Belgrad
Der morgendliche Straßenverkehr von Belgrad ist eine Herausforderung an sich. Speziell in den Kreisverkehren, wo von fünf Seiten gleichzeitig der Verkehr jeweils zweispurig einmündet und auch die Straßenbahngleise noch aus verschiedenen Richtungen kommen. Dort entwickelt sich schnell ein Fahrzeugknäuel, das nur mit Mühe, fahrerischen Können und Geduld wieder entwirrt werden kann. Zur Abfahrt des Zuges stehen sämtlich Fotografen wieder vor den Loks. Die 01 ist gegen eine Tenderlok mit der gleichen Achsfolge ausgetauscht worden. Das Lokdenkmal am Bahnhof, eine blau lackierte Personenzuglok ist ebenso ein Blickfang, wie der riesige gelbe Bahnhof aus dem Jahr 1884.
Die Sonne lacht, die meisten Fahrgäste hängen an den Fenstern, und hoffen auf einen Tag mit blauem Himmel und vielen Dampfwolken.
Ich selbst habe meinen Rucksack mit sämtlichen Unterlagen im Auto zurückgelassen und bin in ziemlicher Aufregung ob dieses Leichtsinns. Schließlich muss der Rucksack immer am Mann sein. Doch kein böser Dieb hat das Auto aufgebrochen, oder gar gestohlen, es glänzt unberührt in der Sonne des jungen Morgens.
Stadtverkehr
Wir versuchen den Zug mit dem Auto zu verfolgen, was im Belgrader Morgenverkehr kein leichtes Unterfangen ist. Auch das Auto schien keine richtige Lust zu haben und schon stand die Temperatur des Kühlwassers kurz vor dem Siedepunkt. Vielleicht war es auch beleidigt, weil wir einen Strafzettel wegen unerlaubten Parkens erhalten hatten, aber irgendwann arbeitete der Thermostat wieder, die Autoschlange ist kleiner geworden und die Verfolgung kann beginnen.
Security
Ein schönes Motiv mitten in der flachen Landschaft tat sich hinter dem Örtchen M. Idos auf. Ein Feld, dahinter Bäume, Wiese, eine Gebäude und ein Brunnen, der ideale Vordergrund umso mehr, als sich weder Landschaft noch Wetter von der besten Seite zeigen. Das tut aber ein Herr, der schnurstracks angelaufen kommt und uns bedeutet, das Gelände zu verlassen. Er sei Security und dies Privatgelände und wir dürfen keine Aufnahmen machen. Da er auch noch mit einem Gewehr bewaffnet ist, haben wir seiner Bitte Folge geleistet. Schade, wäre ein schönes Bild geworden. Darauf muss die Bahnwelt nun leider für immer verzichten.....
Novi Sad
Derweil nähert sich unser Sonderzug der berühmt gewordenen Brücke von Novi Sad, eine kombinierte Schienen- Strassenbrücke. die anno 1999 von den Amerikanern im Krieg der Serben mit dem Kosovo zerbombt wurde. Die Bilder mit dem Einsturz der Brücke gingen damals um die Welt. Der Krieg ist in den Köpfen der Mitfahrenden ziemlich verblasst und wird viel weiter zurück datiert. Der Donauübergang wurde zwei Jahre später mit einer Behelfsbrücke versehen, die bis heute ihren Dienst tut. Die Friedensbrücke.
Grenzerlebnis
Die Grenzformalitäten zwischen Serbien und Ungarn verlaufen kurz und schmerzlos, allerdings moniert der ungarische Grenzer unsere Sicherheitswesten. Warum wir so etwas tragen. Wir sind Eisenbahnfotografen. Ein fragender, mitleidiger Blick, dann steht der Einreise nichts mehr im Wege.
Unterdessen schüttet es wie aus Kübeln, die Aufnahmen vom Lokwechsel in Subotca fallen buchstäblich ins Wasser. Als wir bereits auf der ungarischen Seite die Kamera aufgebaut haben, ereilt uns die Nachricht, dass man an der Grenze den Wagen acht abgehängt hat, weil bei diesem ein Radlenker gebrochen ist. Warten ist also angesagt. Als der Zug kommt, haben sich die Regenwolken verzogen. An der Spitze des Zuges nun wieder der Doppelpack der beiden 424er.
Man hätte im Übrigen warten können, denn wenig später ist der Wagen wieder repariert. Er wird an den Nachtexpress nach Budapest angehängt.