Der Hokkaido-Kürbis ist leuchtend rot-orange. Sie sollen bei Prostataleiden helfen, vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen und sogar Haarausfall bremsen. Sind Kürbisse, Kürbiskernöl und Kürbis-Präparate wirklich so gesund?

Kerne, Öl und Präparate

Kürbis – Wundermittel für die Gesundheit?

Stand
Autor/in
Simone Schaumberger
Onlinefassung
Hanna Spanhel

Sie sollen bei Prostataleiden helfen, vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen und sogar Haarausfall bremsen. Sind Kürbisse, Kürbiskernöl und Kürbis-Präparate wirklich so gesund?

Herbstzeit heißt für viele: Kürbiszeit. In den Supermärkten tauchen sie in den Auslagen der Gemüseabteilung auf, in der Küche zuhause und in den Restaurants steht Kürbissuppe auf der Speisekarte, in den Sozialen Medien begegnen einem auf einmal wieder zahlreiche Rezeptideen. Kein Wunder, immerhin sind Kürbisse nicht nur schön bunt, sondern auch besonders gesund, gelten sogar als Superfood.

Inzwischen gibt es außerdem eine Reihe von spezifischen Gesundheitsproblemen, bei denen Kürbisse oder Präparate aus Kürbis-Extrakt angeblich helfen sollen. Doch stimmt das überhaupt?

Kürbis soll helfen bei Prostataleiden und beim metabolischen Syndrom

Man kenne heute eine „Fülle von Wirkungen“ der Kürbisse, sagt Rainer Stange, Facharzt für Innere Medizin und Naturheilkunde am Immanuel-Krankenhaus in Berlin. „Vor allen Dingen bezüglich der Prostata und in letzter Zeit erfreulicherweise bezüglich des metabolischen Syndroms.“

Gemeint ist mit Letzterem die Kombination von Adipositas, Bluthochdruck, hohem Blutzucker und einer Fettstoffwechselstörung – also mehreren Risikofaktoren. Auch dazu, dass Kürbis den Haarwuchs begünstigen kann, gebe es neuerdings Hinweise, sagt Rainer Stange.

Was macht Kürbisse so gesund?

Neben dem Hokkaido- und Butternut-Kürbis sind hierzulande auch noch der Spaghetti-, Muskat-, Patisson- beziehungsweise der Ufo-Kürbis beliebt. Sie sind kalorienarm, denn sie bestehen je nach Sorte teils zu mehr als 90 Prozent aus Wasser. Außerdem stecken in Kürbissen viele Vitamine, Ballaststoffe und Mineralstoffe.

Viele wichtige Inhaltsstoffe im Kürbis-Fruchtfleisch

Internist Rainer Stange ist auch Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Phytotherapie, also der Gesellschaft für Pflanzenheilkunde. Für ihn machen die sekundären Pflanzenstoffe den besonderen Gesundheitswert von Kürbissen aus.

Hokkaido-Kürbisse etwa fallen besonders durch ihre orange-rote Farbe auf. „Das heißt, es sind entsprechend Carotinoide drin, die biologisch sehr aktiv sind“, sagt Rainer Stange.

Carotinoide wirken laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BzfE) als Antioxidanzien der Bildung von Radikalen im Körper entgegen, können so die Zellen vor Schäden bewahren - und gelten insgesamt als Schutzfaktor gegen einige Krebsarten sowie gegen Herz- und Gefäßkrankheiten.

Noch weitere Pflanzenstoffe sind im Kürbis enthalten:

  • Phytosterole zum Beispiel, auch als Phytosterine oder pflanzliche Hormone bezeichnet
  • Tocopherole - oft gleichgesetzt mit Vitamin E
  • sowie Selen

Gerade in Kombination sollen auch diese Pflanzenstoffe unsere Zellmembranen vor Oxidation schützen.

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Kürbiskerne und Kernöl besonders reich an gesunden Pflanzenstoffen

„Eine Vielzahl von biologisch interessanten Substanzen sind im Fruchtfleisch enthalten – die meisten jedoch in den Samen“, sagt Internist Rainer Stange.

Kürbiskerne und das daraus gewonnene Öl sollen zum Beispiel eine schützende Wirkung für das Herz-Kreislauf-System haben. Die enthaltenen Pflanzenstoffe wirken demnach entzündungshemmend, können sich laut Bundeszentrum für Ernährung (BzfE) positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken und den Blutzucker günstig beeinflussen. Ein wahrer Alleskönner also.

„Kürbiskerne sind ein sehr guter Kandidat für ein Langzeit-Prophylaktikum, also ein Verhinderungsmittel bezüglich der Gefäßverkalkung“ ergänzt Facharzt Rainer Stange. Wer bereits verkalkte Gefäße habe oder schon als junger Mensch aufgrund von hohen LDL-Cholesterinwerten etwa ein hohes Herzinfarktrisiko habe, dem rate er, Kürbiskerne lebenslang in die Ernährung mit einzubauen.

Geröstete Kürbiskerne in einer Schale
Geröstete Kürbiskerne gelten als besonders gesund. Man kann sie zum Beispiel über den Salat streuen, im Müsli essen oder in der Kürbissuppe essen.

Prostata-Syndrom: Helfen Kürbiskern-Präparate bei der Behandlung?

Gerade in der traditionellen Medizin werden Extrakte aus den Kürbissamen gerne eingesetzt. Meist stammen sie aus dem österreichischen Ölkürbis. Die darin enthaltenen Phytosterole sollen bei Prostatabeschwerden helfen.

"Diese haben speziell günstige Eigenschaften bezüglich der Blockierung von Testosteron, also von männlichem Sexualhormon auf das Wachstum und die Verdichtung der Prostata. Es ist ein Größenwachstum, es ist aber auch eine Verdichtung, die dazu führt, dass der Urinfluss, der mitten durch die Prostata durch muss, gemindert wird. Das ist das, was diese Männer ab 50, 55 so leiden lässt an ihrer Prostata", sagt Internist Rainer Stange.

Laut der aktuellen deutschen Leitlinie zur gutartig vergrößerten Prostata ist die Studienlage allerdings schwer zu bewerten. Es fehlen größere randomisiert kontrollierte Studien, die eine deutliche und bleibende Wirkung von Kürbisextrakten belegen. Auch das Bundeszentrum für Ernährung empfiehlt daher, immer einen Arzt zu konsultieren, bevor entsprechende Präparate eingesetzt werden.

Kann Kürbisöl womöglich den Haarverlust bremsen?

Kürbiskernöl ist in den vergangenen Jahren durchaus in den Fokus der Forschung gerückt. Und Wissenschaftler haben ein neues Anwendungsgebiet entdeckt: Haarverlust.

In der Forschung sei im Labor untersucht worden, inwieweit die Kürbispräparate eine günstige Wirkung mit dem männlichen Sexualhormon Testosteron eingehen können, erklärt Internist Rainer Stade. Dabei habe man herausgefunden, dass eine bestimmte Blockade auch wichtig sei für die Eindämmung von Haarverlust.

Inzwischen gebe es eine Reihe von Untersuchungen zu Präparaten, die man schlucken könne, aber auch solche mit Kürbisöl, das man etwa in die Kopfhaut einreibe.

In einer Studie aus Südkorea nahmen 76 Männer täglich entweder ein Kürbiskernöl-Präparat oder ein Placebo ein. Nach einem halben Jahr nahm die Haaranzahl bei den Probanden in der Kürbiskernöl-Gruppe um durchschnittlich 40 Prozent zu.

Eine Forschung aus Ägypten untersuchte den Effekt von Kürbiskernöl bei 60 Frauen. Für drei Monate sollten sie täglich entweder ein Kürbiskernöl lokal auf die Kopfhaut auftragen – oder das bereits etablierte Haarwuchsmittel Minoxidil. Durch die Behandlung mit dem Kürbiskernöl kam es zu einer Zunahme bestimmter nachwachsender Haare, in der Minoxidil-Gruppe war der Effekt jedoch größer.

Noch steht die Forschung zur Wirkung von Kürbiskernöl gegen den erblichen Haarausfall also am Anfang.

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