Hausmittel

Lindenblüten: Heilpflanze mit nachgewiesener Wirkung?

Stand
Autor/in
Stefanie Waldschmidt
Onlinefassung
Nora Schwarz

Die Blüten und Blätter der Linde sollen beruhigen sowie Schleim und Krämpfe lösen – aber was ist dran? Was sagt die Wissenschaft zur Wirkung der Arzneipflanze? 

Lindenblüten haben eine jahrtausendalte Tradition als Heilpflanze. Seit der Antike werden sie verehrt und bei Infekten genutzt. Im alten Ägypten galt der Lindenbaum als heilig. Im 12. Jahrhundert erwähnt Hildegard von Bingen, eine berühmte Kräuterexpertin, die heilende Wirkung unterschiedlicher Teezubereitungen aus Lindenblüten und -blättern in ihren Schriften. Auch der Name der Pflanze stammt von Linderung.

Wobei können Lindenblüten helfen? 

Laut Naturheilkunde-Arzt Rainer Stange helfen Lindenblüten gegen Infekte. 

„Sie wirken schleimlösend, krampflösend und vermutlich auch direkt gegen Erreger, meist gegen Viren.“

Traditionell sollen die Blüten Erkältungskrankheiten mit Atemwegsbeschwerden und Reizhusten lindern. Allerdings handelt es sich bei Lindenblüten nicht um eine besonders starke Arzneipflanze, weshalb sie eher unterstützend bei leichteren Beschwerden eingesetzt werden sollten, erklärt Pharmazie-Dozentin Bettina Siedle. 

Heilkräuterexpertin Theresa Ester-Nacke verwendet Lindenblüten für Fußbäder zur Entspannung.  
So geht’s:  

  • Eine Handvoll getrocknete oder frische Lindenblüten in ein Sisal-Säckchen geben. 
  • Das Säckchen in einem Bottich mit etwa einem halben Liter 80 Grad heißem Wasser übergießen.  
  • So viel kaltes Wasser hinzufügen, dass es mit den Füßen angenehm ist. 

Wirksamkeit der Linde als Arzneimittel: Was sagt die Forschung? 

In Lindenblüten befinden sich etwa zehn Prozent Schleimstoffe und ein bis drei Prozent Flavonoide. Daneben enthalten die Blätter und Blüten der Linde Kaffeesäure und Gerbstoffe sowie ätherische Öle. Die Blätter beinhalten eine kleine Menge des Antioxidans Vitamin C. 

Der Forschungsstand zur Wirkung von Lindenblüten ist begrenzt. Es wurden zwar Studien an Mäusen durchgeführt, die zeigen, dass der Lindenblütenextrakt Erkältungssymptome lindern kann, aber klinische Studien am Menschen fehlen noch. Die angebliche beruhigende Wirkung von Lindenblüten ist bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen und wird von Fachexperten bezweifelt.

„Lindenblüten werden traditionell eben auch bei Unruhe und mentalem Stress verwendet. Das ist plausibel aufgrund dieser Inhaltsstoffe, dem ätherischen Öl. Aber da ist so wenig in den Blüten enthalten, dass das für einen rationale Anwendung eher nicht plausibel ist.“

Gibt es Risiken bei der Anwendung? 

Bei der Anwendung von Lindenblüten sollten Allergiker aufpassen, da möglicherweise allergische Reaktionen auf bestimmte pflanzliche Stoffe auftreten können. Kreuzallergien können auftreten, sind jedoch in der Regel unproblematisch.

 „Und in dem Moment, wo eben die Bienen nicht mehr da sind, ist eben einmal der Nektar weg und dann auch das ätherische Öl verflogen.“

Rezept: Lindenblüten-Bonbons bei Erkältung 

Lindenblüten können auch gegen Reizhusten helfen. Hierzu kann man Bonbons herstellen. Dazu wird pulverisierte Lindenblüten mit Birkenzucker, Zitrone und Ingwer gemischt.

Obwohl fundierte wissenschaftliche Belege begrenzt sind, wird der Pflanze die Linderung von Erkältungssymptomen durch Lindenblüten auch von Experten zugeschrieben.  

Fest steht: Schaden kann die Blüte nicht. Insbesondere die Inhalation der Pflanze kann eine wohltuende Wirkung in den oberen Atemwegen haben. Hier wirken die Inhaltsstoffe direkt an den Schleimhäuten, Nasennebenhöhlen und am Rachen. Beim Lindenblütentee müssten die Wirkstoffe erst über das Blut an die infektiösen Stellen gelangen.

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Stefanie Waldschmidt
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Nora Schwarz