Sie gelten als hip, umweltfreundlich und flexibel, sind aber auch umstritten - Elektroroller. Seit mehr als zweieinhalb Jahren rollen sie durch rheinland-pfälzische Städte und viele Anbieter haben mittlerweile Verleihsysteme etabliert. Eine Idee damals zur Markteinführung: grüne Mobilität für Jedermann und weniger Autos in den Innenstädten. Ob das geklappt hat? Eine Zwischenbilanz.
So funktioniert das Leihsystem für E-Scooter
Über eine Smartphone-App des E-Scooter-Anbieters können alle Roller in der Nähe ausfindig gemacht werden. Der Fahrer wählt einen aus, scannt per Handy den am Fahrzeug angebrachten Barcode und wählt die Bezahlart. Im Anschluss kann er den Roller nutzen. Die Preise für eine Fahrt variieren von Region zu Region, in der Regel werden zwischen 2 und 4 Euro für 15 Minuten fällig. Mit Bus oder Leihfahrrad ist man angesichts dieser Preise oft deutlich günstiger unterwegs.
Diese Regeln gelten für E-Scooter
E-Scooter müssen mit zwei voneinander unabhängigen Bremsen, einer Lichtanlage, Reflektoren, einer Klingel sowie einem Nummernschild ausgestattet sein. Und: Die Höchstgeschwindigkeit darf 20 Km/h nicht übersteigen. E-Scooter sind auf der Straße und Fahrradwegen zugelassen. Fußgängerzonen und Bürgersteige sind tabu. Ausnahmen werden über Verkehrsschilder (siehe Foto) deutlich gemacht. In diesen E-Scooter-frei-Zonen gilt in der Regel dann die Schrittgeschwindigkeit.
Bußgelder drohen Fahrern der sogenannten Elektrokleinstfahrzeuge bei fehlender Klingel (15 Euro), einer Fahrt auf dem Gehweg oder an anderer nicht zugelassener Stelle (55 Euro) sowie wenn der E-Roller zu zweit gefahren wird (10 Euro). Wer bei Rot über die Ampel rollt, muss mit einem Bußgeld von 60 Euro sowie einem Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg rechnen. Übrigens: Auch auf dem E-Roller gelten für den Fahrer die gesetzlich festgelegten Promille-Grenzen. So drohen ab 0, 5 Promille 500 Euro Bußgeld samt einem Eintrag ins Fahreignungsregister (2 Punkte) sowie einem Monat Führerscheinentzug.
Eine Helmpflicht für E-Scooter-Fahrer besteht nicht, wird aber von den Verleihern sowie von der Deutschen Polizeigewerkschaft zur eigenen Sicherheit empfohlen.
So gefährlich sind E-Scooter
E-Scooter fahren bis zu 20 km/h schnell - eine Geschwindigkeit, die viele Fahrer unterschätzen. Die aktuelle Unfallstatistik zeigt: 2020 gab es in Rheinland-Pfalz 100 Unfälle, an denen E-Scooter beteiligt waren. 2021 stieg die Zahl auf 190. Das liegt laut des rheinland-pfälzischen Ministeriums des Innern und für Sport vor allem am wachsenden Angebot. In der Gesamtbetrachtung aller Verkehrsunfälle machen die Verkehrsunfälle unter E-Scooter-Beteiligung in Rheinland-Pfalz jedoch nur einen geringen Anteil von 0,15 Prozent aus.
Laut Innenministerium hat die Polizei die Entwicklung der Unfallzahlen im Blick und führt regelmäßige Kontroll-, Präventions- und Aufklärungsaktionen durch.
Immer häufiger muss sich die Polizei laut Philipp Brömmel, E-Scooter-Beauftragter der Mainzer Polizei, außerdem mit falsch geparkten Rollern beschäftigen. Die werden oftmals einfach auf Gehwegen abgestellt und behindern andere.
E-Scooter mit negativer Umweltbilanz
Eigentlich sollten die E-Scooter bei Ihrer Markteinführung den CO2-Ausstoß in den Städten senken und die Verkehrswende voranbringen. Die ursprüngliche Idee: Pendlerinnen und Pendler lassen ihr Auto stehen, fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und nehmen für die letzten Meter zum Arbeitsplatz den E-Scooter. Das aber machen leider die wenigsten, wie eine aktuelle Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich zeigt:
Hinter einem E-Scooter liegt eine komplizierte Betriebsstruktur: Die Akkus der Scooter müssen regelmäßig aufgeladen werden. Dafür werden die Roller eingesammelt, ihre Akkus geladen und die Fahrzeuge wieder auf die Sammelstellen verteilt. Dies erledigen meist nachts schlecht bezahlte freie Mitarbeiter oder Studenten. Genutzt werden dazu vielerorts Diesel-betriebene Kleintransporter. Und auch wenn manche Anbieter inzwischen Ihre Akkus vor Ort direkt am Roller auswechseln und die Roller nur für Reparaturen transportieren, verbraucht dieses Prozedere von Einsammeln, Laden und neu Verteilen laut einer Studie der University of North Carolina aus dem Jahr 2019 43 Prozent des CO2-Ausstoßes bezogen auf die Lebensdauer des Scooters.
Die andere Hälfte der Emissionen entfällt auf die Herstellung des Rollers. Denn für die Produktion der Aluminium-Rahmen und Lithium-Ionen-Akkus ist sehr viel Energie nötig, die hauptsächlich aus Kohlekraft gewonnen wird. Das bedeutet: Pro Nutzer und Kilometer werden bis zu 126 Gramm CO2 ausgestoßen.
Im Vergleich zum Auto ist der Scooter zwar ein nachhaltigeres Fortbewegungsmittel, aber deutlich umweltschädlicher als beispielsweise ein vollbesetzter Bus (siehe Grafik).
Zudem ist die Lebensdauer von Leih-E-Scootern extrem gering, danach sind sie Elektroschrott. In den USA, Frankreich oder Israel, wo die Roller schon länger im Einsatz sind, hat sich gezeigt, dass sie oft einfach in der Natur entsorgt werden, das heißt, ins Meer oder in die Seine geschmissen werden.