Dampf in der Morgensonne
Auf dem Bahnhof von Dimitrovgrad standen die beiden Dampfloks zischend und strahlend in der Morgensonne und schon hatten die Fans den Ärger vom Vorabend vergessen. Die beiden bulgarischen Dampfloks bliesen Dampfwolken aus sämtlichen Poren und umgeben mit einem wehenden weißen Schleier verließen sie Dimitrovgrad. Eine Augenweide. Untermalt wurden diese Bilder mit hallenden Zylinderschlägen. Ein Ohrenschmaus.
Unterwegs konnte das Außenteam den Zug noch drei weitere Male ablichten.
V100 in neuer Umgebung
In Krumovo, ungefähr zehn Kilometer vor Plovdiv, steht im Bahnhofsgelände eine
V 100. Nagelneu. Aufgearbeitet vom ehem. RAW Stendal, für eine private Firma in Bulgarien. Ablieferungsdatum 27. Juni 2007 im originalen DB-purpurrot, allerdings mit aufgeklebten Firmenlogo.
Hinter Plovdiv war ein älterer Mann ziemlich erstaunt, als wir auf seinem Feldweg entlang gebraust kamen. Er vergas für kurze Zeit weiter seine Tomaten zu pflücken. Aber als der Zug angebraust kam, hatte er sich längst wieder seinen roten Früchtchen gewidmet. Der Zug interessierte ihn nicht im geringsten.
Rhodopenbahn
In Septemvri ist der Ausgangspunkt der Rhodopenbahn, einer der eindrucksvollsten Schmalspurbahnen in Europa. Sie ist über hundert Kilometer lang und führt durch eine faszinierende Bergwelt bis hinauf auf 1.200 Meter. Die 760 Millimeter breiten Gleise werden täglich noch von vier oder fünf Zugpaaren befahren, die von vierachsigen Henschel-Dieselloks gezogen werden. Sie sind kleiner als die Dieselloks der Baureihe 216, können aber ihre Verwandtschaft nicht verleugnen.
Unser Sonderzug, bestehend aus vier vierachsigen Personenwagen, wird von einer Dampflokomotive gezogen. Ein starkes Dampfross im typischen schwarz-grünen Farbkleid der bulgarischen Staatsbahn. Achsfolge 1 E 1. Die Fahrt ins Gebirge wurde mit dem Fotobus verfolgt. Im engen Tal erreichen die Sonnenstrahlen nicht jede Stelle, aber es gibt viele Stellen mit höchst zufriedenen Fotografen.
Musik und Tanz
Nach zweieinhalb Stunden ist Velingrad erreicht. Unser Endpunkt. Die Strecke ist noch drei Stunden länger, aber das sprengt unser Zeitbudget. In Velingrad werden die Gäste mit Folklore und traditionellen Tänzen und Liedern empfangen und mit kulinarischen Appetithäppchen aus der Region versorgt.
Einige Schritte vom Bahnhof entfernt lockt ein Markt mit seinen Erzeugnissen. Eine willkommene Gelegenheit die persönlichen Vitamindepots wieder aufzuladen.
Alles klappt wie am Schnürchen, bei der Dampflok hat die Luftpumpe zwar ein paar Aussetzer, aber nach einigen Schlägen mit dem Hammer ist das Problem gelöst.
Mit ein paar Minuten Verspätung erreicht der Schmalspurzug im goldenen Abendlicht den Endpunkt Septemvri. Und nach drei weiteren Stunden Fahrt auf der Haupbahn das Tagesziel Sofia.