Nicht einschlafen oder nicht durchschlafen können, das klingt erst mal harmlos. Ist es auch, wenn es gelegentlich passiert, aber sobald die Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum anhalten oder sogar chronisch werden, haben sie oft gravierende Auswirkungen für die Betroffenen.
In kaum einem anderen Bundesland leiden mehr Beschäftigte unter krankhaften Schlafstörungen als in Rheinland-Pfalz. Die Zahl der Schlafstörungsdiagnosen ist in den vergangenen 15 Jahren um 75 Prozent gestiegen. Das zeigt die Auswertung eines vor kurzem erschienen Gesundheitsreports der Barmer. Die Krankenkasse hat für den Report die Daten von 180.000 bei ihr versicherten Beschäftigten aus Rheinland-Pfalz anonymisiert ausgewertet. Dabei hat sich bestätigt, das Ein- und Durchschlafstörungen sich in den letzten Jahren zu einer Volkskrankheit entwickelt haben.
Weibliche Beschäftigte (5,2 Prozent) sind öfter betroffen als männliche (3,2 Prozent). Die Dunkelziffer liegt höher, denn Patienten sprechen Schlafstörungen beim Arztbesuch erst an, wenn sie zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Warum Rheinland-Pfälzer so schlecht schlafen
Gründe für Schlafstörungen können organischer, psychologischer und psychiatrischer Natur sein:
- Stress wie zum Beispiel hoher Arbeitsdruck,
- Sorgen bei Arbeitslosigkeit, Krankheit oder persönliche Verlusten,
- Medikamente,
- Nacht und Schichtarbeit stehen unter anderem im Verdacht, den gesunden Schlaf zu stören.
Welche Folgen ein Schlafentzug hat
Nach Meinung von Dr. Hans-Günter Weeß, dem Leiter des Schlafzentrums in Klingenmünster, werden bei uns in der Gesellschaft Schlafstörungen viel zu oft als Bagatellerkrankungen abgetan. Bei betroffenen Patienten vergrößert dies oft noch den Leidensdruck. Denn Schlafstörungen wirken sich negativ auf die Gesundheit aus. Sie erhöhen das Risiko für die Stoffwechselkrankheit Diabetes um 35 Prozent, für Herzinfarkt um bis zu 54 Prozent, für Schlaganfall sogar um fast 100 Prozent genauso wie für psychische Störungen wie Depressionen.
Vor allem Arbeitgeber unterschätzen die Folgen für ihren eigenen Betrieb. Durch übermüdetes Personal kann es zu Unfällen während der Arbeitszeit kommen oder zu Unfällen auf der Straße. Übermüdung ist sogar die häufigste Unfallursache noch vor Alkohol am Steuer. Die Schäden insgesamt werden weltweit auf mehrere hundert Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Der deutschen Wirtschaft gehen durch fehlendes Personal aufgrund von Schlafstörungen jedes Jahr bis zu 60 Milliarden Euro verloren. Ein übermüdeter Mitarbeiter kostet ein Unternehmen bis zu dreimal so viel wie ein ausgeschlafener.
Wie das Schlaflabor gegen schlechten Schlaf hilft
Um die Schlafstörung genau zu diagnostizieren und Therapiemöglichkeiten zu finden, können Ärzte die Patienten an ein Schlaflabor überweisen. Patienten werden hier meist über mehrere Tage beziehungsweise Nächte untersucht, um die jeweilige Ursache abzuklären. Die Chancen, im Anschluss erfolgreich therapiert zu werden, sind sehr groß.
Das Schlaflabor im Pfalzklinikum in Klingenmünster ist das größte Speziallabor dieser Art in Rheinland-Pfalz. Es hat zwölf Plätze und behandelt jährlich 1.000 Patienten, bei denen 80 verschiedene schlafbezogene Erkrankungen untersucht werden können. Auch im DRK Alzey gibt es über die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGS) ein Schlaflabor mit fünf stationären Diagnostikmessplätzen.
Tipps für Menschen mit sporadischen Schlafstörungen
- Am besten lässt sich im Dunkeln schlafen, denn so wird das meiste Schlafhormon produziert.
- Helle Digitalwecker oder andere Displays wie Smartphones oder Laptops sollten nicht am und im Bett genutzt werden.
- 16 bis 18 Grad Umgebungstemperatur sind ideal.
- Ist Matratze an das Körpergewicht angepasst ist, so schläft man besser.
- Das Abendessen sollte leicht und bekömmlich sein.
- Auf Kaffee oder Alkohol sollte man vor dem Schlafengehen verzichten.
- Meditation oder eine Phantasiereise können den Schlaf fördern.