Spitzenreiter bei Blitz und Donner

Deswegen gewittert es in Rheinland-Pfalz so häufig

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Rheinland-Pfalz zählt, was das Gewitteraufkommen angeht, zu den blitzreichsten Regionen Deutschlands. Neben Bayern und Baden-Württemberg. Doch Zeitpunkt wie auch der genaue Ausbruch eines Gewitters lassen sich nicht voraussagen.

Ein Experiment aus dem Alltag: Ein Topf Wasser steht auf einer heißen Herdplatte. Das Wasser erwärmt sich, Luftblasen steigen hoch. Wann diese Luftblasen aufsteigen und vor allem wo, lässt sich nicht voraussagen.

Grob zu vergleichen ist dies mit den Vorgängen in einer Gewitterwolke. Auch hier kann ein Ausbruch, das heißt, die tatsächliche Entladung der in der Gewitterwolke vorhandenen Spannung, nicht vorhergesagt werden und der Ausbruch geschieht spontan.

So kündigt sich ein Gewitter an

Vorboten sind die sogenannten Castellanus-Wolken. Sie bilden Zinnen oder Türmchen, ähnlich einem Castell, erinnern an eine Burg. Solche Gewitterwolken entstehen, weil warme und feuchte Luft in die Höhe steigt und dort auf sehr kalte Temperaturen trifft. In der Gewitterwolke wirbeln nun Milliarden von winzigen Wassertröpfchen und Eiskristallen herum, die gegeneinander stoßen und sich dadurch elektrisch aufladen. Hat die Spannung einen kritischen Wert überschritten, entlädt sie sich durch einen Blitz. Dabei wird die Luft auf 30.000 Grad erhitzt und dehnt sich in einer Schockwelle schlagartig aus. Das hören wir als dann Donner. 

Darum gewittert es so häufig in Rheinland-Pfalz

Die Anzahl der Gewitter hat laut Deutschem Wetterdienst in den letzten Jahren nicht zugenommen. Dennoch gab es 2021 in Rheinland-Pfalz besonders viele Gewitter. Wissenschaftler vermuten, dass das vermehrte Aufkommen hierzulande mit dem sogenannten Jetstream zusammenhängt. Einer Art Luftautobahn in rund 10 Kilometern Höhe. 

Der Jetstream entsteht, weil warme Luft vom Äquator zum Nordpol strömt. Durch die Erdrotation wird dieser Wind nach Osten abgelenkt. Doch der Motor des Jetstreams ist abgeschwächt: Wegen des Klimawandels erwärmt sich der Nordpol schneller als andere Regionen, der Temperaturunterschied zwischen Nordpol und Äquator ist also nicht mehr so groß. Dadurch wird die Luft nicht mehr so schnell voran bewegt. Das führt zu einer "festgefahrenen" Wetterlage: In Deutschland hängt die kühle, gewitterige Luft fest. Menschen in Kanada und auch Skandinavien leiden zeitgleich unter einer extremen Hitzeperiode.

Ebenfalls auffällig: Im Juni 2021 gewitterte es häufig immer wieder an den gleichen Orten, inklusive starker Regenfälle. Beispielsweise in Bad Dürkheim an der Weinstraße. Durch den Starkregen war der Boden hier sehr nass. Durch die Sonneneinstrahlung konnte das Wasser verdunsten. Dadurch entstand die nächste Gewitterzelle. Ein Kreislauf. Für Orte, die bereits von Gewittern betroffen waren, stehen die Chancen also hoch, dass hier erneut Gewitter entstehen.

Diese Schutzregeln gelten in freier Natur

In der Natur gilt folgendes: Höhere Objekte wie Bäume oder Hügel meiden. Vom Fahrrad steigen. In die Hocke gehen, am Besten in einer Mulde. Kopf einziehen! Beine nah aneinander und den Kontakt zum Boden so gering wie möglich halten. Entgegen des eigenen Wunsches nach Nähe zu Mitmenschen: Nicht in der Gruppe sitzen, sondern Abstand halten.

Übrigens: Elektrogeräten erleiden bei einem Blitzeinschlag einen Totalschaden, im schlimmsten Fall beginnen sie zu brennen. Wer in den Urlaub fährt, sollte daher vorher alle Stecker ziehen.        

Blitzeinschlag: Sportler am häufigsten betroffen

Weil Gewitter so normal sind, unterschätzen viele Menschen die Gefahr. Die meisten Gewitter-Toten und Verletzten gibt es unter Sportlern. Am Häufigsten sterben Golfer. Ihr Metallschläger zieht Blitze an. Aber auch Nordic Walking-Stöcke, Tennisschläger und Regenschirme sind eine Gefahr.

Sehr gefährlich bei Gewitter: Schwimmen unter freiem Himmel. Wenn ein Blitz auch nur in der Nähe der Wasseroberfläche einschlägt, wird er durch die Feuchtigkeit weitergeleitet und kann so Badende verletzen oder töten.

In der Stadt ist man wegen der Blitzableiter vieler Häuser meist vor einem Einschlag geschützt. Hier sind vor allem umher fliegende Gegenstände eine Gefahr.

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SWR Fernsehen