Selbst gemachte Getränke wie Kombucha, Shrub und Switchel sind eine köstliche und wohltuende Erfrischung

Sauer macht gesund

Sommerliche Essig-Drinks – wie Kombucha, Shrub und Switchel

Stand
Autor/in
Sabine Schütze

Die trendigen Essig-Drinks erfrischen und bringen Geschmack ins Glas. Gute Gründe zum Ausprobieren, auch wenn gesundheitliche Vorzüge nur teilweise wissenschaftlich belegt sind.

Diese Drinks erfrischen und sind wohltuend:

Kombucha: der fermentierte Teedrink

Switchel: das scharf-saure Ingwerwasser

Shrub: der fruchtige Essigsirup

So schädlich sind Schwankungen des Blutzuckerspiegels

Untersuchungen haben gezeigt, dass Blutzuckerspitzen - und zwar auch kurzzeitige nach dem Essen - unsere Zellen und Gefäße schädigen. Sie fördern chronische Entzündungen im Körper, ebenso die Arterienverkalkung und erhöhen das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko.

Außerdem können uns diese Spitzen schneller alt, antriebslos und depressiv machen. Und sie sorgen dafür, dass wir schneller wieder Hunger haben, also mehr essen.

Deshalb sollten auch gesunde Menschen Blutzuckerspitzen nach dem Essen nicht unterschätzen, selbst wenn sie in der Regel nicht so schlimme Ausreißer haben wie Diabetes-Patienten. Besonders bei Typ 1-Diabetes, kann der Blutzucker extrem stark schwanken.

Essig gegen Blutzuckerspitzen

Ein Esslöffel Essig in einem Glas Wasser trinken, bevor wir etwas Süßes oder eine Portion kohlenhydratreiche Pasta essen, hilft, Blutzuckerspitzen einzudämmen.

Denn Essig sorgt dafür, dass Stärke und Zucker langsamer in den Einfachzucker Glukose umgewandelt werden und die Glukose außerdem schneller aus dem Blut in die Muskeln aufgenommen wird. Ein Essig-Öl-Dressing im Vorspeisensalat hat übrigens die gleiche Wirkung.

Oder aber wir nutzen die Kraft des Essigs im Kombucha oder in Essig-Sirups wie den Shrub oder Switchel. Die können wir günstig selbermachen. Und sie sind eine aromatische Bereicherung, so dass wir zuckersüße Limos gerne dafür links liegen lassen können.

Kombucha – der fermentierte Teedrink

Das Getränk aus gesüßtem grünem oder schwarzem Tee kriegen wir mit einem Kombucha-Pilz oder Teepilz oder SCOBY (Symbiotic Colony of Bacteria and Yeast) hin. Diese schwabbelige Masse besteht aus Bakterien und Hefen, die den zuckrigen Tee verstoffwechseln.

Diese gallertartige Masse aus Bakterien und Hefen stellt mithilfe von gesüßtem Tee unseren Kombucha her.
Diese gallertartige Masse aus Bakterien und Hefen stellt mithilfe von gesüßtem Tee unseren Kombucha her.

Kombucha ist perfekt für Menschen, die eigentlich nicht so auf den sauren Essiggeschmack stehen, quasi als Einstiegsdroge. Denn sie können hier selbst bestimmen, wie süß bzw. sauer der Kombucha schmecken soll.

In gut sortierten Getränkeläden, Reformhäusern und Bioläden gibt es Kombucha in Flaschen zu kaufen. Doch die meisten sind pasteurisiert. Das heißt, sie enthalten keine lebenden Mikroorganismen mehr, die unter anderem den Gesundheitswert des Getränks ausmachen. Im Internet lassen sich nicht nur unpasteurisierte Kombuchas finden, sondern auch SCOBYs zum selbst ansetzen.

Außerdem sprießen derzeit weitere kleinere Unternehmen aus dem Boden, die fermentierte Getränke zumindest online anbieten: zum Beispiel Kombuchery und ManuTeeFaktur in Berlin, Kombuco FIZZ bei München, Kombru und RHO Kombucha in Hamburg,

Kombucha selbst machen

Einfach, preiswert und schmackhaft - das macht selbst gezogenen Kombucha aus.

Wichtig: Grünen oder schwarzen Bio-Tee nehmen. Die enthaltenen Polyphenole sind für die Starterkulturen wichtig.

So geht’s: SCOBY besorgen und zusammen mit etwas Kombucha als Starterflüssigkeit zum handwarmen gesüßten Tee geben. Etwa eine Woche fermentieren lassen und dann abfüllen. Trinken oder weiter fermentieren.

Je länger der Kombucha fermentiert, desto saurer wird er. Deshalb nach vier bis fünf Tagen mit einem sauberen Glashalm mal probieren, ob die Flüssigkeit schon abgefüllt werden kann. Kombucha mag warme Temperaturen ab 19 Grad. Im Sommer, wenn es auch drinnen deutlich wärmer ist, sind die Organismen viel aktiver. Und der Kombucha wird schneller sauer. Einmal abgefüllt, das Getränk am besten im Kühlschrank lagern.  

Tipp: Ist der Kombucha mal saurer geraten als gewollt, kann er ohne SCOBY noch weiter fermentieren, bis er richtig essigsauer und so eine prima Grundlage für ein Salatdressing ist.

Tipp: Das Glas, in dem ihr mithilfe des SCOBYs Kombucha macht, sollte sich oben nicht zu sehr verjüngen, damit beim Abfüllen der SCOBY einfacher rausgenommen werden kann. Außerdem ist es gut, wenn der Durchmesser dem des SCOBYs nahekommt. Dann wächst er schön weiter nach unten statt in die Breite.

Wer Kombucha aromatisieren will, findet jede Menge Rezepte im Netz.

Das steckt im Kombucha

Kombucha stammt aus der asiatischen Volksmedizin. Das Getränk soll unter anderem den Stoffwechsel anregen, das Immunsystem stärken und die Darmfunktion verbessern. Wissenschaftlich belegt sind solche Aussagen nicht.

Wenn die Bakterien- und Hefekulturen den zuckrigen Tee vergären, entsteht Essigsäure, Milchsäure, Gluconsäure und Alkohol.

Wichtig: Kombucha enthält etwa 1 Prozent Alkohol.

Da Kombucha meist privat weitergegeben und fermentiert wird, sind die Inhaltsstoffe in unterschiedlichen Mengen enthalten und lassen sich nur ungefähr bestimmen. Je nachdem, wie lange die Kulturen arbeiten und wie sie genau zusammengesetzt sind, ist er immer ein bisschen anders.

Kombucha kann sich, ähnlich wie andere Sauermilchprodukte, positiv auf die Darmflora auswirken. Nachgewiesen sind eine leicht abführende und antibakterielle Wirkung. Das hat mit der enthaltenen Milch- und Essigsäure zu tun.

Switchel – das scharf-saure Ingwerwasser

Das sogenannte Ingwerwasser Switchel wird immer beliebter und braucht nur fünf Zutaten:

  • Ingwer,
  • Apfelessig,
  • Zitronensaft,
  • Honig und
  • Wasser.

Tipp: Veganer ersetzen den Honig durch Ahornsirup.

Der gestückelte Ingwer sollte mehrere Minuten lang im Wasser kochen und abkühlen, bevor er abgeseiht wird und die anderen Zutaten untergerührt werden.

Weil ein Switchel eine intensive Geschmackserfahrung ist, empfehle ich entweder ein kleines Glas davon oder ein größeres, in dem der Drink verdünnt genossen wird.

Das kann Switchel

Über die vielen gesundheitlichen Vorzüge lässt sich trefflich streiten. Etliche sind angedichtet. Aber immerhin sind die Wirkungen von Ingwertee belegt. Er wird schon lange in der Naturheilkunde genutzt, zum Beispiel gegen Übelkeit, und er wirkt entzündungshemmend.

Eine Wunderwaffe ist Switchel vielleicht nicht, aber eine erfrischende Bereicherung auf jeden Fall.  

Shrub – der fruchtige Essigsirup

Ein Shrub ist ein essiggesäuerter Fruchtsirup. Wir können Shrubs bisher nur selten im Laden kaufen. Dort sind sie teuer und enthalten neben Aromen nicht unbedingt die hochwertigsten Zutaten. Ein Blick auf die Rückseite der Flaschen lohnt in jedem Fall.  

Shrub günstig und einfach selbermachen

Die Zutaten für das Grundrezept:

  • Obst in Bio-Qualität,
  • Kräuter nach Geschmack,
  • naturtrüber Bio-Apfelessig und
  • Zucker

– alles in gleichen Mengen.

Der Kreativität sind beim Shrub keine Grenzen gesetzt. Obst je nach Saison mit Kräutern und verschiedenen Essigen kombinieren: zum Beispiel Ingwer-Zitrone-Shrub mit Apfelessig, Mandarinen-Rosmarin-Shrub mit Weißweinessig - und so weiter.

Für die Zubereitung eines Shrubs ist zu beachten: Weiche Früchte wie Beeren einen Tag im Zucker ziehen lassen. Härteres wie Zitronen und Ingwer besser zwei Tage.

Die Haltbarkeit: Der fertige Shrub hält sich aufgrund des Essigs und des hohen Zuckergehalts bis zu einem Jahr. Verwendet wird er wie herkömmlicher Sirup.

Im Netz kursieren viele Rezepte, bei denen der Shrub gekocht wird. Das mache ich nicht, weil ich die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten möchte und weil der Ansatz sonst nicht fermentiert. Denn dazu sind auch die Mikroben auf dem Obst nötig.  

Tipp: Shrub eignet sich nicht nur zum Trinken, sondern auch als Zutat für Marinaden oder Salatdressings.

Die ausgedrückten Früchte müssen nicht weggeworfen werden. Sie eignen sich als Basis für Fruchtleder, Fruchtsenf, fruchtigen Brotaufstrich…

Essig trinken - wichtig zu wissen für die Zähne

Essig sollte nur verdünnt getrunken werden. Das verbessert seine Verträglichkeit und bekommt auch unseren Zähnen besser. Denn umspült er täglich unsere Zähne, greift selbst die verdünnte Säure unseren Zahnschmelz an.

Einsteiger fangen mit einem Esslöffel Essig in einem Glas verdünnt an.

Tipp: Gerade am Morgen Essigetränke besser mit einem Strohhalm trinken. Das schont den Zahnschmelz.

Ein Glas Essiggetränk am Tag - die Kalorien

Für Einsteiger gilt auch hier: ein Glas Kombucha, Shrub oder Switchel. Alle Essigdrinks können entsprechend verdünnt werden, je nachdem wie es gefällt. Dann sind auch zwei Drinks täglich fein.

Untersuchungen dazu, wie viel wir täglich aus gesundheitlichen Gründen trinken sollten, gibt es nicht. Erfahrungswerte orientieren sich an ein bis zwei Gläsern.  

Und noch ein Hinweis, der bei diesen Gedanken eine Rolle spielen sollte: In einem halben Glas Kombucha mit etwa 100 Millilitern ist nicht nur Essig enthalten, sondern auch Zucker - rund fünf Gramm. Und auch Shrubs und Switchel gehen aufs Zuckerkonto. Maßhalten könnte also in doppelter Hinsicht nützen.

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Doc Fischer SWR

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Sabine Schütze