Größter Bahnhof Rumäniens
Am Gare de Nord in Rumäniens Hauptstadt Bukarest beginnt die 5. Etappe unserer Reise. Die 231 ist auf wundersame Weise wieder genesen und wird den Zug auf der dreistündigen Fahrt zur bulgarischen Grenze ziehen. Knapp drei Stunden dauerte die Fahrt durch die Ebene, bis die Grenzstadt Giurgiu erreicht ist. Mittendrin werden die Fahrgäste an den Fenstern durch ein Schauspiel der besonderen Art unterhalten.
Kameramann Michael Frick rast mit seinem 20 Jahre alten Auto dem Zug hinterher und biegt dann plötzlich in einen Feldweg ein um dem Zug auf diese Weise nahe zu sein. Der weiche Boden und die Spurrillen lassen seinen Wagen wie auf Schienen laufen, gute Gelegenheit, die Kamera zu ergreifen und parallel fahrend den Zug zu filmen. Es gibt anscheinend nichts, was ihn aufhalten kann. Nicht einmal ein entgegenkommendes Pferdefuhrwerk.
Grenze
Die rumänisch-bulgarische Grenze verläuft mitten durch die Donau, die an dieser Stelle bereits eine gewaltige Breite vorweisen kann. Überspannt von einer Gitterbrücke von 1954. Darauf wird der Eisenbahn- und Straßenverkehr doppelstöckig über Europas mächtigen Strom geführt. Hier, im Grenzgebiet, werden Michael Frick allerdings seine persönliche Grenze aufgezeigt. Er hat es geschafft, wieder innerhalb kürzester Zeit vor dem Zug zu liegen, aber die Dreherlaubnis für die Brücke wird ihm von den Grenzbeamten nicht gewährt. Da hilft kein Bitten und Flehen, es handelt sich um ein Grenzbauwerk und da ist Filmen verboten. Punkt. Aus.
Bahnhof Ruse
Ruse ist der erste Ort hinter der Grenze. Er soll bei unserer Fahrt eine besondere Bedeutung erhalten. In Ruse verlässt uns die 231 und wird ersetzt durch die bulgarische Kollegin 16.01, eine Lok der Baureihe 42. Sie fällt besonders auf durch ihre grüne Farbe an den Windleitblechen, an den Zylindern, am Führerhaus und am Tender. Sie erinnert von der Farbgebung ein wenig an die Dampfloks der Dresdener Parkeisenbahn, die ein ähnliches Design vorweisen können. Der Bahnhof, im klassizistischen Stil gehalten, mit einem Turm an seiner rechten Seite, ist riesig groß. Es führen zwar nur vier Gleise durch den Bahnhof, aber durch seine Dimension vermutet man eine Millionenstadt.
Nur nicht die Geduld verlieren
Assistiert wird 16.01 von 01.23, einer Schnellzuglok mit der Achsfolge 1 D 1, die an diesem Nachmittag allerdings ziemlich lange auf sich warten lässt. Auch sonst ist Warten Trumpf, wobei man damit keinen Stich machen kann. Der Wagenmeister inspiziert den Zug, stellte die Flachstellen fest und lässt ihn nicht weiterfahren.
Lange Diskussionen, aber der Wagenmeister ist nicht zu erweichen. Eine Flachstelle von sechs Zentimeter wäre gerade noch zu tolerieren. Bei neun Zentimetern, wie beim Speisewagen, ist an Weiterfahren nicht zu denken. Die Abfahrtszeit von 13.25 verschiebt sich auf 15.00 Uhr, dann auf 15.30, schließlich kommt keine Ansage mehr. Beide Loks sind längst am Zug, als der sich endlich gegen 16 Uhr in Bewegung setzt, aber nur um auf das Nebengleis rangiert zu werden.
Der Speisewagen und Wagen 3 müssen aus dem Zug genommen werden.
Endlich freie Fahrt
Die Uhr zeigte unterdessen 18.25 Uhr, als das Signal auf grün springt. Die Sonne, die sich zwischenzeitlich ein wenig hat sehen lassen, hat sich längst wieder hinter einer dunklen Wolke versteckt. Trotzdem ist die Ausfahrt ein dampfender Genuss und auch die Menschen an den Fenstern machten langsam wieder fröhliche Gesichter. Mit fünf Stunden Verspätung geht der um zwei Wagen verkürzte Zug auf die Reise. Drei Filmstandorte gehen noch, dann ist das Licht weg und der Regen so stark, dass kein reguläres Filmen mehr möglich ist. Das Tagesziel Veliko Tarnovo, Bulgariens frühere Hauptstadt, muss bis kurz vor 22.00 Uhr auf die Ankunft des Zuges warten.