Weihrauch: was ist das genau?
Als Weihrauch wird das Harz des Weihrauchbaums bezeichnet. Es kommt bis heute bei kirchlichen Zeremonien zum Einsatz. Der Weihrauchbaum wird auch als Echter Weihrauch bezeichnet.
Weihrauchbäume werden am Stamm und an den Ästen mit einem Messer verletzt. Der Baum bildet daraufhin das gesuchte Gummi-Harz. Nach mehreren Wochen wird dieses abgeschabt. Pro Baum wird so circa ein Kilogramm Harz im Jahr gewonnen.
Beheimatet ist der Weihrauchbaum in heißen, kargen, jedoch luftfeuchten Gegenden. Wie den bergigen Halbwüsten am Horn von Afrika, in Südarabien, entlang des Himalayas und im nördlichen und mittleren Indien.
Mehr als 25 verschiedene Weihrauchbaum-Sorten sind bekannt. Als die bedeutendsten gelten:
- der afrikanische Weihrauchbaum (Boswellia papyfera, Boswellia carteri und Boswellia frereana),
- der arabische Weihrauchbaum (Boswellia sacra) und
- der indische Weihrauchbaum (Boswellia serrata).
Im aktuellen Europäischen Arzneibuch ist allerdings nur eine Sorte aufgeführt: "Boswellia serrata" – der indische Weihrauch.
Sein Baumharz besteht zu gut zehn Prozent aus ätherischen Ölen, die für den spezifischen Geruch verantwortlich sind. Von pharmazeutischer Bedeutung sind die sogenannten Boswellia-Säuren. Sie sollen bei Entzündungen helfen.
Weihrauch ist nicht gleich Weihrauch
Achtung: Als Weihrauch wird auch eine krautige Pflanze bezeichnet (Plectranthus coleoides) die ebenfalls stark duftet und deshalb auch gegen Mücken oder Motten eingesetzt wird.
Die Weihrauchpflanze ist nicht mit dem Echten Weihrauch verwandt und enthält auch nicht das gesuchte Harz. Sie wird gerne in Balkonkästen gepflanzt, da ihre Triebe lang und hängend sind. Sie stammt ursprünglich aus den Tropen.
Weihrauch – jahrtausendealte Heilpflanze
Schon 5000 Jahre vor Christi wurde der kostbare Echte Weihrauch den Göttern geopfert. Er galt als Duft der Götter.
In Indien wird Weihrauch seit mehr als 5000 Jahren als Heilmittel verwendet. In der traditionellen Heilkunst Ayurveda wird es noch heute bei entzündlichen Erkrankungen eingesetzt.
Auch in der die Bibel wird Weihrauch erwähnt: als Geschenk der Heiligen Drei Könige an das Jesuskind.
Die alten Ägypter, Griechen und Römer nutzten Weihrauchzubereitungen in Form von Pulvern, Cremes und Tinkturen. Das Baumharz wird auch als das “Aspirin der Antike” bezeichnet.
Seit dem Mittelalter war Weihrauch fester Bestandteil in der Kloster-Medizin und wird von Hildegard von Bingen wie auch Paracelsus erwähnt.
Im 20. Jahrhundert geriet das medizinische Potenzial des Weihrauchs durch die Herstellung von Antibiotika und Kortison zunehmend in Vergessenheit.
Weihrauch: Anwendungsgebiete – äußerlich und innerlich
Als natürliches Hausmittel wird er äußerlich angewendet bei Schuppenflechte, Neurodermitis, Ekzemen oder trockener und juckender Haut.
“Innerlich wirkt Weihrauch bei verschiedenen Anwendungsgebieten wie zum Beispiel Arthrose, bei Rheuma, Sportverletzungen mit Entzündungen der Gelenke, Muskulatur oder Sehnen oder auch bei Nervenschmerzen. Ebenso bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen", sagt Johannes Ertelt, Apotheker aus Bisingen in Baden-Württemberg.
Für Ertelt ist Weihrauch als natürliches Heilmittel gegen Entzündungen aller Art nicht wegzudenken, bereits sein Vater hatte sich auf die Pflanze spezialisert. Aus Weihrauchextrakt werden in Ertelts Apotheke Kapseln, Salben und Zäpfchen hergestellt.
Auch Kräuterpädagogin Diana Kaiser aus dem Westerwald schätzt das Harz wegen seiner entzündungslindernden Fähigkeiten. Sie macht daraus Weihrauchbalsam: „Wir reiben ihn ein bei Erkältungen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelkater. Er hilft bei allen entzündlichen Prozessen.“
Weihrauch als “Heiliges Räucherwerk” wird auch heute noch in vielen Religionen genutzt, auch in der römisch-katholischen Kirche. Dem süßlichen, schweren Duft des Echten Weihrauchs wird eine antidepressive und angstlösende Wirkung nachgesagt.
Weihrauch: Inhaltsstoffe und Heilwirkung
Weihrauch-Harz enthält unter anderem
- circa zehn Prozent ätherische Öle,
- circa 23 Prozent Schleimstoffe sowie
- etwa 30 Prozent Harzsäuren, so genannte Boswellia-Säuren.
Diese Boswellia-Säuren (bestehend aus Triterpensäuren) sind es, die den Echten Weihrauch pharmazeutisch interessant machen.
Prof. Dr. Oliver Werz vom Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische Chemie forscht mit seinem Team an der Uni Jena zur Wirksamkeit des Weihrauchs: „Für uns besonders interessant ist die Tatsache, dass in diesem Weihrauchharz spezielle Inhaltsstoffe drin sind, die es sonst in der Natur nirgends gibt."
Die Jenaer Forscher haben hunderte entzündungshemmende Substanzen getestet. Dabei wurden sie von der entzündungshemmenden Wirkung des Weihrauchs besonders überrascht: „Völlig unerwartet hat eben nur diese Boswellia-Säure diese Funktionalität erbracht. Das war für uns einzigartig”, sagt Werz.
Weihrauch: besser als herkömmliche Entzündungshemmer?
Herkömmliche enzündungshemmende Medikamente wie Aspirin, Ibuprofen oder Diclofenac blockieren Entzündungsprozesse.
Dazu hemmen sie ein Enzym, das für die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe zuständig ist. Die Folge: Die Symptome der Entzündung ebben ab.
Allerdings: die Medikamente hemmen auch Enzyme, die für die Heilungsprozesse wichtig sind.
„Das Problem ist, dass die klassischen Entzündungshemmer auch Botenstoffe unterdrücken, die bei der Auflösung beteiligt sind. Das heißt, da wird es dann kontraproduktiv. Sprich: wenn ich diese entzündungshemmenden Arzneistoffe längere Zeit einnehme, dann wirke ich quasi der Auflösung entgegen”, so Werz.
Weihrauch beziehungsweise die enthaltenen Boswellia-Säuren programmieren dagegen unter anderem ein für den Entzündungsprozess entscheidendes Enzym um, das normalerweise entzündungsfördernde Botenstoffe produziert. Die Boswellia-Säuren sorgen nun dafür, dass entzündungsauflösende Botenstoffe produziert werden.
Studienlage
In ersten kleinen Studien mit Patienten, die an einer chronischen Entzündung leiden, konnten mithilfe von Weihrauch entzündungshemmende und symptomverbessernde Effekte festgestellt werden.
Um einen Effekt zu erzielen, muss eine relativ hohe Menge an Weihrauch eingenommen werden.
Weihrauch als Nahrungsergänzungsmittel
Momentan ist Weihrauch noch nicht als Arzneimittel zugelassen. Dazu braucht es noch deutlich mehr und größere Studien.
Weihrauch wird aber von vielen Herstellern als Nahrungsergänzungsmittel verkauft. Allerdings haben die mitunter ein Qualitätsproblem, so Forscher Werz: „Der springende Punkt ist, dass die Boswellia-Säuren in dem Extrakt in ausreichender Konzentration vorhanden sein müssen. Und das ist bei vielen Produkten nicht der Fall.“
Dosierung
Prof. Dr. Sigrun Chrubasik-Hausmann von der Uniklinik Freiburg beruft sich bei Dosierungsempfehlungen für Weihrauch auf WHO und ESCOP: die Dosierungsempfehlungen sind hier nachzulesen.
Welche Risiken gibt es bei der Anwendung von Weihrauch?
Schwerwiegende Risiken bei der Einnahme von Weihrauch sind bisher nicht bekannt.
Mögliche Nebenwirkungen: Aufstoßen und vereinzelt Durchfall.
Es können zudem Wechselwirkungen mit Blutgerinnungshemmern auftreten. Vor einer Einnahme sollte in dem Fall ärztlicher Rat eingeholt werden.
Hausmittel Weihrauch-Balsam gegen Erkältung und Kopfschmerzen
Weihrauch soll stark entzündungshemmend wirken. Kräuterpädagogin Diana Kaiser verwendet den Weihrauch-Balsam bei Erkältungen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelkater
Expert*Innen:
Oliver Werz, Uni Jena, Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische Chemie