Das Jahr 2024 ist sportlich mit der Fußball-EM der Männer und den olympischen Spielen. Auch Lidl schreibt sich das auf die Fahne, will alltagsnah „Offizieller Partner deines Lebens" sein. Aber hält der Discounter, was sein diesjähriges Motto verspricht? Gibt es sportliche Preise?
Preisvergleich zwischen Supermarkt und Discounter
Im Dauerduell der beiden großen Discounter Aldi und Lidl will keiner teurer sein als der andere. Und auch die beiden großen Supermarktketten Rewe und Edeka ziehen mit und bieten günstige Eigenmarken zum Discountpreis an. Wo zahlen Kunden am wenigsten? Unser Reporter kauft in vier Märkten in Mannheim am selben Tag Cola, Wasser, Cornflakes, Kaffee, Milch, Zucker und Spaghetti.
Konkret handelt es sich bei den Produkten um Eigenmarken von Lidl, vergleichbare Aldi-Produkte, Produkte der Rewe-Hausmarke „Ja!“ und welche der Edeka-Marke „Gut und Günstig.“
Lidl, Aldi, Edeka, Rewe: Wo sind die Eigenmarken günstiger?
Das überraschende Ergebnis unserer Stichprobe: Alle sieben Produkte kosten bis auf den Cent gleich viel. Insgesamt haben die Produkte in allen vier Märkten jeweils 13,22 Euro gekostet.
Sven Reuter betreibt die Supermarkt-Preisvergleichs-App Smhaggle, in die Nutzer Kassenbons hochladen. Viele Millionen Belege hat sein Unternehmen bereits gesammelt. Er bestätigt, dass Produkte der Eigenmarken in der Regel auf den Cent genau gleich viel kosten. „Wenn Preise angehoben oder gesenkt werden, dauert es mal ein, zwei oder drei Tage – aber spätestens nach wenigen Tagen sind sie wieder auf dem gleichen Niveau.“
Markenartikel bei Lidl und Aldi selten reduziert?
Reuter hat jedoch eine Beobachtung gemacht: Die Discounter Lidl und Aldi reduzieren eher selten die Preise für Markenartikel. Er und sein Team haben am selben Morgen 16 beliebige Produkte bei Lidl ausgewählt. 31,70 Euro hat dieser Warenkorb gekostet. Vergleichbare Produkte hat das Team dann bei der Konkurrenz gesucht – und dabei Preise verglichen. Nur dort, wo es am billigsten war – zum Beispiel durch Sonderangebote – wurde gekauft. Dadurch wurde der Konkurrenz-Warenkorb deutlich günstiger: 19,81 Euro kostete er insgesamt. Dafür mussten die Tester aber in vier verschiedenen Märkten einkaufen gehen.
Auch bei Aktionspreisen von Markenprodukten bei Lidl gebe es immer wieder Angebote anderer Lebensmittelhändler, die noch günstiger seien – der genaue Blick in die Angebots-Prospekte lohne sich also, sagt Reuter.
Inflation: Preise auch bei Lidl teurer
Generell sind die Preise auch bei Lidl – wie überall – durch die hohe Inflation gestiegen. Markenprodukte seien im Schnitt 15 Prozent teurer geworden, Eigenmarken knapp über 30 Prozent, so Reuter. Das haben wir auch festgestellt: Vor sieben Jahren hat Marktcheck für 18 ausgewählte Artikel bei Lidl 25,77 Euro gezahlt – heute sind es für die gleichen Produkte 36,08 Euro, also knapp 40 Prozent mehr.
Beim Kampf um den Kunden kann Lidl die Preise aber nicht nach Belieben erhöhen. Daher versucht das Unternehmen an anderer Stelle Kosten einzusparen. Das bestätigt uns Bernd Biehl, Chefredakteur des Branchenblatts „Lebensmittelzeitung“.
Schwarz-Gruppe produziert viel selbst
Die Konzernmutter Schwarz-Gruppe produziere immer mehr selbst, habe beispielsweise einen eigenen Mineralwasser-Brunnen und zusammen mit der Schwestergesellschaft Kaufland eigene Fleischwerke. In der eigenen Kaffeefabrik werde jetzt auch Schokolade produziert. „Diese Fabriken können ihre Produkte zum Selbstkostenpreis an Lidl geben“, erklärt Biehl das Rezept für günstige Preise bei Lidl.
Für den Import von Produkten aus Übersee hat die Schwarz-Gruppe seit der Coronapandemie sogar eigene Frachtschiffe. Sichere Lieferketten und nebenbei geringere Kosten - das scheint sich für Lidl und die gesamte Schwarz-Gruppe zu lohnen.
So hat es Lidl als einziger Lebensmittelhändler inzwischen in die Liste der zehn wertvollsten Marken aus Deutschland geschafft – das Unternehmen belegt Platz neun, noch vor Adidas.
War Lidl früher der Nachahmer von Aldi, hat Lidl den Konkurrenten, was den Umsatz angeht, mittlerweile weit überflügelt, erklärt Handelsexperte Alexander Hennig.
Image, Qualität und Preis Aldi: Wie günstig, frisch und gut ist der Discounter wirklich?
Spaghetti, Apfelsaft, Gartengeräte - wir vergleichen Stichproben mit der Konkurrenz sowie Marken und Eigenmarken. Aldi erfindet sich teils neu. Wo profitieren Kunden beim Einkauf?
Qualität: Wie gut sind Produkte von Lidl?
Bei Ökotest werden mehrmals pro Jahr Lidl-Produkte getestet. Chefredakteurin Kerstin Scheidecker und ihr Team haben für uns 2023 die Ergebnisse von 2020 bis 2022 ausgewertet. Insgesamt kam dabei die Note 2,0 heraus. Ein gutes Ergebnis, findet Kerstin Scheidecker. „Vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass Ökotest-Kriterien teilweise sehr streng sind.“ Lidl bemühe sich, seine Produkte zu verbessern. „Das sehen wir auch in Nachtests. Und Lidl hat den Ehrgeiz, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten.“
Damit liegt Lidl knapp vor Aldi. Der große Konkurrent kam im gleichen Zeitraum auf die Durchschnittsnote 2,2. Das liege zwar eng beieinander, sagt Kerstin Scheidecker, beim genauen Hinschauen zeigten sich aber doch Unterschiede. „Lidl hatte in diesem Drei-Jahres-Vergleich 80 mal sehr gut, Aldi nur 65 mal. Also ist es doch so, dass Lidl in einigen Bereichen einen Tacken besser ist.“
Auch beim Magazin „Stiftung Warentest“ werden immer wieder Discounterprodukte unter die Lupe genommen. Die von uns errechnete Durchschnittsnote der drei Jahre ist hier bei Lidl und Aldi gleich. Beide kommen auf die Note 2,5.
E-Bike von Lidl: Im Labortest durchgefallen
Mit knapp 1.600 Euro gibt es bei Lidl ein recht preiswertes E-Bike der Eigenmarke "Crivit" als Damen- und Herrenmodell. Ein sogenanntes Urban E-Bike, ein puristisches Fahrrad ohne Schaltung, vor allem für den Stadtverkehr. Das Prinzip: Alles dran, was wichtig ist. Es wird eine Reichweite von bis zu 100 Kilometer versprochen.
Das E-Bike überzeugt im Praxistest: Stuttgarter Passanten fahren Probe und sind auch optisch zufrieden - mit dem vergleichsweise günstigen Preis rechnet niemand - oder dass es von Lidl ist. Auch Fahrrad- und E-Bike-Experte Dirk Zedler ist überrascht von so viel E-Bike für so wenig Geld. Er hat die vom Hersteller versprochenen 100 Kilometer damit geschafft.
Der vereidigte Sachverständige nimmt das Urban X.2 Bike von Lidl im Labor bei Belastungsfähigkeit und Langzeittest genau unter die Lupe. Lenker, Räder, Gepäckträger überstehen den Test anstandslos. Auch den sogenannten Impact-Test, ein harter Einschlag, der einen Bordstein-Crash simuliert, übersteht das Lidl-Rad.
Doch es gibt auch Kritikpunkte: Gabel, Sattelstütze und Sattel brechen im Belastungstest. Den anfänglichen Riss merke man laut Experte als Fahrer aber leider erst, wenn das Teil komplett abgetrennt wäre. Dadurch könnten sich E-Bike-Fahrer schwere Verletzungen wie Querschnittslähmungen bis hin zum Tod zuziehen, etwa beim Sturz kopfüber vom Fahrrad, so Experte Dirk Zedler.
Sein Fazit: „Wir haben jetzt viele Bauteile gehabt, die diese adäquate hohe Belastung geschafft haben und eben die Gabel, der Sattel und die Sattelstütze nicht. Da, wo das Fahrergewicht richtig drauf lastet. Und das ist eigentlich fahrlässig. Das darf man nicht in den Verkehr bringen.“
Lidl weist die Vorwürfe zurück und schreibt uns:
Auch wenn das Urban E-Bike von Lidl uns im Praxis-Check überzeugt hat - zumindest bei unserem Labortest sind sicherheitsrelevante Teile bei hohem Fahrergewicht gebrochen: Damit hat das E-Bike unseren Check nicht bestanden.
Heimwerker-Produkte von Lidl punkten
Positiver fällt das Ergebnis bei anderen Nonfood-Artikeln des Discounters aus. Der Gartenbauingenieur Volker Kugel vergleicht für uns zusammen mit zwei Hobbygärtnern die Parkside-Heimwerker-Produkte von Lidl mit herkömmlichen manuellen Modellen.
Bei Weichholz ist die Lidl-Astschere ohne Akku und Ladegerät eine deutliche Erleichterung. Auch bei dünnen Ästen, die über Kopf hängen, ist die Lidl-Variante trotz ihrer Schwere einfacher zu handhaben, weil keine Kraft zum Schneiden gebraucht werde, so die Tester. Bei Hartholz stößt die Lidl-Astschere allerdings an ihre Grenzen. Der Experte ist zufrieden: „Schnitte sind relativ sauber, also ich muss sagen - das ist echt ein Gerät, das Sinn macht."
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Tut Lidl zu wenig, um Verpackungsmüll zu reduzieren?
In einem „Verpackungscheck“ hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fast durchweg schlechte Bewertungen an deutsche Supermärkte und Discounter verteilt – lediglich drei getestete Bioketten kamen mit einer guten Beurteilung davon. Immer noch werde viel zu viel Ware in Einweg-Verpackungen angeboten, so der Verband.
Besonders schlecht bewertete die DUH Aldi Nord und Süd sowie Lidl: Bei den drei Discountern fand die DUH weder im Milchregal noch im Getränkesortiment irgendeine Mehrwegverpackung - Anfang 2022 sah es genauso aus. Aldi Süd teilte mit, dass im kommenden Jahr der Einsatz von Mehrwegflaschen im Getränkebereich getestet werden soll.
Aldi Nord und Süd erklärten zudem, dass bis Ende 2025 40 Prozent der Obst- und Gemüseartikel unverpackt angeboten werden sollen. Derzeit sei das bei einem Drittel der Artikel in der Warengruppe der Fall.
Plastikmüll: Ein großes Problem in Deutschland
Der Verpackungsmüll hat in Deutschland in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums fielen im Jahr 2010 etwa 16 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an, im Jahr 2020 schon 18,8 Millionen Tonnen – 3,22 Millionen Tonnen davon waren Kunststoffmüll.
Pro Kopf verbraucht jeder Mensch in Deutschland etwa 225 Kilogramm Verpackungen – deutlich mehr als der europäische Durchschnitt von knapp 177 Kilogramm.
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