Getürkte Dampflokfahrt
Die Hälfte der Reise liegt bereits hinter uns, es geht wieder nach Hause. Stilecht mit Dampf, aber wiederum unterstützt mit Elektrokraft. Man darf allerdings nicht ungerecht sein, denn das Bemühen der türkischen Eisenbahner, ein leistungsfähiges Dampfross einzusetzen, war immer da. Ursprünglich sollte eine andere Lok hergerichtet werden, deren Fertigstellung sich aber kurzfristig stark verzögerte, so dass man auf die 56.008 umsteigen musste. Die 1-E-Maschine wurde aber auch nicht mehr so exakt hergerichtet, dass sie die knapp 600 Dampfkilometer in eigener Kraft mit unserem Sonderzug zurückzulegen kann. Die 56 war die am weitesten verbreitete Lok in der Türkei, ursprünglich von Henschel in Kassel entwickelt, war sie die erste Einheitslok der türkischen Staatsbahn TKDD.
Klar ist aber auch: Lieber eine elektrisch unterstützte, als gar keine Dampflok vor dem Zug.
Westwärts
Wenn man Istanbul in Richtung Westen verlässt, wird die Gegend sehr schnell ländlich. Zahlreiche braune Felder zeugen davon, dass die Ernte bereits eingefahren ist. Kleine und mittlere Ortschaften wechseln sich ab, wobei anfangs häufiger neu gebaute Wohnblöcke den Ortsand zieren. Fast in jedem Ort befindet sich eine Moschee, meistens mit einem Minarett, sie sehen fast alle wie neu aus, mit ihrer weißen Farbe und dem silberfarbenen Kuppeln.
In der Ortschaft Cerközköy ist Wasserfassen geplant. Wobei Bahnkenner der Meinung sind, dass dies überflüssig ist, weil die Lok ohnedies nur geschoben wird.
Jedenfalls bläst sie ziemlich schwarze Wolken in den trüben Himmel. Dort erfolgt der Wechsel zum Außenteam ins Auto. Vorher werden noch einige Fotos geschossen. Die ersten mit dem Dampfross im Sonnenlicht. Leider verderben die Oberleitungsmasten und -Brücken ein wenig das Dampfflair.
Grenzabfertigung
Pünktlich auf die Minute erreicht der Zug den Grenzort Kapikule. Ein ganz neues Reisegefühl. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abendessen loben, dieses sollte wieder um zwei Stunden nach hinten rücken, weil die bulgarischen Loks erst recht spät und dann auch noch mit unzureichend Wasser angereist kommen. Den Kesselwagen hat man gleich zuhause gelassen, der ist ohnedies leer und auf die Schnelle nicht mehr zu füllen.
Da auch die türkische Grenzkontrolle nur schrittweise vorangeht, jeder Fahrgast muss eine elektronische Pforte durchschreiten, die Vorbereitung des Zuges, Rangieren, Bremsprobe etc. erfolgt ebenfalls gründlich, damit ist schon wieder jede Menge Verspätung eingefahren, ehe sich die Räder zum ersten Mal gedreht haben. Dann eine kurze Fahrt nach Svilengrad, Abendessen in Dimitrovgrad kurz vor 23 Uhr. Aber das ist ein Genuss.