Ätherische Öle

Aromatherapie: Die heilsame Kraft der Düfte

Stand
Autor/in
Heike Scherbel
Onlinefassung
Emma Challouf

Ätherische Öle und ihre Düfte sorgen nicht nur für Wohlbefinden. Ihr Anwendungsgebiet ist weitaus größer und reicht von Schlafstörungen, Panikattacken bis hin zur Krebsforschung.

Doch welche Möglichkeiten bieten sie wirklich für die Gesundheit und worauf sollte man bei der Behandlung mit ätherischen Ölen achten?

Ätherische Öle: Aufnahme von Gerüchen über die Nase

Die Wirkungskraft von ätherischen Ölen beginnt beim Riechen in der Nase. Pflanzen sondern Duftmoleküle ab. Atmet ein Mensch diese ein, landen sie auf der Riechschleimhaut. Dort befinden sich Millionen von Riechsinneszellen, die mit rund 400 verschiedenen Geruchsrezeptoren ausgestattet sind. An diese binden sich die Duftmoleküle und leiten so Duftreize über Nervenimpulse ins Gehirn.

Dort wird sowohl das Erinnerungs- als auch das Gefühlszentrum aktiviert, sodass jeder Duft mit einem individuellen Gefühl abgespeichert werden kann. Dabei spricht man von einem Erinnerungseffekt. Dieser Mechanismus kann in der Aromatherapie genutzt werden.

Düfte gegen Panikattacken

Der Erinnerungseffekt von Düften kann zur Beruhigung eingesetzt werden. So empfiehlt Apothekerin und Aromatherapeutin Dorothea Hamm bei einer Panikattacke eine wohltuende Duftmischung. Kann ein Mensch diese in einer ruhigen Situation riechen und empfindet den Duft als angenehm, kann der Duft auch in einer stressigen Phase helfen, zur Ruhe zu kommen.

Das funktioniert allerdings nur mit Düften, die positiv abgespeichert sind. Diese individuelle Dufterinnerungen sind sehr stabil und meist ein Leben lang abrufbar.

DIY: Riechstift mit ätherischen Ölen zum Selbermachen

Aromaexpertin Dorothea Hamm aus Karlsruhe erklärt, was ganz einfach ist und was vor allem auch Kinder gerne machen, ist einen Riechstift selbst zu basteln.

Dazu nimmt man einen Rohling, der im Drogeriemarkt erhältlich ist. In den Stift-Rohlingen befindet sich ein Docht. Auf diesen gibt man einige Tropfen eines ätherischen Öls, das sich angenehm anfühlt. Es können auch mehrere unterschiedliche Öle kombiniert verwendet werden. Vier bis fünf Tropfen reichen dabei für eine sehr lange Zeit.

Anschließend wird der Docht in die Stifthülse gesteckt. So kann man den Stift auch mitnehmen und jederzeit daran riechen - für gute Laune oder zum Stressabbau.

Zu sehen ist Aromaexpertin Dorothea Hamm. Sie bastelt einen Riechstift. In der Hand hält sie eine Art Docht, der sich im Rohling befindet. Darauf gibt sie einige Tropfen eines ätherischen Öls.
Ein Riechstift kann leicht mitgenommen werden und jederzeit zur Entspannung beitragen.

Die Aromaexpertin empfiehlt folgendes Rezept mit Düften:

Diese Aromaöle können beispielsweise gemischt und kombiniert werden:

  • 2 Tropfen Orange
  • 2 Tropfen Grapefruit
  • 2 Tropfen Zitrone
  • 2 Tropfen Benzoe

Einfacher Tipp:

Eine einfache Alternative zum Stift ist es, einen Tropfen ätherisches Öl auf ein Taschentuch zu geben und in die Hosentasche oder Handtasche zu stecken. Auch auf diese Weise hat man immer wieder Gelegenheit, an einem Lieblingsduft zu riechen.

Ätherische Öle: Wirkungsweise im Körper

Der Chemiker, Biologe und Mediziner Professor Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum hat herausgefunden, dass es nicht nur in der Nase, sondern überall im Körper Duftrezeptoren gibt.

Duftstoffe haben demnach drei Möglichkeiten, in den Körper zu gelangen. Zum einen über den Magen-Darm-Trakt beim Essen, zum anderen über die Lunge beim Einatmen oder sie werden über die Haut aufgenommen.

In einem weiteren Schritt werden die aufgenommenen Duftstoffe ins Blut transportiert und von diesem durch den ganzen Körper geleitet. So können sie dort an Duftrezeptoren andocken und ihre Wirkung auslösen.

Lavendel, Minze und Sandelholz: So wirken die natürlichen Duftstoffe

In zahlreichen Studien wurde bei bestimmten Duftstoffen mittlerweile nachgewiesen, wie sie im Körper wirken.

  • Das im Lavendel enthaltene Linalool oder Duftmoleküle aus der Gardenie docken an dieselben Rezeptoren an wie etwa das Medikament Valium. So fördern sie die Entspannung, Angstlösung und den Schlaf.
  • Duftmoleküle aus Minze oder Eukalyptus heften sich an Rezeptoren, die für Anregung und Konzentration sorgen.
  • Sandelholzmoleküle hingegen steigern nachweislich die Hautregeneration und beschleunigen Wundheilung und Haarwachstum.
  • Veilchenduftmoleküle verlangsamen im Laborversuch das Zellwachstum von Prostatakrebszellen.

Rosmarin: Verwendung und Wirksamkeit als Heilpflanze

Das mediterrane Kraut findet nicht nur in der Küche seine Verwendung. Die Gewürz- und Heilpflanze kann bei verschiedenen Symptomen angewendet werden. Rosmarin enthält kreislaufanregende Wirkstoffe, die wach machen und erfrischen. Außerdem wirken die ätherischen Öle antibakteriell.

Klinische Studien haben gezeigt, dass diese in der Lage sind, den sogenannten Biofilm, der von Bakterien gebildet wird und den sie zum Wachstum benötigen, zu zerstören. Aromatherapeutin Dorothea Hamm beschäftigt sich seit über 30 Jahren als Apothekerin mit ätherischen Ölen, die je nach Krankheitsbild angewendet werden können.

Ätherische Öle können gegen Bakterien, gegen Viren und gegen Pilze agieren und sogar gegen die schwierigen Krankenhauskeime.

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Ätherische Öle in der Krebsforschung

Bei Haut-, Blasen- und Darmkrebs ist die Forschung schon sehr weit, eine Methode zu finden, Düfte in der Krebstherapie einzusetzen. Ob aber tatsächlich mit Duftstoffen Krebs bekämpft werden kann, müssen umfangreiche klinische Studien aber noch beweisen.

Einsatz von Düften in der Krebstherapie

Ätherische Öle werden bereits jetzt bei Krebspatienten für das Wohlbefinden genutzt. Die sogenannte Aromapflege basiert auf der subjektiven Wahrnehmung von Gerüchen und kommt zusätzlichen zu den medizinischen Behandlungen zum Einsatz. Dazu wird mit niedrigeren Duftkonzentrationen als bei der Aromatherapie gearbeitet. Denn bei der Aromapflege steht nicht die Heilung, sondern das Wohlbefinden des Patienten im Vordergrund.

Bei der Aromapflege geht es viel darum, auf Wohlbefindlichkeitsstörungen wie zum Beispiel Schlafstörungen, aber auch auf Angst oder Unruhe einzugehen. Und das ist es, was den Patienten dann bei der Heilung unterstützt, zusätzlich zur Therapie, die durch die Mediziner angeboten wird.

Risiken bei der Verwendung ätherischer Öle

In der Aromatherapie ist gegen fast jede Krankheit ein Kraut gewachsen. Viele Anwendungen sind jedoch wissenschaftlich nicht belegt. Zudem haben ätherische Öle ein hohes Allergiepotenzial oder können bei Überdosierung die Atmungsorgane schädigen.

Laien sollten daher bei der Anwendung vorsichtig sein. Das gilt vor allem für Allergiker, Schwangere, Kleinkinder und ältere Personen. Aromatherapeutin Dorothea Hamm empfiehlt, ätherische Öle immer nur in geringer Dosierung zu verwenden und mit einem Basisöl zu mischen, das als Grundlage dient.

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