die Babesiose - die sogenannte Hundemalaria - übertragen. Unbehandelt ist diese Krankheit für die Vierbeiner tödlich. Rechtzeitig erkannt, kann sie vom Tierarzt gut behandelt werden.
Die Auwaldzecke ist das ganze Jahr aktiv Gefahr durch bisher fast unbekannte Zeckenart wächst
Die Auwaldzecke kann gefährliche Krankheitserreger übertragen. Die früher seltene Art breitet sich immer weiter in Deutschland aus. Dabei spielt der Klimawandel eine große Rolle.
Darum erobern zunehmend auch tropische Zecken unsere Region
Durch die Klimaerwärmung fühlen sich immer mehr Zecken aus dem Mittelmeerraum und aus Afrika bei uns wohl. Immer öfter bekamen Forscher in den letzten drei Jahren Exemplare der afrikanischen Hyalomma Zecke zugeschickt, die durch Zugvögel eingeschleppt wurden.
Um sich hier entwickeln zu können, braucht sie hohe Temperaturen und trockene Sommer. 2018 bis 2020 hatte die Hyalomma Zecke ideale Bedingungen. Obwohl die Zecke Rinder und Pferde bevorzugt, kann sie auch für den Menschen zur Gefahr werden.
Die Hyalomma ist eine Jagdzecke
Anders als unsere heimische Zeckenart, die auf Wirte wartet, wird ihre tropische Verwandte selbst aktiv. Denn die Hyalomma Zecke ist keine Lauer- sondern eine Jagdzecke. Sie kann ihre Opfer aus einer Entfernung von bis zu zehn Metern erspähen und läuft dann aktiv auf sie zu oder hinter ihnen her. Die Hyalomma Zecke macht also gezielt Jagd. Bis zu 100 Meter weit vermag sie ihre Opfer zu verfolgen.
Auch die Hyalomma Zecke kann Krankheiten übertragen. Es gibt im Wesentlichen zwei Erkrankungen, die für den Menschen gefährlich werden können. Die eine, zum Glück sehr seltene, ist das Krim Kongo Fieber. Eine Viruserkrankung, die wie Ebola zum Tod führen kann. Die zweite Erkrankung ist das weniger gefährliche durch Rickettsia Bakterien ausgelöste Fleckfieber.
Ein erster Fall wurde im August 2019 in Deutschland bekannt. Merkmale sind Hautausschlag, Schorfstellen und Fieber. Die Krankheit kann gut mit Antibiotika behandelt werden
So kann man sich schützen
Ein bewährtes Mittel trotz steigender Temperaturen ist schützende Kleidung: T-Shirts mit langem Arm und gut bedeckte Beine, die Socken am besten über der Hose – so ist man vor den Zeckenstichen am besten geschützt. Es gibt auch Antizeckensprays, die vor den Blutsaugern schützen sollen.
Zudem sollte man sich nach einem Aufenthalt im Freien auf Zecken untersuchen und diese schnellstmöglich entfernen. Denn die Borreliose-Erreger werden erst 12 bis 24 Stunden nach dem Stich übertragen. Gegen FSME hilft eine Schutzimpfung beim Arzt. Nach einer Grundimmunisierung muss sie in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden.
Gefahr durch tropische Einwanderer und warme Winter Vor diesen Zeckenarten sollten wir uns in Acht nehmen
Kurze milde Winter und die allgemeine Klimaerwärmung begünstigen den Lebensraum der heimischen Zecke. Nicht nur sie übertragen Krankheiten, sondern auch neue tropische Zeckenarten können uns gefährlich werden.