Stillgelegte Bahnverbindungen wieder aufnehmen

So bekommen viele Rheinland-Pfälzer wieder Anschluss an die Bahn

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238 stillgelegte Bahnstrecken, insgesamt gut 4.000 Kilometer lang, sollen in Deutschland wieder reaktiviert werden. Siebzehn dieser Strecken liegen in Rheinland-Pfalz.

Diese stillgelegten Bahnstrecken sollen in Rheinland-Pfalz reaktiviert werden

Zum Beispiel die Zellertalbahn. Sie führt von Langmeil bis nach Monsheim. Offiziell wird die Strecke saniert, aber ob sie wieder in Betrieb geht, ist offen. Bislang wurde sie nur am Wochenende und an Feiertagen als Ausflugs-Bahn eingesetzt. Ein Gutachten aber empfiehlt ganz klar: reaktivieren und sogar in Regelbetrieb nehmen.

Die Macher der Studie kommen zum Schluss, dass die Zellertalbahn relativ schnell ohne viel Aufwand und kostengünstig zu reaktivieren wäre. Drei weitere Strecken sind:

  1. die Weststrecke bei Trier,
  2. die Aartalbahn südlich von Diez
  3. die Strecke zwischen Homburg und Zweibrücken.

Diese drei Strecken sind auch im Koalitionsvertrag der Landesregierung zur Reaktivierung vorgesehen. Insgesamt empfehlen der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und die Allianz pro Schiene eine Strecke von über 300 Kilometer Schienennetz in Rheinland-Pfalz wieder zu reaktivieren. Das sind etwa 17 Strecken.

Das bringt die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und die Allianz pro Schiene nennen unterschiedliche Gründe für eine Reaktivierung: Die Strecken könnten bestehende Verkehrswege entlasten, vom Nahverkehr bisher unterversorgte Regionen würden Anschluss finden, der ländliche Raum könnte an Attraktivität gewinnen. Und die Politik könnte ihrem Mantra "Mehr Güter auf die Schiene" Taten folgen lassen.

Die Bundesregierung will bis 2030 die Fahrgastzahlen auf der Schiene verdoppeln und den Marktanteil des Schienengüterverkehrs auf 25 Prozent erhöhen. Mit der Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) wurden seitens des Bundes die Rahmenbedingungen für Reaktivierungsprojekte im Personenverkehr erheblich verbessert.

Auch die Landesregierung hat im Koalitionsvertrag für drei der aufgeführten Strecken für eine zügige Reaktivierung vorgesehen. Der politische Wille ist also da.

Darum kommt es zu stillgelegten Bahnstrecken

Seit 1994, also seit der großen Bahnreform, sind mehr als 3.600 Kilometer Strecke stillgelegt worden. Die Gründe dafür sind vielfältig, haben aber alle einen gemeinsamen Nenner, Geld. Oftmals sind die Strecken zu alt und unrentabel. Strecken-Stillegungen treffen meist ländliche Gebiete.

Horst Metzler war lange Jahre Vorsitzender des Fördervereins Eistalbahn. Zusammen mit Mitstreitern hat er Metzler jahrelang für die Wiederbelebung der Strecke von Grünstadt nach Eisenberg gekämpft. Seit 1994 ist die Eistalbahn im Regelbetrieb und sogar in den Rheinland-Pfalz-Takt eingebunden. Das Beispiel zeigt: eine Reaktivierung von einst stillgelegten Strecken lohnt sich.

Horst Metzler war lange Jahre Vorsitzender des Fördervereins Eistalbahn.
Horst Metzler war lange Jahre Vorsitzender des Fördervereins Eistalbahn.

Diese Mittelzentren in Rheinland-Pfalz sind nicht ans Schienennetz angebunden

In Deutschland leben rund 70 Prozent der Menschen in Mittel- und Kleinstädten oder im ländlichen Raum. Für diese Mehrheit der Bevölkerung sind Anbindungen ans deutsche Schienennetz unerlässlich.

Grafik mit Kartendarstellung von Rheinlandpfalz. Darauf gekennzeichnet: 17 Mittelzentren, die nicht an das Bahnnetz angeschlossen sind.
Allein in Rheinland-Pfalz sind diese 17 Mittelzentren nicht an den Schienenpersonenverkehr angeschlossen.

Horst Metzler engagiert sich nach wie vor für die Bahn, jetzt im im Verband Allianz pro Schiene. Er kritisiert die Stilllegungs-Politik der letzten Jahrzehnte und wirft Politik und der Deutschen Bahn vor, zum Teil willkürlich Strecken und Bahnhöfe regelrecht ausgeblutet zu haben, indem zum Beispiel Fahrkarten-Schalter abmontiert wurde. Jahrzehntelang habe die Politik lieber den Straßenverkehr gefördert als den ÖPNV.

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Autor/in
SWR Fernsehen