Die Aloe Vera, auch Echte Aloe oder Bitterschopf genannt, kommt ursprünglich vermutlich aus dem arabischen Raum. "Aloe" ist arabisch und heißt so viel wie bitter – was den Geschmack der Blätter ziemlich genau trifft.
Aloe Vera – feuchtigkeitsspendende Wüstenpflanze
Das etwas schleimige, gallertartige und transparente Pflanzen-Gel, das austritt, wenn man die Blätter aufschneidet, macht die Aloe Vera so interessant für die innere wie äußere Verwendung als Heilpflanze. Dieses Gel bildet die in Wüsten beheimatete Sukkulente - übersetzt: Saftpflanze - in Regenzeiten, um lange Trockenperioden überstehen zu können.
Aloe Vera – Schönheitspflege der ägyptischen Königinnen
Bereits im alten Ägypten sollen Nofretete und später Kleopatra das Gel zur Hautpflege verwendet haben. Später hatte Christoph Columbus die Aloe Vera angeblich als "Arzt im Blumentopf" dabei.
Längst hat die Kosmetikindustrie die Pflanze für sich entdeckt - und verspricht viel. Doch was kann die Aloe Vera wirklich?
Aloe Vera – die äußerliche Anwendung als Hausmittel
Die häufigste Art der Anwendung ist äußerlich. Das Pflanzen-Gel aus den Blättern wird als Hausmittel verwendet bei:
- Sonnenbrand,
- leichteren Verbrennungen,
- Schuppenflechte,
- zur Kühlung der Haut sowie
- zur feuchtigkeitsspendenden Haut- und Haarpflege.
Professorin Christiane Bayerl wird immer wieder auf die Aloe als Hilfe bei Sonnenbrand angesprochen. Die Dermatologin aus Wiesbaden erklärt: "Sonnenbrand ist eine Entzündung der Haut. Es wird heiß und schwillt an und ist sehr trocken an der Oberfläche der Haut. Über den hohen Feuchtigkeitsgehalt kühlt das sehr schön an der Hautoberfläche."
Auch Heilkräuter-Expertin Melanie Wenzel verwendet die Aloe Vera gerne zur Hautpflege. "Bei mir kommt die Aloe immer zum Einsatz, wenn im Haushalt eine leichte Verbrennung aufgetreten ist, wenn einer einen Sonnenbrand bekommen hat. Und ich nutze sie sehr gerne, wenn Haut und Haare dringend Feuchtigkeit brauchen."
Außerdem soll das Gel der Aloe Vera entzündungshemmend wirken. Klinische Studien haben diese Annahme bislang jedoch nicht bestätigt.
Aloe Vera selbst ernten - wichtige Tipps
Nach der Ernte muss man etwas Geduld haben: Die Aloe-Vera-Pflanze bildet einen bitter schmeckenden, gelblichen Saft am Blattäußeren zum Schutz vor Fraßfeinden. Dieser kann die Haut reizen. Deshalb sollte man ihn zuerst vom wohltuenden, transparenten Gel trennen.
Dazu das Aloe Vera-Blatt abschneiden und mit der Schnittseite nach unten in ein Glas stellen. Den gelblichen Saft möglichst vollständig herauslaufen lassen. Anschließend kann das durchsichtige Gel zum direkten Auftragen zur feuchtigkeitsspendenden Pflege von Haut und Haar verwendet werden.
Melanie Wenzel weiß: "Es ist direkt einsatzbereit. Man kann es pürieren oder - einfach so wie es ist - in ein Schraubglas geben, verschließen und in den Kühlschrank stellen. Da ist es einige Tage haltbar."
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Innerliche Anwendung der Aloe Vera
Zunehmend werden auch Produkte zur innerlichen Anwendung angeboten. Auch hier sind die Versprechen groß.
Wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte eine nützliche Wirkung der innerlichen Anwendung bislang aber noch nicht.
Aloe Vera: ihre Inhaltsstoffe
Der Hauptbestandteil ist zu weit über 90 Prozent Wasser. Hinzu kommen:
- Vitamine,
- Mineralien,
- Kohlenhydrate,
- Fette,
- Enzyme und
- Aminosäuren.
- Besonders für die Aloe sind die schleimartigen Oligosaccharide,
- Glykoproteine und
- Aloenine.
Zusätzlich finden sich folgende Inhaltsstoffe:
- Antrachinonglykoside (Antrachinone): Sie stecken vor allem in den äußeren Blattteilen, direkt unter der Schale im gelblichen Saft, der besonders viele Antrachinone enthält. Er schmeckt bitter und wirkt abführend.
- Salicylsäure: Sie gilt als entzündungshemmend, wirkt schmerzlindernd und blutverdünnend, ist der Ausgangsstoff von Aspirin.
- Glykosaminoglykane (Acemannan): ein langkettiges Zuckermolekül, das die körpereigene Abwehr aktiviert.
Verantwortlich für eine entzündungshemmende Wirkung der Aloe Vera sollen die Stoffe Acemannan und Salicylsäure sein. Was ist da dran?
Aloe Vera – Wirkung und Studienergebnisse
Das durchsichtige Gel, das in den Blättern steckt, kühlt und spendet Feuchtigkeit, es dient nachweislich zur Hautpflege.
Dass Aloe Vera die Wundheilung – zum Beispiel bei einem Sonnenbrand – unterstützen und Entzündungen lindern kann, haben Laborstudien an Zellen ergeben. Doch klinische Studien am Menschen bestätigen das bislang nicht.
In klinischen Studien nachgewiesen ist dagegen die Wirkung des gelben Safts, der nach dem Anschneiden aus dem Blatt tritt. Die darin enthaltene Wirkstoffgruppe der Anthrachinone wirkt als Abführmittel.
"Es ist eine ganze Gruppe von Substanzen, die die Darmbeweglichkeit und die Darmentleerung beeinflussen. Das ist gesichert, dass man damit Verstopfung behandeln kann", sagt Professor Roman Huber von der Uniklinik Freiburg.
Allerdings: Die Anthrachinone im gelben Saft sind bei innerlicher Anwendung womöglich krebserregend. Deshalb warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BIfR) vor Nahrungsergänzungsmitteln, die solche Stoffe enthalten. Zudem haben die Anthrachinone auch Nebenwirkungen.
Dazu Professor Huber: "Da kann es auch mal zu Bauchkrämpfen kommen. Und wenn man das regelmäßig anwendet, kommt es zu Gewöhnungseffekten, man wird quasi abhängig davon." Deshalb setzen Mediziner lieber auf mechanisch wirkende Abführmittel wie Flohsamen.
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Auch wer das Gel direkt vom Blatt auf die Haut aufträgt, sollte wie beschrieben darauf achten, dass das Gel und die gelbe Flüssigkeit vorher getrennt werden. Denn der gelbe Saft kann allergische Reaktionen der Haut hervorrufen.
Aloe Vera im Topf selbst anbauen
Aloe Vera selbst zu kultivieren ist nicht schwer. Die Wüstenpflanze braucht viel Sonne. Sie ist sehr trockenheitsverträglich, also wenig gießen.
Da sie Wärme liebt, muss sie im Haus als Zimmerpflanze überwintert werden. Die Erde sollte gut durchlässig und nicht zu nährstoffreich sein. Fühlt sie sich wohl, kann die Pflanze bis zu 60 cm hoch wie breit werden.
Achtung: Es gibt über 200 Arten der Aloe Vera - wer die Pflanze zur Hautpflege einsetzen möchte, sollte die sogenannte Echte Aloe wählen.
Expert*Innen:
Melanie Wenzel, Kräuterexpertin und Journalistin
Prof. Dr. med. Roman Huber, Leiter der naturheilkundlichen Ambulanz an der Uniklinik Freiburg