Auch 2020 werden Frauen bei gleicher Arbeit weiterhin schlechter bezahlt als Männer. Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichen Zahlen zeigen jährlich die Veränderungen beim "Gender Pay Gap", der Lücke, die den Unterschied in der Bezahlung von Mann und Frau sichtbar macht.
Dafür steht der Equal Pay Day
Der Equal Pay Day steht für den Aktionstag, welcher sich für gleiche Bezahlung zwischen Mann und Frau beschäftigt. Durchschnittlich brauchen in Deutschland Frauen zur Zeit 77 Tage länger, um statistisch berechnet auf dasselbe Geld zu kommen wie Männer. Bei uns müssten die Frauen also bis zum 17.März 2020 arbeiten, um das gleiche Geld zu verdienen wie Männer es allein im Jahr 2019 verdient haben.
- 1966 entstand dieser Aktionstag in den USA, dann verbreitete er sich weltweit.
- In Deutschland wird er seit 1988 begangen.
- Der Aktionstag ist in jedem Land an einem anderen Tag, je nachdem, wie groß die Verdienstlücke zwischen Mann und Frau ist.
So viel weniger verdienen Frauen bei uns in Deutschland
Statistisch gesehen verfügen Frauen deutschlandweit über 20 Prozent weniger Gehalt als Männer, so die aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamtes (vom 16.März 2020) für das Jahr 2019. Frauen verdienten mit durchschnittlich 17,72 Euro brutto in der Stunde und somit 4,44 Euro weniger als Männer mit 22,16 Euro. Das ist eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Jahr 2018, da betrug der sogenannte "Gender Pay Gap" noch 21 Prozent.
In Rheinland-Pfalz lag nach Informationen des Statistischen Landesamts in Bad Ems der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied in Rheinland-Pfalz 2019 bei 19 Prozent. Das sind drei Prozentpunkte weniger als 2010 und ein Prozentpunkt weniger als im bundesweiten Durchschnitt.
Mögliche Gründe, warum Frauen weniger verdienen
Als besonders ungerecht wird empfunden, wenn Frauen weniger verdienen bei genau derselben Arbeit wie Männer. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsstudien hat sich dieser Frage umfassend gewidmet.
Langsam aber stetig verkleinert sich die Lücke ungleicher Bezahlung bei gleicher Arbeit, aber bundesweit lag sie im Jahr 2019 immer noch bei rund sechs Prozent. Die Kernaussage der Studie ist klar: Bei langen Arbeitszeiten, oft gekoppelt mit Führungspositionen, verdienen Frauen oft überproportional weniger. Besonders betroffen sind davon die Sektoren Werbung, Marketing und Versicherungen. Die Gründe für einen niedrigeren Lohn bei Frauen sind ganz unterschiedlich:
- Männern wird seitens der Arbeitgeber oft automatisch ein höheres Gehalt angeboten als Frauen. Diese verhandeln bezüglich ihres Gehaltes oft defensiver als Männer.
- Allein die Tatsache, dass sie mehr Überstunden leisten, führt dazu, dass Männern ein besserer Stundenlohn zugesprochen wird.
- Frauen hingegen haben häufiger Schwierigkeiten, Vollzeittätigkeit und Familie miteinander zu verbinden.
- Nur sehr geringe Unterschiede hingegen sind zum Beispiel in den Pflegeberufen zu verzeichnen, hier beträgt die Spanne nur drei Prozent, was daran liegen könnte, dass es sich sowieso um eine Frauen-Domäne handelt.
Deshalb stehen Frauen im Allgemeinen finanziell schlechter da als Männer
Es arbeiten deutlich mehr Frauen in Teilzeit, etwa 47 Prozent aller weiblichen Beschäftigten. 70 Prozent aller Teilzeitstellen sind von Frauen besetzt. Und weil es in der Teilzeitbeschäftigung geringere Löhne gibt, stehen Frauen im Allgemeinen schlechter da. Oft sind es auch Berufe mit geringerer Qualifikation.
Frauen arbeiten überproportional oft mit befristeten Verträgen. Frauen steigen häufig aus Vollzeitstellen aus, wenn sie Kinder bekommen oder ein Pflegefall in der Familie auftritt.
So können Frauen sich eine gerechtere Bezahlung sichern
Frauen sind in Unternehmen mit Tarifvertrag generell gleichgestellt. Sie erhalten, so wie im Tarifvertrag festgeschrieben, denselben Stundenlohn bei gleicher Arbeit wie Männer. Ein bisschen besser werden sie in Erziehungsberufen und bei der Polizei bezahlt, fand die Studie des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung in Berlin heraus.
Frauen sollten forscher und selbstbewusster in Gehaltsverhandlungen gehen und sich ihres Wertes bewusst sein. Das Entgelttransparenzgesetz geht in die richtige Richtung, greift aber zu kurz, meint beispielsweise die DGB-Gewerkschaftsvorsitzende Susanne Wingertszahn.
Frauen können grundsätzlich Informationen darüber einfordern, wie Männer in ähnlicher Position entlohnt werden. Aber diese Auskunftspflicht gilt nur für Betriebe ab 200 Mitarbeitern und wenn mindestens sechs Angestellte in einer sehr ähnlichen Arbeitsposition sind.
Sollte eine Frau dann erfahren, dass sie weniger verdient, dann ergehen keine Konsequenzen daraus für den Arbeitgeber. Doch kann sie mit diesem Wissen natürlich selbstbewusster in Gehaltsverhandlungen gehen und ihr Recht auf Gleichbehandlung einfordern.