Die Hersteller von Massagepistolen überschlagen sich mit Versprechungen. Die angebotenen Geräte sollen mithilfe wiederholender Vibrationen aus kleinen Schlägen Schmerzen lindern, Verspannungen lösen und bei Muskelkater helfen. Alexa Stendtke und ihre Tochter Theresa aus der Nähe von Mainz könnten diese Wirkungen gut gebrauchen.
Sie probieren drei Massagepistolen aus:
- Die SilverCrest von Lidl für rund 50 Euro.
- Die Renpho R3 für rund 85 Euro.
- Die Theragun Elite für und 380 Euro.
Die Massagepistolen erinnern optisch oft an einen Akkubohrer und werden jeweils mit unterschiedlichen Aufsätzen geliefert. Diese eignen sich für verschiedene Körperbereiche und Muskelpartien - etwa für den Oberarm, die Oberschenkel oder den Nacken.
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Massagepistole richtig nutzen
Wie eine erfolgreiche und risikoarme Massage mit den Geräten funktioniert, erklärt Steffen Tröster, Physiotherapeut des Fußballbundesligisten Mainz 05: Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, sollte der Muskel entspannt sein. Besonders geeignet sei das Gerät für große Muskelpartien gerade in den unteren Extremitäten - etwa für den Oberschenkelmuskel. Dafür am besten hinsetzen.
Einige andere Körperpartien, wie Kopf, Hals, vorderer Rumpf, Knochen oder Wunden sollte man am besten meiden.
Außerdem ist es ratsam, die Massage auf der niedrigsten Stufe zu beginnen und dann auf den eigenen Körper zu hören. Ein unangenehmes Gefühl ist in Ordnung. Wenn jedoch Schmerzen auftreten, sollte der Druck reduziert beziehungsweise die Behandlung geändert oder abgebrochen werden.
Wann sollten Sie eine Massagepistole besser nicht anwenden?
Bei der Verwendung auf großen Muskeln sieht Ulrich Betz, Leiter des Instituts für physikalische Therapie der Uniklinik Mainz, keine Probleme. Nicht verwenden solle man die Geräte an bestimmten Körperstellen wie dem Kopf, bei akuten oder chronischen Erkrankungen oder während der Schwangerschaft. Auch bei der Einnahme von Blutverdünnern sei Vorsicht geboten: "Da ist die Gefahr relativ groß, dass man sich ein Hämatom erzeugt, weil die Schläge doch schon intensiv sind." Betz rät dazu, im Zweifel den Einsatz der Geräte mit dem Arzt zu besprechen.
Wie wirkungsvoll ist eine Massagepistole?
Was man aus Sicht der Medizin über Massagepistolen weiß, berichtet Betz: "Wirklich wissen tut sie gar nichts, muss man klar sagen. Man kann sich vorstellen, dass die Wirkungen, die die Hersteller propagieren, tatsächlich möglich sind. Aber es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür."
Bei den beiden Testerinnen haben die Massageguns bei richtiger Wahl und Nutzung durchaus einen entspannenden Effekt.
Tipps zur Nackenmassage mit der Massagepistole
Während die Massagepistole gut an der Körpervorderseite angewendet werden kann, wird es schwierig, sich selbst an schwerer erreichbaren Stellen wie etwa Nacken und Rücken zu massieren. Mutter und Tochter würden es in diesem Fall bevorzugen, wenn eine zweite Person die Anwendung übernimmt.
Dass die Anwendung an Körperstellen wie dem Rücken etwas schwierig und wenig entspannend sein kann, weiß auch Physiotherapeut Tröster. Eine zweite Person ist also von Vorteil. Bei der Nackenmassage sollte diese Person sich auf den großen seitlich absteigenden Muskel konzentrieren. Dort finden sich oft die meisten Verspannungen: "Wichtig ist für den Laien: Lieber den Muskelbauch schön rhythmisch abfahren, nicht zu viel Druck draufgeben. Weil, man muss aufpassen, dass man hinten bleibt auf dem Muskel und nicht Richtung Hals abwandert, weil da ist eine Gefäß-Straße. Da wollen wir nicht arbeiten", erklärt Tröster. Gefäße zu treffen, sei bei gesunden Menschen zwar ungefährlich, doch es könne unangenehm und schmerzhaft werden.
SilverCrest von Lidl im Check
Die beiden Testerinnen empfinden Gewicht, Lautstärke und Massageleistung der SilverCrest als angenehm.
"Es liegt gut in der Hand. Ja, es ist viel Plastik, aber gut, das werden sie alle haben. Was ich positiv finde, ist dieser Touchscreen", so die Meinung von Physiotherapeut Tröster. Er empfiehlt den größten Aufsatz: "Den finde ich am angenehmsten, weil er bisschen weicher ist, da kann man eigentlich wunderschön sich selbst therapieren". Die übrigen Aufsätze findet der Physiotherapeut für Laien allerdings zu spitz. Auch von Geräten mit zu viel Druck rät er für den Alltagsgebrauch ab.
Dass sich die Massagepistole bei zu viel Druck von selbst abschaltet, empfindet er deshalb als sinnvoll. "Weil diesen Druck muss man auch nicht in den Muskel geben. Und durch das Vibrieren erreicht man schon den Effekt, den man haben möchte, die Entspannung des Muskels."
Renpho R3 im Check
Der Hersteller wirbt unter anderem mit der Linderung von Muskelkater. Aussehen, Bedienung und Zubehör der Renpho R3 sind sehr ähnlich zum Lidl-Gerät. Die beiden Testerinnen finden das Gerät jedoch etwas lauter als das von Lidl. "Es fühlt sich eigentlich genauso an, wie die andere. Es ist gar kein Unterschied", beschreibt Theresa Stendtke. Ihre Mutter stimmt zu, lediglich etwas schwerer sei das Gerät.
Physiotherapeut Tröster fällt auf, dass er mit dem Gerät mehr Druck ausüben kann, bis es blockiert. Für ihn etwas zu spät - in diesem Punkt sei das Modell von Lidl besser gewesen. Zwar habe die R3 mehr Power, doch das empfindet Tröster eher als Nachteil, da dies den Muskel eher stressen würde.
Theragun Elite im Check
Die Massagepistole und ihre Verpackung wirkt hochwertig. Den Testerinnen fällt jedoch die Lautstärke und Kraft negativ auf. "Ich glaub, wenn du es länger auf einem Punkt hättest, würde es schon wehtun", so Theresa Stendtke.
Physiotherapeut Tröster beobachtet: "Man sieht auch die Haut, die fliegt richtig davon."
Tröster empfindet die Theragun zudem also zu klobig. Für zwei Personen, sei sie in Ordnung, aber als einzelne Person sei es schwierig, sich damit richtig zu behandeln.
Fazit zum Praxischeck
Für die beiden Testerinnen hat die Massagepistole von Lidl das Rennen gemacht. Zwar sei sie nicht ganz so hochwertig verarbeitet, doch das Preis-Leistungs-Verhältnis sei gut.
Physiotherapeut Tröster würde zur Renpho R3 greifen. Sie sei nicht zu groß, habe aber trotzdem genug Power, um Muskelverspannungen zu lösen. Aber auch die SilverCrest von Lidl sei gut dazu geeignet, die Muskeln auszustreichen. Sie sei nicht ganz so stark und intensiv, aber trotzdem ausreichend für einen Wohlfühl-Effekt - vor allem auch mit Blick auf den günstigen Preis.