Vom Süßholz raspeln bis zum Lakritz-Äquator

Im Trend: Mit Lakritzpulver und Süßholz kochen oder backen

Stand
Autor/in
Sabine Schütze
Portrait von Sabine Schütze

Süßigkeiten mit Lakritz werden geliebt oder gehasst. Dabei verleiht das Naturheilmittel niedrig dosiert vielen Speisen einen vollmundigen Geschmack. Lakritz ist deshalb ein Trend.

Lakritz kennen viele nur als Lakritzschnecke, sprich als Süßigkeit. Aber das Produkt aus Süßholz ist auch eine einzigartige und vielseitige Zutat, die Gerichten einen unverwechselbaren tiefen und leicht anisartigen Geschmack verleiht. Und das passiert so subtil, dass selbst Lakritzhasser nicht widerstehen können…

Woraus Lakritz gewonnen wird

Mit Lakritz bezeichnen wir die Lakritzschnecken, Lakritzkonfekt oder Lakritzstangen, also die fertigen, verarbeiteten Lebensmittel. Die Grundzutat von Lakritzprodukten ist Rohlakritz. Rohlakritz wiederum ist der Extrakt aus der Süßholzwurzel.

Um den Extrakt zu gewinnen, werden die Wurzeln der Süßholzpflanze zu Spänen zerkleinert und so lange knapp unter dem Siedepunkt ausgekocht, bis die Inhaltsstoffe eindicken. Das getrocknete Rohlakritz wird als Block oder Pulver für die Weiterverarbeitung genutzt.

Lakritzkonfekt in vielen Farben und Formen
Lakritz-Konfekt für jeden Geschmack in vielen Farben und Formen

Warum Lakritz wie Lakritz schmeckt

Für den typischen Lakritz-Geschmack ist vor allem der Stoff Glycyrrhizin verantwortlich, der natürlicherweise in der Süßholzwurzel vorkommt. Er bringt nicht nur das Lakritzaroma, er ist auch etwa 50 Mal süßer als Rohrzucker und wirkt entzündungshemmend.

In der Süßigkeit Lakritz sind etwa 5 Prozent Rohlakritz enthalten. Da aufgrund dieses geringen Anteils Lakritzschnecken zum Beispiel bräunlich aussehen würden, wird schwarzer Farbstoff zugesetzt, meist Aktivkohle (E 153).

Lakritz, das einen Glycyrrhizingehalt von über 200 mg auf 100 g aufweist, wird als Stark-Lakritz bezeichnet. Bei uns mögen es nur wenige Menschen so intensiv, und die stammen aus dem Norden. Denn dort haben die Menschen anders als in Süddeutschland aufgrund des Seehandels schon seit dem Mittelalter leichteren Zugang zu Süßholz.

Übrigens, laut Duden heißt es der oder das Lakritz, Genitiv: des Lakritzes, Plural: die Lakritze.

Süßholz raspeln – das hat man früher tatsächlich getan, um das geraspelte Süßholz zu kauen oder zum Süßen von Speisen zu verwenden. Es war wohl auch ein süßes Geschenk.

Lakritzstangen
Lakritzstangen gibt es in vielen verschiedenen Geschmäckern und Farben

Lakritz von süß bis herzhaft

Bekannt sind hierzulande neben den typischen Süßigkeiten wie Lakritzschnecken oder Lakritzpastillen aus der Apotheke auch noch Teemischungen mit Süßholz, meist Gewürztees. Es wird aber auch in beruhigenden Kräutertees eingesetzt.

In Skandinavien lassen sich in den Supermärkten deutlich mehr Lakritzprodukte finden: Lakritzsirup, Lakritzstreusel, Lakritzstangen mit allen möglichen Geschmacksrichtungen, Eis mit eingestrudelter Lakritzsauce, Lakritzpulver und vieles mehr.

Mehrere dänische Lakritz-Produkte
Aus Dänemark habe ich viele Lakritz-Produkte mitgebracht

Trend Lakritzpulver

Derzeit entdecken immer mehr Köche und Bäckerinnen Lakritzpulver. Denn es kann in unglaublich vielen Gerichten niedrig dosiert eingesetzt werden. Es intensiviert deren Geschmack, macht ihn runder, vollmundiger.

Das klappt im Kuchen, in Pfannkuchen, in herzhaften Fleischgerichten, in Reis und vielem mehr. Hier meine Tipps, die selbst Lakritzhasser schon bekehrt haben.

Wichtig! Um dieses Versprechen einzulösen, ist es wichtig, das Lakritzpulver immer nur sparsam zu verwenden. Denn Lakritz hat einen starken Geschmack. Deshalb sollte es sparsam verwendet werden, um andere Zutaten nicht zu dominieren. 

Tipps für Lakritzpulver in Gewürzmischungen

Das Rohlakritzpulver verleiht herzhaften Gerichten Tiefe und Komplexität. So ist Lakritzpulver beispielsweise einer der Bestandteile im chinesischen Fünf-Gewürze-Pulver.

Doch es passt auch wunderbar in viele andere kräftig würzende Mischungen: In Marinaden gibt Lakritzpulver Fleisch einen einzigartigen Geschmack. Es rundet Saucen hervorragend ab oder wird in einem Rub fürs Grillfleisch mit genutzt.

Tipps zum Kochen mit Lakritzpulver und Süßholz

Lakritz passt gut zu Saurem. Es pimpt Speisen mit Zitrusfrüchten oder Ingwer und harmoniert mit warmen Gewürzen wie Zimt oder Chili.

Außerdem kann Lakritz auch Obst und Gemüse ergänzen. Es macht sich gut sowohl mit Gemüsepaprika als auch mit süßen Pflaumen, Birnen oder Ananas.

Lakritzpulver und Süßholzstangen
Lakritzpulver und Süßholzstangen sind perfekte Aromengeber

Herzhafte Ideen mit Lakritzpulver und Süßholz

Für einen Braten oder Gulasch mit Lakritzsauce wird alles wie üblich gemacht. Schnelle Köche legen dem Bratenfond lediglich zwei zerkleinerte Süßholzstangen bei und kochen sie mit.

Etwas aufwändiger und intensiver wird es, wenn man eine oder zwei zerkleinerte Stangen in 200 Milliliter Wasser kochen und ziehen lässt. Dann abseihen. Das ist der Fond für die Sauce.

Für den weihnachtlichen Saucen-Geschmack kommt ein Teelöffel Lakritzpulver in die Orangensauce.

Ähnlich geht man vor, um einen herzhaften Eintopf geschmacklich abzurunden oder ein One-Pot-Gericht wie ein Curry.

Reis lässt sich in dem Lakritz-Fond ebenfalls kochen und bekommt so einen wunderbar würzigen Geschmack, der sich schön mit Kardamom ergänzen lässt. Auch ein Zitronen-Risotto passt fein. Eilige geben dem Kochwasser einfach etwas Lakritzpulver hinzu. Das klappt auch beim Eintopf.

In der Pastasauce funktioniert Lakritzpulver ebenfalls wunderbar. Beispielsweise zusammen mit Shiitake oder Pfifferlingen in einer cremigen Sauce mit Creme Fraiche.

Ein halber Teelöffel Lakritzpulver macht ein Salatdressing interessanter, beispielsweise am Chicoree-Orangensalat.

Ein Pfannkuchen mit Birnenspalten
Pfannkuchen mit Lakritzpulver und Birnenspalten

Süße Ideen mit Lakritzpulver und Süßholz

Pflaumenkompott kann genauso wie Rhabarberkompott mit Lakritzpulver und Süßholz aufgewertet werden. Dafür muss im Pflaumenkompott noch nicht mal die Zimtstange raus, einfach nur eine zerkleinerte Süßholzstange und etwas Lakritzpulver beim Kochen dazugeben.

Speziell in der Weihnachtsbäckerei finde ich Lakritz spannend in und an Plätzchen. Aber selbstverständlich lassen sich Lakritzkekse das ganze Jahr über genießen.

Der Vorteil der Kekse: Sie schmecken nicht so intensiv wie klassische Lakritzschnecken, so dass eigentlich alle gern zugreifen. Lakritz-Cookies lassen sich toll mit Haselnüssen oder Marzipan kombinieren.

Eine Birnentarte kriegt etwa zwei Esslöffel Lakritzpulver in die Sahnesauce. Auch süße Sahne lässt sich mit etwas Lakritzpulver verfeinern beim Aufschlagen.

Marmelade und Chutneys vertragen Lakritzpulver ebenfalls. Einfach mal ausprobieren und vorsichtig an die perfekten Mengen rantasten. Es lohnt sich.

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